Wirtschaft übergibt Erklärung an Merkel und Rajoy
Die Präsidenten der Wirtschaftsverbände Deutschlands und Spaniens haben am Dienstag in Berlin eine gemeinsame Erklärung an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Spaniens Ministerpräsidenten Mariano Rajoy übergeben. Darin fordern sie, den europäischen Integrationsprozess zu vertiefen und notwendige Reformen auf nationaler Ebene umzusetzen. Die Regierungschefs sowie Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der spanische Minister für Wirtschaft und Wettbewerb, Luis de Guindos, und der Außenminister Spaniens, José Manuel García-Margallo, waren zu Gast beim Deutsch-Spanischen Unternehmertreffen von BDI, BDA, DIHK, CEOE und CEPYME im Haus der Deutschen Wirtschaft.
„Spanien hat die Trendwende geschafft“, sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo. „In diesem Jahr wird die spanische Wirtschaft kräftig wachsen. Die mutige Reformpolitik in Madrid hat dazu einen bemerkenswerten Beitrag geleistet. Spanien gehört mittlerweile zu den Wachstumstreibern in Europa. Nun muss Kurs gehalten werden“, erklärte Grillo im Hinblick auf die Wahlen in Spanien im Herbst.
Das gute deutsch-spanische Verhältnis müsse genutzt werden, um die Europapolitik voranzubringen, betonte der BDI-Präsident. „Die aktuellen Herausforderungen in Europa müssen politisch klar beantwortet werden. Das heißt: mehr Reformen für Wachstum und Beschäftigung, den Binnenmarkt für Digitales, Energie und Kapital stärken und die Währungsunion vertiefen. Auch die Flüchtlingswelle erfordert gemeinsame Antworten der Integration.“
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer begrüßte, dass Spanien Strukturreformen unternommen habe: „Die Vereinfachung und Flexibilisierung des spanischen Arbeitsrechts, gekoppelt mit dem Ausbau der dualen Berufsausbildung, trägt bereits erste Früchte: Die Arbeitslosigkeit geht zurück, und auch Langzeitarbeitslose finden den Weg in den Arbeitsmarkt. Die Tragfähigkeit und Zuverlässigkeit des Sozialsystems verbessert sich, und das kommt allen Menschen zugute.“
Hauptproblem bleibe die dramatisch hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, sagte Kramer: „Die Qualifizierung und Arbeitsmarktintegration von Jugendlichen muss weiter im Fokus der spanischen Arbeitsmarktpolitik stehen. Die deutsche Wirtschaft begleitet diesen Prozess durch zahlreiche gemeinsame bilaterale Projekte zur dualen Berufsausbildung der jungen Spanier.“
DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben hob hervor: „Junge Menschen in Europa brauchen Chancen durch Ausbildung und Beschäftigung. Der weitere Ausbau von wirtschaftsnahen Ausbildungsstrukturen in Spanien kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“ In beiden Ländern helfen die Industrie- und Handelskammern und die spanische Auslandshandelskammer (AHK) bereits beim Aufbau dualer Ausbildungssysteme – mit guten Erfahrungen.
„Wir freuen uns auch, dass Deutschland in den vergangenen Jahren vielen jungen Menschen aus Spanien Ausbildungs- und Zukunftschancen geben konnte. Einige von ihnen werden sich eine Zukunft in Deutschland aufbauen. Viele werden in ihre Heimat zurückkehren und können dann mit ihren hier gewonnen Qualifikation wertvoll für die spanische Wirtschaft sein“, sagte Wansleben.