BDI-Jahrestagung 1979, Bonn © Wolfgang P. Prange

Schlaglichter auf die Geschichte des BDI seit 1949

Die Geschichte des „Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V.“ (BDI) beginnt 1949 in Köln. Der am 19. Oktober ursprünglich gegründete „Ausschuss für Wirtschaftsfragen der industriellen Verbände“ wurde nur wenige Wochen später in „BDI“ umbenannt. 32 Wirtschaftsverbände und Arbeitsgemeinschaften organisierten sich fortan im neuen Spitzenverband. Ihre Zahl wuchs in den folgenden Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich auf 40 (Stand 2023).

Der Geschäftssitz des BDI wurde mit Bedacht in der Nähe von Bonn gewählt, der Hauptstadt der zuvor konstituierten Bundesrepublik Deutschland. Der neue Spitzenverband sollte als Interessenvertretung der Industrie neben denen der Arbeitgeber, der Industrie- und Handelskammern und der Gewerkschaften bestehen. Drei Namen sind von Anfang an eng verknüpft mit dem Bemühen von Industrievertretern, nach dem Zweiten Weltkrieg einen industriellen Spitzenverband auf gesamtstaatlicher Ebene ins Leben zu rufen: Fritz Berg als erster BDI-Präsident, Wilhelm Beutler als erster Hauptgeschäftsführer und Hermann Reusch, der den Verband als langjähriges Mitglied des Präsidiums und Vorstandes prägte.

Europa im Fokus – die 1950er Jahre

Schon vor Gründung der Bundesrepublik stand die europäische Integration für die industriellen Verbände im Mittelpunkt ihrer Bemühungen. Fritz Berg wurde bereits 1948 als deren Vertreter in den Rat der europäischen Industrieverbände (REI) aufgenommen. Der BDI forcierte das zentrale Thema Europa seit seiner Gründung. Nachhaltig setzte er sich für die 1951 gegründete Montanunion (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl) ein, die durch den Zusammenschluss mit der 1957 gegründeten EWG und EURATOM in die Europäischen Gemeinschaften 1965-1967 mündete. Ein regelmäßiger Austausch mit dem französischen Conseil National du Patronat Français (CNPF) und bilaterale Industriegespräche mit weiteren europäischen Schwesterverbänden unterstützten diesen Prozess.

Am 1. März 1958 wurde als Untergliederung der REI die „Union der Industrien der Europäischen Gemeinschaft gegründet“ (Union des Industries de la Communauté Européenne, UNICE), der auch der BDI angehörte. Sie sollte eine gemeinsame Haltung der industriellen Spitzenverbände in den EWG-Ländern zu allen Fragen der EWG und EURATOM erarbeiten und diese vor der Europäischen Kommission bzw. den Regierungen vertreten. Dafür richtete der BDI im Herbst 1958 ein offizielles Verbindungsbüro in Brüssel ein. Innerhalb des Verbandes beschäftigte sich der Marshallplan-Ausschuss (1950) mit den drängenden europäischen Fragen. Er wurde 1951 in den Europa-Ausschuss umbenannt.

Doch der Focus der Industrie reichte über Europa hinaus: Um sich auch im Welthandel zu positionieren, intensivierte der BDI in den 1950er Jahren die transatlantischen Beziehungen. Delegationen der USA und Deutschlands besuchten sich gegenseitig, regelmäßig fanden Deutsch-Amerikanische Industriegespräche statt. 1959 eröffnete der BDI in New York das German-American-Chamber of Commerce als offizielle Vertretung in den USA.

Auf bundesdeutscher Ebene beschäftigte den BDI vor allem das Thema Wettbewerb. Für deutsche Unternehmen war eine stabile Wettbewerbsordnung ohne Vereinbarungen von Preisen und Mengen (Kartelle) mehrheitlich unvorstellbar. Das stand in krassem Gegensatz zum Verbotsprinzip von Kartellen, das durch die Bundesregierung vertreten wurde. Die Auseinandersetzungen zwischen dem BDI in Person von Präsident Fritz Berg und Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard in dieser Frage sind legendär. Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) war schließlich ein von beiden Seiten akzeptierter Kompromiss, der Ausnahmen des Verbotes unter bestimmten Voraussetzungen erlaubte. Es wurde 1957 verabschiedet und trat 1958 in Kraft.

