Gemeinsam für Gesundheit
Roland Göhde, Vorstandsvorsitzender der GHA, lobte eingangs die erfolgreiche Verzahnung von regionaler Branchenexpertise, die im Mittelpunkt des Arbeitskreises stehe und als eine Blaupause für weitere Formate dienen könne.In bewährter Manier startete die Sitzung mit Impulsvorträgen von Experten und externen Gästen. Aus dem Innovationszentrum Skolkovo bei Moskau schalteten sich Alexey V. Belousov, Head of Legal Affairs, und Nataliya Misharina, Head of Development des Moscow International Medical Cluster (IMC), dazu. Belousov berichtete über die Meilensteine und die Möglichkeiten für Kooperationen mit deutschen Unternehmen und Partnern.
Nach einer Rechtsgrundlage von 2015 ist im Rahmen des IMC die Übernahme registrierter Lizenzen aus OECD-Ländern, unter anderem für medizinische Protokolle, Medikamente, Medizinprodukte und Zertifikate für medizinische, pädagogische, F&E-Spezialisten erlaubt. In zehn bis 15 Ablegern von Kliniken aus OECD-Ländern sollen bis 2029 über 300.000 Patienten jährlich im Rahmen des Technoparks eine zukunftsweisende Gesundheitsversorgung erhalten. Partner aus Israel, Frankreich und Südkorea nehmen bereits an entsprechenden Projekten teil. Mit dem Erwerb einer Ausbildungslizenz im Dezember 2020 soll der IMC eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Fachkräfteförderung im medizinischen Bereich spielen.
Im Anschluss gab Nataliya A. Misharina einen Überblick über die aktuelle Entwicklung des Marktes für private medizinische Dienstleistungen in Russland und berichtete über die Erfahrung der IMC-Projektteilnehmer. Das Marktvolumen allein in Moskau soll bis 2023 auf 4,3 Millionen zahlende Patienten und der Umsatzwert auf umgerechnet 3,9 Milliarden Euro steigen. Der IMC orientiert sich an den positiven Entwicklungstendenzen des Verbrauchermarkts und will Patienten nicht nur aus der Region Moskau und Russland, sondern auch aus anderen GUS-Ländern locken. Die laufenden Projekte im Rahmen des Technoparks werden von der IMC Foundation und von einzelnen Investoren umgesetzt.
Usbekistan im Fokus
Im dritten Impulsvortrag stellte Amelie D’Souza, Head of Division Health and Social Protection Asia bei der KfW, das Portfolio der KfW Entwicklungsbank in Zentralasien vor. Diese ermöglicht Finanzierungen im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen, während die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern aktive Unternehmen finanziert. Die KfW ist derzeit mit Projekten in Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan vor allem in den Bereichen Mutter-Kind-Versorgung, Infektionskrankheiten sowie Entwicklung und Modernisierung der Krankenhausinfrastruktur aktiv. Im Rahmen der Agenda 2030 des Bundesentwicklungsministeriums, die die bilaterale Zusammenarbeit mit bestimmten Ländern vorsieht, werden in Usbekistan als einzigem zentralasiatischem Land neue Projekte aufgenommen. Dabei liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Digitalisierung des Gesundheitswesens, dem Ausbau von Laborkapazitäten sowie der medizinischen Ausbildung. D’Souza berichtete auch über ein großes Investitionsprojekt in Südosteuropa: Derzeit laufen die Tender für die energieeffiziente Sanierung eines Krankenhauses in der serbischen Hauptstadt Belgrad in Höhe von über 200 Millionen Euro.
Verbesserung der Lungenkrebsversorgung in Osteuropa
Die Kooperationsmöglichkeiten und der Aufbau neuer Partnerschaftsnetzwerke zur Stärkung der Gesundheitssysteme in Osteuropa standen im Mittelpunkt des letzten Impulsvortrags. Claudia Ivascu, Personalized Healthcare System Partnering Lead bei Roche Pharma AG, und Ellen Griesshammer, Referentin für Internationale Zertifizierung bei der Deutschen Krebsgesellschaft e.V., stellten das Net4Care-Projekt vor – eine Initiative zur Verbesserung der Situation von Lungenkrebspatienten durch den Aufbau eines Netzwerks für die integrierte und hochwertige Lungenkrebsversorgung in Osteuropa. Dazu gehören drei Kernelemente: ein Netzwerk multidisziplinärer qualitätsgesicherter Lungenkrebs-Zentren, eine länderübergreifende Dateninfrastruktur sowie Zugang zu klinischen Studien und Forschungsinfrastruktur. In der Abschlussdiskussion widmeten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem 4. German-East European & CIS Health Forum, das im Oktober 2021 im Rahmen des World Health Summit in Berlin stattfindet.