Unternehmen mit zirkulären Geschäftsmodellen sind erfolgreicher © Unsplash/Miikka Luotio

Unternehmen mit zirkulären Geschäftsmodellen sind erfolgreicher

Laut einer im Mai 2022 veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) setzt ein Viertel des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland bereits eine singuläre zirkuläre Strategie um. Die Studie von Adriana Neligan und Sarah Fluchs (IW) zeigt auf: Unternehmen, die mindestens eine zirkuläre Strategie verfolgen, sind erfolgreicher als nicht zirkuläre Wettbewerber. Mit dem Unternehmen LANXESS werfen wir einen Blick in die Praxis.

Wie gelingt Unternehmen eine Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodelle? Möglich sind hier eine Reihe von Strategien, die auf unterschiedliche Weise die Kreislaufwirtschaft fördern: es gilt Kreisläufe zu ermöglichen, zu schaffen, zu schließen oder zu verlängern. Laut einer im Mai 2022 veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) setzt ein Viertel des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland bereits eine singuläre zirkuläre Strategie um. Ein weiteres Viertel der Unternehmen verfolgt zudem einen ganzheitlichen zirkulären Ansatz, der alle Strategien umfasst. Das IW unterscheidet dabei in der Praxis auf Basis einer Unternehmensbefragung drei zirkuläre Strategien für Unternehmen:

  1.  Kreisläufe ermöglichen / schaffen: Die „Eco Jacket“ der PEPPERMINT Holding Group ist beispielsweise so entwickelt und designt, dass die in der End-Of-Life Phase nicht mehr verwendbaren Textilien einem biologischen Kreislauf, d.h. einer Kompostierung zugeführt werden können (Stichwort Design for Circularity).
  2. Kreisläufe schließen: Das Unternehmen LANXESS benutzt beispielsweise die in der Produktion entstandenen Nebenprodukte als Rohstoff für andere Prozesse.
  3. Kreisläufe verlängern: BSH, ein Hersteller von Haushaltsgeräten, rüstet beispielsweise alte Waschmaschinen in einem Pilotprojekt in Österreich wieder auf (refurbish). So erhalten die Geräte eine weitere Lebensdauer.

Wir stellen fest: Einige deutsche Unternehmen haben sich bereits auf den Weg gemacht und gehen mit gutem Beispiel voran. Mehr als ein Drittel der Industrieunternehmen hat das Potenzial der Circular Economy jedoch noch nicht für sich entdeckt. Dabei hebt Adriana Neligan, Autorin der IW-Studie hervor, dass eine Kreislaufwirtschaft, die auf den gesamten Produktlebenszyklus abzielt, nicht nur ökologische Vorteile, sondern vor allem auch ökonomische Chancen bietet. So zeigt die IW-Studie: Unternehmen, die mindestens eine zirkuläre Strategie verfolgen, sind erfolgreicher als nicht zirkuläre Wettbewerber. Mit der Anzahl der Strategien steigt sogar die Anzahl jener Unternehmen mit mittlerem bis hohen Erfolg. Zusätzlich zeigt sich, dass diejenigen Unternehmen, die mindestens eine zirkuläre Strategie verfolgen, ihre übergreifenden Ziele, wie die Senkung der Treibhausgasemissionen, die Abfallvermeidung oder Reduktion der Herstellungskosten, besser im Blick haben.

Must-Do: Mindestens eine zirkuläre Strategie verfolgen

Noch herrscht zudem folgender Usus: Unternehmen streben danach, Energie- und Ressourceneinsparungen zu optimieren. Um jedoch völlig neue, zirkuläre Geschäftsfelder offenzulegen, sind vor allem disruptive Innovationen wichtig. Aber wie entstehen diese im Unternehmen? Diese müssten in erster Linie beim Produkt selbst ansetzen, so das IW. Disruptive Innovationen bedeuten allem voran, das Produktdesign zu hinterfragen sowie Produktionsprozesse und verbundene Dienstleistungen komplett neu zu denken. Nach dieser These ist es nicht verwunderlich, dass Forschung und Entwicklung gerade bei Unternehmen mit mindestens einer zirkulären Strategie eher verankert ist.

Must-Do: Direkt am Produkt ansetzen

Dennoch gibt es viele externe Faktoren, die für erfolgreiche zirkuläre Geschäftsmodelle eine Rolle spielen – so zum Beispiel die politischen Rahmenbedingungen, das zugrundeliegende Marktgefüge, Lieferanten und Kunden. Dr. Sarah Fluchs, Autorin der IW-Studie, betont hier auch, dass eine ganzheitliche Transformation zur Circular Economy in unserer Industrie nicht allein gelingen kann. Jede/r im Wertschöpfungskreislauf muss die zugrundeliegenden Ziele begreifen, damit Kreisläufe vollständig geschlossen werden können. Gerade auch für disruptive Innovationen ist Vernetzung ein Stichwort.

Must-Do: Raus aus dem Branchen-Silo und sich mit anderen Akteuren vernetzen

Digitalisierung und Circular Economy: Eine Schnittstelle, die immer mehr beleuchtet wird. Das wird nicht nur in den Plänen der Europäischen Kommission deutlich, einen digitalen Produktpass zu entwickeln. Einige Studien belegen, dass gerade KMU in der Digitalisierung noch aufholen müssen. Doch warum ist das auch für die Transformation zur Circular Economy wichtig? Digitale Daten ermöglichen, Strategien in ihrer Umsetzung zu monitoren und schaffen für Unternehmen Transparenz, an welchen Schrauben noch gedreht werden muss. Digitale Technologien zeigen zudem oft neue Wege für Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle auf. Bei allen Vorteilen ermöglicht die Digitalisierung in einer international aufgestellten Wirtschaft jedoch auch eins, nämlich sich zu vernetzen – und das ist ganz im Sinne der Circular Economy.

Must-Do: Digitalisierung ankurbeln

Beim Spezialchemie-Konzern LANXESS hat Circular Economy Tradition. Die zahlreichen Betriebe in den Chemieparks – auch die von Wettbewerbern – nutzen in der Produktion entstandene Nebenprodukte als Rohstoffe für andere Prozesse. Auch Abwärme einer Anlage versorgt andere Prozesse. Jenseits dieser Prozessoptimierung setzt LANXESS zunehmend nachhaltige Rohstoffe ein, die außerhalb der Chemieparks anfallen. Ein neuer Typ von Ionenaustauschern zur Trinkwasseraufbereitung etwa basiert nicht mehr auf fossilem Acrylnitril, sondern auf Tallöl, ein Baumharz, das als Nebenprodukt bei der Zellstoffherstellung anfällt.

Bis 2050 will der Konzern entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral sein. Ein zentraler Hebel dafür ist chemisches Recycling. Das heißt, dass zum Beispiel Kunststoff-Abfälle in ihre chemischen Grundstoffe zerlegt werden, aus denen neue Produkte hoher Qualität entstehen können. LANXESS erforscht Methoden für chemisches Recycling. Damit chemisches Recycling sich im großen Stil entwickeln kann, müssen nach Ansicht des Konzerns politische Weichen gestellt werden: Indem der Staat Einsparungen von Treibhausgasen durch den Einsatz von Sekundärrohstoffen honoriert, Geschäftsmodelle zum Angebot langlebiger Produkte stärker fördert und für genügend Grünstrom zu wettbewerbsfähigen Preisen sorgt. Das sind wichtige Schritte für eine ressourcenschonende Gesellschaft der Zukunft.