Das erste Jahrzehnt des BDI wurde von einer enormen organisatorischen Dynamik geprägt. Viele Institutionen zeugen noch heute davon. So wurde 1951 das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln gegründet (IW Köln, bis 1973 Deutsches Industrieinstitut, DI), 1952 folgten der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft und der Kulturkreis des BDI (seit 1992 Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI). Nicht zuletzt durch die Erfolge der Interessenvertretung der deutschen Industrie ging dieses Jahrzehnt als Epoche des „Wirtschaftswunders“ in die Geschichte ein.

Die 1960er Jahre: Entwicklungspolitik und erste Krisen

In den 1960er Jahren zerfielen die Kolonialgebiete der Europäer in Afrika, die meisten Länder erreichten ihre Unabhängigkeit (z.B. Kamerun, Somalia, Tansania). Die UNO bezeichnete die kommenden Jahre als „Entwicklungsdekade“. In Europa institutionalisierte sich die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges praktizierte sogenannte Entwicklungspolitik. Politik und Wirtschaft versuchten, die Dekolonisation der neuen Nationalstaaten zu unterstützen.

Dieses Thema beschäftigte auch den BDI bereits frühzeitig. Um die Zusammenarbeit der Wirtschaft in Fragen der Entwicklungspolitik zu verbessern, gründeten die Spitzenverbände der gewerblichen Wirtschaft im Mai 1961 die „Arbeitsgemeinschaft Entwicklungsländer" (ArGe). Deren Beirat sollte dem Interministeriellen Ausschuss für Entwicklungspolitik als beratendes Gremium der gewerblichen Wirtschaft zur Verfügung stehen. Die ArGe wurde neben dem BDI u.a. vom Deutschen Industrie- und Handelstag, dem Bundesverband des Privaten Bankgewerbes und dem Gesamtverband des Deutschen Groß- und Außenhandels getragen. Zu den Aufgaben der ArGe und ihres Beirates gehörten insbesondere die interne Abstimmung zu Fragen der Entwicklungspolitik sowie die Vertretung des gemeinsamen Standpunktes nach außen. Die Geschäftsführung der ArGe lag beim BDI. Damit eng verbunden war auch der europäische Integrationsprozess. Die bilateralen Industriegespräche des BDI mit den niederländischen, britischen und französischen Industrieverbänden standen im Zeichen dieser Entwicklung.

Strukturpolitische Herausforderungen waren nach den Jahren des Aufschwungs erste Krisen, wie die Kohlekrise - die in der Errichtung der Ruhrkohle-AG 1968 mündete - sowie die Rezession 1967/68. Als Reaktion darauf wurde im Juni 1967 in der ersten Großen Koalition das Stabilitätsgesetz erlassen. Die Gespräche der Konzertierten Aktion, die als permanenter Dialog zwischen den Spitzenverbänden der gewerblichen Wirtschaft, Gewerkschaften und Regierung eingerichtet worden war, befassten sich nicht nur mit der gesamtwirtschaftlichen Lage, sondern flankierten auch Themen wie internationale Währungspolitik, Wettbewerbspolitik, Einkommensentwicklung oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Schließlich wurden in diesem Rahmen die Jahresgutachten des neu etablierten Sachverständigenrates sowie die Jahreswirtschaftsberichte und Zielprojektionen der Bundesregierung erläutert und besprochen. Vor dem Hintergrund der sozialen Marktwirtschaft vertrat der BDI hierbei die Entscheidungsautonomie der Unternehmen und verwies auf die Grenzen der Globalsteuerung.

