Der stellv. BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch, Die Ko-Vorsitzende der BDI-Initiative Johanna Coleman und die Abgeordneten Bernhard Hermann (Grüne) und Andreas Jung (CDU/CSU) © BDI

Von den Klimaschutzzielen zur Umsetzung – Was ist bei Gebäuden jetzt gefordert?

Die Ziele sind klar formuliert – Aber wie bringen wir jetzt Tempo in Sanierung und Neubau? Bei der Veranstaltung „Von den Klimaschutzzielen zur Umsetzung – Was ist bei Gebäuden jetzt gefordert?“ Ende Juni diskutierten hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft das Thema. Klar ist: Die technischen Lösungen sind verfügbar. Sie müssen zum Einsatz gebracht werden, um die Klimaschutzziele 2030 und 2045 zu erreichen. Zudem sollten die vielen „niedrig hängenden Früchte“ ergriffen werden, mit denen schnell kleine und große Fortschritte möglich sind.

Der Klimaschutz-Zielpfad bei Gebäuden und der Status quo

Im Gespräch mit den Parlamentarischen Staatssekretären des Bundesbau- und des Bundeswirtschaftsministeriums, Sören Bartol und Stefan Wenzel, sowie dem Leiter des Forschungsinstituts für Wärmeschutz München, Andreas Holm, stellte der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch klar, dass die fehlende Verlässlichkeit in der Förderung ein großes Manko ist. Die Bürger müssen nach Ende der leidvollen Heizungsgesetz-Diskussion endlich wissen, womit sie bei einer energetischen Sanierung ihre Häuser an staatlicher Unterstützung sicher rechnen können. Stefan Wenzel gestand ein, dass sich dies deutlich verbessern müsse. Sören Bartol betonte, dass das bisher Erreichte – die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und das Gesetz zur Kommunalen Wärmeplanung – große Fortschritte seien. Der GEG-Prozess sei allerdings sehr unglücklich gelaufen. Andreas Holm unterstrich, dass die Gebäudesanierung in Deutschland deutlich an Geschwindigkeit gewinnen müsse, um die für 2030 und 2045 gesetzten Ziele im Gebäudesektor noch erreichen zu können.

Der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch auf dem Podium im Gespräch mit Johanna Coleman. © BDI

Panel I: Von der Zielsetzung zu mehr Umsetzung

In einem durchaus kontroversen Aufeinandertreffen diskutierten in einem zweiten Panel Vertreter von Regierungs- und Oppositionsfraktion im Deutschen Bundestag über Wege zu mehr Umsetzung beim Klimaschutz. Auch Andreas Jung (CDU/CSU) betonte die Wichtigkeit von Planungssicherheit, hob dabei aber darauf ab, dass man diese nur gewährleisten könne, wenn Ergebnisse gemeinsam erreicht werden. Bernhard Herrmann von den Grünen unterstrich, dass man weiter verstärkt mit Anreizen arbeiten wolle und dass vor allem eine gute Stimmung maßgeblich für das Gelingen der Energie- und Wärmewende sei. Die Vorsitzende der BDI-Initiative Energieeffiziente Gebäude Johanna Coleman stellte die Notwendigkeit heraus, die energetisch schlechtesten Gebäude, die sogenannten Worst Performing Buildings, politisch prioritär in den Blick zu nehmen, bei denen die Gebäudesanierung jetzt in Gang gebracht werden müsse. Auch sie betonte die Wichtigkeit von verlässlicher Förderung, um sowohl Härtefälle zu vermeiden als auch in der Breite bei ganzheitlichen Gebäudesanierungen zu unterstützen.

Die Bundestagsabgeordneten Andreas Jung (CDU/CSU) und Lukas Köhler (FDP) im Gespräch © BDI

Innovationen und Beschleuniger der Energie- und Wärmewende

Im finalen Panel nahmen die Diskutanten schnell umsetzbare Lösungen in den Blick. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und den zuständigen Ministerien identifizierten „niedrig hängende Früchte“ und gering-investive Maßnahmen, mit denen schnell Fortschritte erzielt werden können. Frank Vossloh von Viessmann wünschte sich, generell politisch Lösungsräume nicht künstlich zu schließen. Es gebe Fälle, wo eine Gasheizung in der gegebenen Situation – nach Möglichkeit kombiniert mit erneuerbaren Energien – die beste Alternative für eine austauschbedürftige Heizung darstelle. Bert Oschatz vom ITG Dresden pflichtete dem mit Blick auf Pellet-Heizungen bei, auch wenn klar sei, dass man hier nicht von der Breite der Anwendungsbereiche sprechen könne. Alexander Renner, Bundeswirtschaftsministerium, stellte die Chancen heraus, Gebäude als Stromnutzer umzurüsten, während Uwe Großmann, stellvertretender Vorsitzender der BDI-Initiative, unterstrich, dass im Mittel 25 Prozent Energieeinsparung durch Gebäudeautomation zu erreichen sei und dass ein wichtiges Ziel die Bewusstseinsschaffung sein müsse.

Am Ende schlossen alle Teilnehmer mit einem Appell, die Dringlichkeit zum Handeln mit Blick auf die gesetzten Klimaschutzziele nicht zu unterschätzen. Dafür sei jetzt vor allem mehr öffentliche Information und bessere politische Kommunikation vonnöten.

Ein Mitschnitt der Veranstaltung ist auch auf Youtube verfügbar.

Die Teilnehmer des dritten Panels, von links nach rechts: Moderatorin Silke Kersting (Handelsblatt), der Ko-Vorsitzende der BDI-Initiative Uwe Grossmann, André Hempel, Referatsleiter, BMWSB, Bert Oschatz, ITG Dresden, Alexander Renner, Referatsleiter BMWK, Frank Voßloh, Geschäftsführer, Viessmann Deutschland © BDI