Rohstoffförderung in der Tiefsee – Beitrag für mehr Versorgungssicherheit

Eines haben Energiewende, fortschreitende Digitalisierung und Infrastrukturausbau gemeinsam – für all diese Transformationsziele braucht es einen massiven Hochlauf klimaneutraler Technologien. Sie lassen den Bedarf nach kritischen Rohstoffen rasant wachsen, nicht nur hierzulande, sondern weltweit. Um den wachsenden Bedarf zu decken, kann Rohstoffförderung in der Tiefsee einen wichtigen Beitrag leisten.

Mehr Metalle für Industrieproduktion im High-Tech-Zeitalter

Der umfassende Einsatz klimaneutraler Technologien muss nun kommen, schnell und umfassend. Es geht unter anderem um die vollständige Dekarbonisierung der Stromversorgung und um eine tiefgreifende Elektrifizierung der meisten Energieverbraucher, etwa durch Elektromobilität. Die Herausforderungen sind enorm: Bis 2030 wird ein Anstieg der globalen Stromnachfrage um 25 bis 30 Prozent erwartet. Was das konkret bedeutet, bringt die Internationale Energieagentur (IEA) auf den Punkt: Bis 2040 müssen so viele neue Kilometer Stromnetz gebaut werden wie in den vergangenen 100 Jahren zusammen. In Deutschland muss das Stromnetz um 12.000 Kilometer wachsen. Um Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen, muss die Flotte an E-Autos weltweit um den Faktor 60 wachsen, von zehn Millionen im Jahr 2022 auf 88 Millionen im Jahr 2030.

Kupfer, Kobalt, Nickel, Lithium und Mangan – die Verfügbarkeit von all diesen Metallen für treibhausgasneutrale Technologien wird in absehbarer Zeit so viel entscheidender werden. Laut IEA werden in den nächsten 20 Jahren 40 Prozent mehr Kupfer, 60 bis 70 Prozent mehr Nickel und Kobalt sowie 90 Prozent mehr Lithium benötigt. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) müssen im Szenario der Netto-Null-Emissionen bis 2050 allein bis 2030 weltweit 388 neue Bergwerke eröffnet werden, darunter 50 für Lithium, 60 für Nickel, 17 für Kobalt, 50 für Batteriekathoden und 40 für Batterieanoden.

Ohne sichere Rohstoffversorgung gibt es keine Energiewende, E-Mobilität, Digitalisierung oder Industrie 4.0. Kritische Rohstoffe müssen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Denn sie sind die entscheidenden Bestandteile für das Rezept einer zukunftsfähigen deutschen Industrie, die auf den Leitmärkten der Zukunft eine Führungsrolle beansprucht.

Rohstoffförderung in der Tiefsee als Antwort auf Geopolitik

Derzeit ist Deutschland auf Importe aus beispielsweise China sowie aus Ländern mit komplizierten politisch-wirtschaftlichen Verhältnissen angewiesen. Gerade Russland und China sind systemische Wettbewerber, wie die Bundesregierung mit Nachdruck betont. Im Zuge des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Russland Energie als geopolitisches Erpressungsinstrument eingesetzt. Auch China setzt aus geopolitischen Erwägungen auf Exporteinschränkungen kritischer Rohstoffe, wie unlängst bei den Metallen Gallium, Germanium und Grafit geschehen. Mit Rohstoffförderung in der Tiefsee kann Deutschland Rohstoffimporte diversifizieren, Abhängigkeiten reduzieren und seine strategische Autonomie erhöhen.

Hohe Umweltstandards durch klare Regeln

Rohstoffförderung in der Tiefsee ist ein sensibler Eingriff in das maritime Ökosystem. Hohe Umweltstandards sind notwendig, um einen nachhaltigen Abbau zu gewährleisten. Die deutsche Industrie bekennt sich zum Umweltschutz bei der Rohstoffförderung in der Tiefsee. Bereits jetzt sammeln und analysieren Unternehmen und Forschungseinrichtungen umfassend Daten, um die Auswirkungen auf das Tiefsee-Ökosystem zu verstehen und zu minimieren. Innovative Technologien wurden erfolgreich auf ihre Umweltverträglichkeit getestet und weiterentwickelt. Mit klaren Regularien lässt sich dafür sorgen, dass Rohstoffförderung in der Tiefsee die Biodiversität schützt und eine Regeneration des Ökosystems ermöglicht.

Bundesregierung muss internationale Regeln mitgestalten

Es ist dringend notwendig, verbindliche Regeln für die Rohstoffförderung in der Tiefsee zu verabschieden. Bis 2025 will die internationale Meeresbodenbehörde IMB verbindliche Regeln für die Rohstoffförderung in der Tiefsee verabschieden. Die Bundesregierung setzt sich für eine Pause beim Tiefseebergbau ein, findet dafür jedoch international keine Mehrheit. Der BDI ruft die Bundesregierung auf, aktiv an der Gestaltung des „Mining Code“, dem internationalen Regelwerk für alle bergbaulichen Vorhaben am Tiefseeboden, mitzuwirken. Deutschland sollte seine Möglichkeiten nutzen, um den Mining Code so zu gestalten, dass ein minimalinvasiver Abbau allerorts zum Standard wird. Pilotprojekte sollten gestartet werden, um wichtige Daten zu sammeln und umweltfreundliche Abbautechnologien zu entwickeln. Nur durch den tatsächlichen Betrieb lassen sich realistische Grenzwerte und Anforderungen definieren, um die Rohstoffförderung in der Tiefsee so umweltschonend wie möglich zu gestalten.

Technologieexport als Chance für deutsche Unternehmen

Rohstoffförderung in der Tiefsee eröffnet neue Märkte für den Export von Hochtechnologie „Made in Germany“. Sie bietet neue Chancen für die Entwicklung und den Export umweltschonender Technologien. Diese Technologien sind wichtig für die Gewinnung, Verarbeitung und Überwachung von Rohstoffen. Die deutsche Industrie hat das Potenzial, führend in der umweltschonenden Rohstoffförderung zu werden und so ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Ein „Zero-Waste“-Konzept zur vollständigen Nutzung der in Manganknollen vorhandenen Rohstoffe wurde in Deutschland bereits entwickelt. Mit innovativen Fördersystemen kann sich die deutsche Industrie als wichtiger Technologiepartner im internationalen Wettbewerb positionieren.