Schwere Krisen und Erneuerung im BDI in den 1970er Jahren

Ölpreiskrisen, die andauernde Mitbestimmungsdiskussion und die infolge der Kohlekrise verstärkte konjunkturelle Stahlkrise prägten die 1970er Jahre in der Bundesrepublik. Der Staat versuchte zunehmend, Einfluss auf die Wirtschaft zu nehmen, in der Öffentlichkeit wurden eine kritische Sicht auf die Wirtschaft und die Rolle der Unternehmer diskutiert. Innerhalb des BDI begann zeitgleich ein Erneuerungsprozess. Hans-Günther Sohl löste 1972 Fritz Berg als BDI-Präsident ab, der den Verband 20 Jahre lang geführt hatte. Verbunden mit dem Führungswechsel beschloss die Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung, die die Dauer der Amtszeit des Präsidenten auf zwei mal zwei Jahre, höchstens aber – und nur mit einer Zweidrittelmehrheit – für eine dritte Amtzeit. Zudem bezog der BDI 1971 seine neue Geschäftsstelle, einen im Auftrag des Verbandes errichteten repräsentativen Neubau in Köln Bayenthal – das „Haus der deutschen Industrie“.

Die lange diskutierte Fusion der beiden Spitzenverbände BDI und BDA rückte mit Hanns Martin Schleyer als Präsident beider Verbände 1977 endlich in greifbare Nähe. Seiner Persönlichkeit traute man diesen Balanceakt zu. Doch der brutale Mord an Schleyer durch die RAF am 18. Oktober 1977 beendete alle Bemühungen in dieser Hinsicht. Und er erschütterte die Bundesrepublik tiefgehend.

Die 1980er Jahre: Industrielle Revolution und „Wende“

Die wirtschaftliche Entwicklung in den 1980er Jahren wurde vor allem durch den Transformationsprozess der „dritten industriellen Revolution“ bestimmt. Die Industrie setzte konsequent auf Forschung, Entwicklung und Nutzung der Schlüsseltechnologien wie Kommunikationstechnik, Mikroelektronik und Biotechnologie. Der BDI beteiligte sich mit den Ergebnissen seiner ab 1986 stattfindenden jährlichen Technologiegespräche an der gesellschaftlichen Debatte um die sogenannte Technikfolgenabschätzung (TA) und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. 1985 übernahm der BDI in der „Europäischen Initiative für anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung in internationalen Projektkooperationen“ (EUREKA) für die Industrie die Rolle einer Informationszentrale und begleitete Unternehmen bei der Umsetzung grenzüberschreitender und marktorientierter Forschungskooperationen zu innovativen Themen. Mit seinem Film "Innovation - Die Zukunft unserer Wirtschaft" gewann der BDI den 1. Preis im Wettbewerb um den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis 1987.

Nach dem Fall der Mauer 1989 nahm der BDI im Prozess bis zur Deutschen Einheit 1990 eine wichtige Rolle ein. Schon im November 1989 hatte BDI-Präsident Tyll Necker in wirtschaftspolitischen Diskussionen mit reformerischen Kräften in Ost-Berlin den Vorschlag für eine stufenweise Wirtschafts- und Währungsunion unterbreitet. Er war 1990 auch in die nachfolgenden Spitzengespräche u.a. beim Bundeskanzler, dem Bundeswirtschaftsminister und der amtierenden DDR-Regierung eingebunden. Sie brachten nach längerer Stagnation in der Diskussion über den gemeinsamen europäischen Binnenmarkt entscheidende Impulse. Denn mit der Wende eröffnete sich der bundesdeutschen Wirtschaft mit Osteuropa ein neuer Wirtschaftsraum.

Globalisierte Wirtschaftspolitik und neue Märkte, Umzug an die Spree und neue Mitglieder – die 1990er Jahre

