© Fotolia/papa1266

Potenziale des Tiefseebergbaus

Tiefseebergbau – das klingt für viele Menschen wie Science Fiction. Dabei könnte der Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee einen wichtigen Beitrag zur Rohstoffversorgung der deutschen Industrie leisten. Die Lagerstätten am Meeresboden enthalten metallische Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer oder Nickel. Um das Potenzial des Tiefseebergbaus zu nutzen, braucht es eine ehrliche Debatte um die Chancen und Herausforderungen.

Die Stärke des Industriestandorts Deutschland ist die Herstellung von innovativen High-Tech-Produkten. Damit das auch in Zukunft so bleibt, muss eine sichere Rohstoffversorgung gewährleistet sein. Sollen also beispielsweise in Zukunft Elektromotoren und Batterien in Deutschland produziert werden, so steigt unter anderem der Bedarf an Kobalt stark an. Auch Stahl und somit Nickel und Mangan wird für die Produktion der Elektromotoren gebraucht. Für den Ausbau der Infrastruktur rund um die Elektromobilität werden große Mengen Kupfer benötigt. In Windkraftanlagen werden Seltene Erden, aber auch Stahl oder Kupfer verbaut.

Tiefseebergbau als Chance verstehen

Die Rohstoffe am Meeresboden können einen wichtigen Beitrag zur Rohstoffversorgung mit High-Tech-Rohstoffen leisten. Drei Arten von Vorkommen, die in 800 bis 6.000 Meter Tiefe liegen, sind besonders interessant: Manganknollen, Massivsulfide und Kobaltkrusten. Sie enthalten Rohstoffe wie Mangan oder Nickel für die Stahlproduktion und Kupfer, Kobalt, Seltene Erden und Zink für die Automobil- und Elektroindustrie.

Bei diesen Rohstoffen ist Deutschland aktuell vollständig auf den Import angewiesen. Ein Abbau der Rohstoffe durch deutsche Unternehmen wäre demnach eine große Chance, um die Importabhängigkeit zu senken. Anlässlich der 46. Underwater Mining Conference im September 2017, die von der DeepSea Mining Alliance (DSMA) organisiert wurde, sagte Matthias Wachter, BDI-Abteilungsleiter Sicherheit und Rohstoffe, „wir müssen das Potenzial des Tiefseebergbaus jetzt nutzen“.

Der Tiefseebergbau ist zudem eine große Chance für die Entwicklung von Spitzentechnologie „Made in Germany“. Deutsche Unternehmen, wie z. B. die BAUER Maschinen GmbH oder EvoLogics GmbH, die beide in der DSMA aktiv sind, entwickeln schon seit Jahrzehnten High-Tech-Maschinen, mit denen der Abbau von Rohstoffen am Meeresgrund und das Umweltmonitoring möglich wäre.

Herausforderungen adressieren

Um die Schätze zu bergen, müssen die Herausforderungen des Tiefseebergbaus adressiert und diskutiert werden. Diese Debatte muss offen und frei von ideologischen Vorfestlegungen geführt werden. „Wir brauchen eine ehrliche Debatte über die ökologischen, ökonomischen und technischen Herausforderungen des Tiefseebergbaus, keine Angstmacherei“, so Wachter.

Aktuell erarbeitet die Internationale Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) Standards für den Abbau von Rohstoffen in internationalen Gewässern. Dabei liegt ein Fokus darauf, die Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus so verträglich wie möglich zu gestalten. Klare Umweltstandards können jedoch erst formuliert werden, wenn der Abbau in einem Pilotprogramm (sogenannter „Pilot Mining Test“) getestet wurde und gleichzeitig Umweltdaten gesammelt werden. Das ist bisher nicht erfolgt.

In diesem Prozess sollte Deutschland eine Führungsrolle einnehmen. Mit der Durchführung eines Pilot Mining Tests für den Abbau von Manganknollen könnten deutsche Unternehmen die Standards setzen. „Hohe Umweltstandards sind eine wichtige Voraussetzung für den Tiefseebergbau“, erklärte Wachter weiter. „Sie dürfen aber nicht zu Lasten der Wirtschaftlichkeit gehen.“

Intensive Diskussion bei Underwater Mining Conference

Die Fortschritte bei der Erforschung des Tiefseebergbaus standen im Mittelpunkt der 46. Underwater Mining Conference, die Ende September 2017 im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin stattgefunden hat. Bei der zweitägigen Fachkonferenz tauschten sich über 200 Experten über die Chancen und Herausforderungen für einen ökonomisch, ökologisch und technologisch verantwortlichen Tiefseebergbau aus.

Impressionen von der 46. Underwater Mining Conference

Matthias Wachter, BDI, bei der Eröffnung der Underwater Mining Conference 2017 © BDI
© UMC/IMMS 2017
© UMC/IMMS 2017
© UMC/IMMS 2017
© UMC/IMMS 2017
© UMC/IMMS 2017
© UMC/IMMS 2017
© UMC/IMMS 2017