Verpackungsabfall

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Verpackungen spielen eine große Rolle in der modernen Kreislaufwirtschaft

Wie kann das steigende Verpackungsabfallaufkommen bewältigt werden? Wie können Ver-packungsabfälle besser recycelt und Rezyklate besser genutzt werden? Welche Rolle spielen Verpackungen künftig in einer modernen Kreislaufwirtschaft? Die Europäische Kommission versucht mit ihrem jüngsten Vorschlag für eine Verordnung über Verpackungen und Verpa-ckungsabfälle auf diese Fragen eine Antwort zu geben.

Verpackungen spielen in unserem Wirtschaftsleben und für Verbraucher im Alltag eine große Rolle. Sie sind unerlässlich für den Transport, die Lagerung, den Schutz und den Erhalt zahlloser Produkte. Entsprechend groß ist das Aufkommen an Verpackungsabfällen: 78 Millionen Tonnen fielen 2018 in der Europäischen Union an. Zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit ist es unabdingbar, diese Abfälle sauber und nachhaltig zu entsorgen. Doch es geht nicht allein um Entsorgung: Wie alle anderen Abfälle, lassen sich auch Verpackungen als Rohstoffe in einer sich entwickelnden Kreislaufwirtschaft nutzen.

Neuer Fokus auf das Recycling

Die saubere Entsorgung von Verpackungsabfällen ist bereits seit Jahrzehnten ein wichtiges politisches Thema. Deutschland unternahm mit der Einführung der dualen Entsorgungssysteme ab 1991 („Grüner Punkt“) einen wichtigen ersten Schritt. Auf europäischer Ebene wurde mit dem Inkrafttreten der Richtlinie für Verpackungen und Verpackungsabfälle 1994 der Rahmen für eine dem Binnenmarkt gerechte Abfallentsorgung geschaffen. Seitdem haben die Mitgliedstaaten der EU verschiedene Entsorgungssysteme eingeführt und weiterentwickelt. Um eine moderne Kreislaufwirtschaft zu etablieren, rückt heute das Recycling von Verpackungsabfällen zunehmend in den Fokus.

Die Recyclingquote innerhalb der EU schwankt stark

In Deutschland umfasst das privatwirtschaftlich organisierte System der Verpackungsabfallentsorgung die Sammlung, die Sortierung und das Recycling bzw. die Verwertung. Es erreicht hohe Sammel- und Verwertungsquoten: Etwa 68 Prozent der Verpackungen hierzulande werden recycelt. Die Situation in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten ist jedoch durchaus unterschiedlich. Belgien und die Niederlande erreichen mit etwa 78 Prozent noch höhere Quoten als Deutschland, während andere Länder deutlich niedriger liegen, zum Teil unter 50 Prozent.

Auch hinsichtlich der Menge des Verpackungsabfalls unterscheiden sich die Mitgliedstaaten erheblich. 2020 betrug das Verpackungsabfallaufkommen in Deutschland mehr als 215 Kilogramm pro Kopf, während dieser Wert in Kroatien und Bulgarien bei unter 85 Kilogramm lag. Insgesamt erwartet die Kommission eine weitere Steigerung des Abfallaufkommen auf bis zu 104 Millionen Tonnen bis 2040.

EU-Kommission setzt auf mehr Vermeidung von Abfällen und Wiederverwertung

Am 30. November 2022 hat die Kommission deshalb einen neuen Vorschlag für eine Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle vorgelegt. Die neue Verordnung soll die bisherige Verpackungsrichtlinie ablösen und mehrere Ziele erreichen. Zum einen soll die Vermeidung von Verpackungsabfällen stärker in den Vordergrund rücken. Außerdem soll es bis 2030 möglich sein, alle Verpackungen auf wirtschaftlich vertretbare Weise zu recyceln. Schließlich strebt die Kommission eine stärkere Verwendung von recycelten Kunststoffen in Verpackungen an, um eine hochwertigere Wiederverwertung im Sinne einer modernen Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.

Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:

  1. Zielvorgaben für die Verringerung von Verpackungsabfällen sowie verbindliche Wiederverwendungsziele für ausgewählte Verpackungsgruppen
  2. die Einschränkung von Überverpackungen und bestimmten Formen sogenannter unnötiger Verpackungen
  3. die Unterstützung von Wiederverwendungs- und Nachfüllsystemen
  4. Designkriterien für das Recycling, die für alle Verpackungen gelten
  5. Mindestquoten für Rezyklate in Kunststoffverpackungen
  6. obligatorische Pfandsysteme für Kunststoffflaschen und Aluminiumdosen
  7. harmonisierte Kennzeichnung von Verpackungen und Abfallbehältern

Kreislaufwirtschaft unterstützen, erfolgreiche Systeme erhalten

Die deutsche Industrie unterstützt nachdrücklich die Ziele der EU-Initiativen zur Kreislaufwirtschaft. Es geht um das gemeinsame Ziel, die Kreislaufwirtschaft zum zentralen Baustein der industriellen Wertschöpfung zu entwickeln. Unser wirtschaftliches Handeln muss sich auf eine möglichst lange Nutzung, Verwertung und Wiederverwendung von hochwertigen Rohstoffen und Produkten in Kreisläufen ausrichten.

Überarbeitete EU-Vorschriften für Verpackungen und Verpackungsabfälle können dabei eine wichtige Rolle spielen. Sie müssen jedoch sicherstellen, dass erfolgreich arbeitende Systeme der Verpackungsabfallwirtschaft wie in Deutschland erhalten bleiben. Die Gesetze zu Verpackungen und ihrer Entsorgung sind für die meisten Industriezweige in Deutschland von großer Bedeutung. Sie betreffen Materialhersteller wie Stahl-, Aluminium-, oder Papier- und Kartonproduzenten und Hersteller von Verpackungsprodukten ebenso wie Hersteller, die Verpackungen verwenden sowie Entsorgungsunternehmen. Das in Deutschland privatwirtschaftlich organisierte und insgesamt erfolgreiche System der Verpackungsabfallentsorgung wird von der deutschen Wirtschaft aktiv mitgetragen.

Die nächsten Schritte

Das Europäische Parlament und der Rat werden nunmehr mit ihren Beratungen über den vorliegenden Vorschlag der Kommission beginnen. Dabei sind kontroverse Diskussionen zu erwarten. Wie kann die ausreichende Verfügbarkeit von hochwertigen Rezyklaten für den Einsatz in Verpackungen gewährleistet werden? Welchen Beitrag können die von der Kommission vorgeschlagenen verpflichtenden Rezyklatquoten hier leisten? Auf diese Fragen muss die Politik Antworten finden. Außerdem muss sie sicherstellen, dass die zur Abfallvermeidung eingeführte Wiederverwertungsquoten – etwa bei Pfand- und Rücknahmesystemen – tatsächlich einen ökologischen Vorteil haben. Auch die Ausweitung von Produkt- bzw. Vermarktungsverboten dürfte auf Kritik stoßen. Schließlich wird die neue Rechtsform einer Verordnung, anstatt einer Richtlinie, den Spielraum der Mitgliedstaaten bei der Ausgestaltung der Verpackungsentsorgungssysteme erheblich einschränken. Es bleibt abzuwarten, ob dies im Ministerrat ausreichende Akzeptanz findet.