Die 1986 begonnene multilaterale Verhandlungsrunde (Uruguay-Runde) im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) zielte auf mehr globalen Freihandel - blieb aber bis Anfang der 1990er Jahre ergebnislos. In der Folge schlossen sich zwischen 1989 und 1991 Länder in neuen regionalen Wirtschaftsräumen zusammen, wie z.B. APEC, NAFTA, Mercosur und 1993 auch die EU. Die Gründung der World Trade Organisation (WTO) 1995 mag durch die sogenannte „Zäsur 1989“ mit ihrer geopolitischen Dynamik beflügelt worden sein und der langjährigen Uruguay-Runde ein Ende gesetzt haben. Für den Anstieg des Welthandels waren jedoch eher die zuvor geschaffenen Freihandelsabkommen der regionalen Wirtschaftsräume sowie bilaterale Handelsabkommen maßgeblich. Um dabei die deutschen Interessen für Wirtschaftskooperationen und Marktzugänge zu den Regionen zu bündeln und wirkungsvoll zu vertreten, gründete der BDI – gemeinsam mit anderen wirtschaftlichen Spitzenverbänden – Regionalinitiativen. Dazu gehörten 1993 der Asien-Pazifik-Ausschuss (APA), die 1995 mit regionalem Schwerpunkt im südlichen Afrika ins Leben gerufene „Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft" (später SAFRI) oder 1996 die Nordafrika Mittelost Initiative (NMI). Der Verband agierte dabei im engen Austausch mit der Bundesregierung.

Europapolitisch standen die 1990er Jahre zunächst im Zeichen der Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes (Vertrag über die Europäische Union, 1993) und der späteren Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (1999). Der BDI hatte sich von Anfang an für die Ratifizierung des Unionsvertrages von Maastricht ausgesprochen und war damit seiner europapolitischen DNA gefolgt, die ihn seit seiner Gründung leitete.

Nach der Deutschen Einheit 1990 und dem Hauptstadtbeschluss des Bundestages für Berlin 1993, hatte auch die BDI-Mitgliederversammlung 1995 beschlossen, den BDI-Geschäftssitz an die Spree zu verlegen. Gemeinsam mit der BDA und dem DIHT bezog der BDI am 12. November 1999 das Haus der Deutschen Wirtschaft. Der Neubau war im Auftrag der drei Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft in Berlin-Mitte errichtet worden.

Mit dem rasanten Ausbau des Internets in den frühen 1990er Jahren entwickelte sich die Industrie- zur Informationsgesellschaft fort. Informations- und Kommunikationsdienstleistungen gewannen im Vergleich zur industriellen Warenproduktion und den traditionellen Dienstleistungen eine zentrale Bedeutung. Nach dem Verständnis des BDI hingen Industrie und Dienstleistung in hohem Maße voneinander ab, da die industrienahen Dienste auf die industrielle Basis angewiesen sind. So war der frühzeitige Anspruch, Verbänden, die diese neuen hybriden Branchen vertraten, in den BDI aufzunehmen, wegweisend. 2001 gab es dazu eine Satzungsänderung. Der 1999 gegründete BITKOM war der erste dieser neuen Mitgliedsverbände im BDI.

Die 2000er Jahre: Entschädigung, Krisenbewältigung, Klimaschutz

Gesellschaftlich gelang zu Beginn des neuen Jahrtausends ein Meilenstein: Bundesregierung und Wirtschaft stehen zu ihrer Verantwortung für das Leid von Zwangsarbeitern und weiteren Opfern des NS-Regimes. Bereits in den 1980er Jahren begannen die ersten Unternehmen, ihre Verantwortung während des „Dritten Reiches“ historisch aufzuarbeiten. Parallel dazu wurde die politische Debatte über die bislang ausgebliebene Entschädigung von Zwangsarbeitern differenzierter und offener. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sah sich das wiedervereinte Deutschland nicht nur mit Sammelklagen von Opferverbänden aus den USA, sondern nun auch aus Osteuropa konfrontiert. BDI, BDA, der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) sowie der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) gründeten 1999 die "Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft“ mit dem Ziel, Gelder für den zu gründenden Stiftungsfond von den deutschen Unternehmen einzusammeln. Der BDI unterhielt das Büro in seiner neuen Niederlassung in Berlin. Am 2. August 2000 wurde im Bundestag – mit Unterstützung aller Fraktionen – das Gesetz zur Gründung der „Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) verabschiedet. Neben der finanziellen Entschädigung, die hälftig von Bund und Wirtschaft planmäßig bis 2007 getragen wurde, rückte auf Drängen der deutschen Wirtschaft im weiteren Verlauf ein Zukunftsfonds in den Mittelpunkt der Stiftungstätigkeit. Mit ihm wird bis heute die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel der Geschichte wachgehalten.

