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EPAs und die panafrikanische Freihandelszone – Was bedeutet dies für Unternehmen?

Die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (Economic Partnership Agreements, EPAs) und die panafrikanische Freihandelszone (African Continental Free Trade Area, AfCFTA) sind beides positive Signale für die Wirtschaft. Denn bisher hält die geringe Größe von einzelnen afrikanischen Märkten deutsche und europäische Unternehmen von einem stärkeren Engagement vor Ort ab.

In dem Webinar „Die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen und die panafrikanische Freihandelszone“ diskutieren im November 2020 der BDI gemeinsam mit dem EZ-Scout-Programm der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit über den Stand und Möglichkeiten für europäische Unternehmen. Lisa Seifert und Remco Vahl von der Generaldirektion Handel der Europäischen Kommission geben dabei interessante Einblicke in die jüngsten handelspolitischen Entwicklungen, die der BDI seit vielen Jahren aktiv mit vorantreibt. 

Enormer Anstieg von Ghanas Kakaoexporten dank EPAs

Entgegen aller Kritik bieten die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (Economic Partnership Agreements, EPAs) große Chancen sowohl für afrikanische als auch für europäische Unternehmen: Im Jahr 2007 unterzeichnete die EU ein Interims-EPA mit Ghana. Damit gewährt die EU Ghana zoll- und quotenfreien Zugang für seine Exporte in den europäischen Markt. Dies hat zu einem deutlichen Anstieg der Kakaoexporte geführt. Gleichzeitig nahm die Verarbeitung von Kakao in Ghana deutlich zu. Dazu gehören Produkte wie Kakaobutter, Kakaomasse und Schokolade. Ghana konnte seine Exporte von verarbeitetem Kakao in die EU zwischen 2008 und 2016 um 250 Prozent steigern. So konnte vor Ort ein Mehrwert geschaffen werden, der Arbeitsplätze, Wachstum und Einkommen für die lokale Bevölkerung schafft. 

EPAs als Chance für europäische Unternehmen

Dank der EPAs profitieren europäische Unternehmen von der Rechtssicherheit für ihre Investitionen sowie einem verbesserten Marktzugang für ihre Exporte – auch in großen Volkswirtschaften wie Südafrika, Mosambik, Kamerun, Elfenbeinküste und Ghana.

Die EU-Exporte in die EPA-Länder stiegen 2019 um fünf Prozent, angetrieben von höheren Exporten nach Südafrika und, in geringerem Maße, nach Mauritius und Fidschi. Derzeit werden insbesondere Maschinen, Fahrzeuge, Chemikalien, Arzneimittel und Agrarnahrungsmittel exportiert. 

Die panafrikanische Freihandelszone als neues Vorzeigeprojekt

Langfristig erleichtert die panafrikanische Freihandelszone Investitionen und Handel deutscher und europäischer Unternehmen mit den über 50 afrikanischen Ländern. Sie fördert nachhaltiges Wirtschaftswachstum und regionale Integration auf dem afrikanischen Kontinent. Richtig umgesetzt, kann sie mehr als jeder andere Faktor das Wirtschaftswachstum Afrikas ankurbeln. Bis 2050 könnte die AfCFTA (African Continental Free Trade Area) die extreme Armut um mehr als sechs Prozent reduziert. Die EU unterstützt die Realisierung der Freihandelszone deshalb finanziell, insbesondere über drei Kanäle, nämlich das „Pan-African Programme“, „EU Aid for Trade“ und den „EU External Investment Plan“. Bis die Freihandelszone vollständig umgesetzt ist, sollten aus Sicht des BDI Afrika und Europa die EPAs als Bausteine auf dem Weg zum kontinentalen Freihandel weiterverfolgen.

Die Zukunft des Handels ist nachhaltig

Bei aller Kritik an der EU-Handelspolitik mit den afrikanischen Ländern wird oftmals vergessen, dass sich gerade im Bereich Nachhaltigkeit in den letzten Monaten viel getan hat. So hat die EU-Kommission in 2020 eine Initiative für nachhaltigere Kakaoproduktion gestartet. Zudem wird die EU-Handelspolitik verstärkt durch Nachhaltigkeitsprüfungen (Sustainability Impact Assessments, SIAs) flankiert mit dem Ziel, potenzielle wirtschaftliche, soziale, menschenrechtliche und ökologische Auswirkungen besser bewerten zu können.