Hannover Messe 2023 © Marius Schwarz

Technologieführerschaft „Made in Germany“

Wer die Technologieführerschaft übernehmen und Zukunftsmärkte sichern will, muss technologische Standards setzen und Wertschöpfungskreisläufe schließen. Das Zielbild ist grün, resilient und digital. In der Transformation der Wirtschaft sind Standards zunehmend strategische Instrumente zur Durchsetzung geopolitischer Interessen. Industriepolitisch entscheidet sich die globale Wettbewerbsfähigkeit an der Technologieführerschaft.

Auf Grundlage von Innovationsoffenheit sowie der strategischen Nutzung technologischer Standards zur Erschließung globaler Märkte revolutionierten deutsche Unternehmen die Entstehung und Vermarktung von Produkten, schafften innovative Lösungen und besetzten zukünftige Wachstumsfelder. Sie wurden zu einem zentralen Motor der globalen Wirtschaft und Gesellschaft. Kurzum, der Dreiklang aus „Industrieland, Exportland und Innovationsland“ machte Produkte ‚Made in Germany‘ zum globalen Erfolgsfaktor.

Durchschlagskraft des Europäischen Binnenmarktes nutzen   

Für das Industrieland Deutschland spielen die Skaleneffekte und Vorteile des Europäischen Binnenmarktes und dessen Standardisierungssystem eine elementare Rolle.

Deutlich wird dies am Transformationsfeld Dekarbonisierung. Um die die deutsche Industrie in die Klimaneutralität zu führen, ist Wasserstoff einer der zentralen Hebel. Wir brauchen Wasserstoff – möglichst schnell, in großen Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen. Wir sind auch auf Wasserstoffimporte aus Nicht-EU-Ländern angewiesen sowie auf den schnellen Aufbau einer harmonisierten Wasserstoffinfrastruktur. Damit dies gelingen kann, sind die Europäischen Gesetzgeber aufgefordert, das simple Prinzip der Europäischen Standardisierung anzuwenden. Dem schließt sich die Integration des Europäischen Standardisierungssystems in das internationale System an. Ein Rückzug auf die Insel Europa wäre genau der falsche Weg.

Handelsabkommen als strategisches Instrument betrachten  

Für das Exportland Deutschland wird das Transformationsfeld Digitalisierung zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor. Industrie 4.0, Manufacturing-X, Digitaler Produktpass und 5G – die Welt erlebt einen Schub beim Aufbau einer digitalen Infrastruktur und deren Flankierung über die internationale Standardisierung. Fertige Standards allein reichen jedoch nicht aus – sie müssen international anerkannt werden und Anwendung in Zukunftsmärkten finden. Europäische und nationale Strategien und Handelsabkommen müssen auf internationale Standards verweisen. Nur so schaffen wir den Schulterschluss der demokratischen Länder und können den Aufbau einer vertrauensbasierten digitalen Infrastruktur vorantreiben. Gleichzeitig gilt es, marktrelevante und prioritäre Themengebiete frühzeitig zu identifizieren und dafür strategische Akzente in gegenwärtigen und künftigen Verhandlungen zu setzen.

Innovationsland Deutschland in die Zukunft führen

Beide Transformationsfelder verbindet der Anspruch, Innovationen ‚Made in Germany‘ zu entwickeln. Deutschland wird Innovationen nur dann erfolgreich vermarkten können, wenn es ebenso agil und motiviert – wie aufstrebende Wirtschaftsnationen – die Potenziale internationaler Standards nutzt. Die Circular Economy ist hier eine große Chance. Relevante internationale Märkte für kreislauffähige Produkte und Rohstoffe entstehen aber nur, wenn Qualität und Verlässlichkeit auch über Standards abgesichert werden. Die deutsche Industrie bringt mit ihrem weltweit einzigartigen Know-how dabei beste Voraussetzungen mit, dafür sorgt auch die unternehmerische Forschung und Entwicklung. Im nächsten Schritt aber müssen innovative Produkte und Technologien schlagkräftig in die internationale Standardisierung gebracht werden. Es ist daher nur konsequent, nach der steuerlichen Forschungs- und Entwicklungsförderung in einem zweiten Schritt auch eine steuerliche Förderung von Standardisierungsaktivitäten vorzusehen.

Gerade weil die Transformation der internationalen Handelsbeziehungen durch hybride Staatswirtschaften geprägt ist, gilt weiterhin: “Wer die Standards setzt, besetzt den Markt”. Denn Standards entscheiden über die Möglichkeit des Marktzugangs, gestalten Schlüsseltechnologien und stärken nachhaltig unsere Resilienz in einer volatilen Geoökonomie.

Impressionen Hannover Messe 2023

Webtalk zu Technologieführerschaft „Made in Germany“ Hannover Messe 2023