Auf Initiative des BDI fand 2007 im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm ein Business-Sondergipfel statt. Hier erarbeiteten Wirtschaftsverbände aus Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada, Japan, den USA und Russland Gestaltungsvorschläge zu den Themen Energie, Klimaschutz, Innovation, Schutz des geistigen Eigentums, Investitionen und internationale Zusammenarbeit. Jährliche Tagungen der B7 (Ausschluss Russlands 2014) sorgen seitdem für kontinuierliche Handlungsempfehlungen, die dem jeweiligen G7-Gipfel übergeben werden.

2008 erschütterte die Finanzkrise die Welt. Trotz aller staatlichen Maßnahmen mahnte der BDI die Balance zwischen Markt und staatlicher Regulierung an. Im Zusammenhang mit der folgenden Finanzkrise in Griechenland 2011 machte sich der BDI für Investitionssicherung und Rechtssicherheit der Unternehmen stark, die in finanziell oder politisch kollabierenden Gebieten arbeiten. Die Wirtschaftsverbände forderten außerdem europäische Stabilitätsmechanismen und Haushaltskonsolidierungen in Europa. 

Aus für die Kernkraft, TTIP, CETA und Brexit – die 2010er Jahre

Der Reaktorunfall in Fukushima 2011 rückte das Thema Atomausstieg und Energiewende für Politik und Industrie dramatisch in den Mittelpunkt. Der politisch geplante rasche Ausstieg aus der Kernenergie stellte die Unternehmen nun vor gewaltige Herausforderungen. Mit seiner Studie „Klimapfade für Deutschland“ präsentierte der BDI 2018 vielbeachtete Ansätze zur Emissionsreduktion vor und wies zugleich auf die Notwendigkeit einer wirtschaftlich machbaren, überlegten Energiewende hin.

Die öffentlich kontrovers diskutierten Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) zwischen der Europäischen Union und den USA sowie CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) mit Kanada fanden im BDI breite Unterstützung. Der Handel sollte bei hohen Standards erleichtert und moderne, transparente Instrumente etabliert werden, die Investitionsschutz und zugleich Berufungsmechanismen garantieren. Während die TTIP-Verhandlungen durch die Präsidentschaft Donald Trumps in den USA einfroren, erleichtert CETA seit 2017 die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Kanada enorm.

Der 2016 angekündigte Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union löste im europäischen Wirtschaftsraum ein Erdbeben aus. Außenhandelsorientierte Nationen wie die Bundesrepublik sorgten sich um die wirtschaftlichen Konsequenzen des Brexits und drohende Handelseinschränkungen. Der BDI rief eine Taskforce Brexit ins Leben, die im Vorfeld die Auswirkungen des britischen EU-Austritts analysierte und Empfehlungen an die EU und die Bundesregierung aussprach. Darin waren neben dem BDI unter anderen BDA, DIHK, Bankenverband, das IW Köln und etliche unmittelbar betroffene Unternehmen, vor allem aus der Industrie, vertreten. Verschiedene Projektgruppen bearbeiteten Themen wie zum Beispiel den Güterhandel, Verkehr und Logistik, Steuern, Marktzugang, Finanzdienstleistungen oder Rechtsfolgen. Ein Austrittsabkommen regelt seit dem Ende der Übergangphase Anfang 2021 die neuen Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich, und die Arbeit der Task Force wurde beendet.

Seit 2020: Europa erneut im Krisenmodus

Der Übergang in die 2020er Jahre ist jedoch nicht nur von den gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits geprägt. Die weltweite Corona-Pandemie stellt die Menschen, die Politik, die globalisierte deutsche und europäische Industrie vor enorme Schwierigkeiten, deren Auswirkungen noch nicht abzusehen sind. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 führt schließlich zu einer zusätzlichen Zerreißprobe und – mit Blick auf die Versorgung mit Energie und Wärme sowie auf Sicherheit – zu enormen Herausforderungen an die Industrie.