Zwei Jahre „Compact with Africa“ – Mehr Investitionen für Afrika?
Leuchtturmprojekte in Afrika
Auf dem bereits zum zweiten Mal stattfindenden G20-Investitionsgipfel der Subsahara-Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) und des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft stellen Unternehmer ihre größten Investitions- und Ausbildungsprojekte in Afrika vor. Im Beisein von zehn afrikanischen Regierungschefs, hochrangigen Delegationen der „Compact with Africa“ (CwA)-Partnerländer und Bundeskanzlerin Angela Merkel werden Leuchtturmprojekte gezeigt: darunter beispielsweise eine Schokoladenfabrik, die das Start-up fairafric in Ghana plant. Das Unternehmen zeichnet sich besonders durch die hohen Preise von 80 Cent pro Tafel Schokolade aus, die es an ihre ghanaischen Partner zahlt – mehr als dreimal so viel wie sonst auf dem Markt üblich.
Auch große Projekte wie das VW-Werk in Ruanda oder die neue Produktionsstätte des Automobilzulieferers Dräxlmeyer in Tunesien gehören zu den Erfolgsgeschichten deutscher Unternehmen in Afrika.
Potentiale für Investitionen nicht ausgeschöpft
Bisher betragen die saldierten Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Afrika allerdings lediglich etwa neun Milliarden Euro. Der SAFRI-Vorsitzende Heinz Walter Große sagt dazu: „Wir müssen noch mehr tun. Von unseren afrikanischen Freunden erfahre ich immer wieder, dass man sich gerade von der deutschen Wirtschaft mehr erhofft – zumal vor dem Hintergrund des zunehmenden Engagements Chinas in Afrika.“
Dazu muss die Förderung der deutschen Unternehmen von der Bundesregierung weiter ausgebaut werden. „Mehr private Investitionen sind der Schlüssel für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Afrika. Afrikanischen Märkte sind allerdings mit besonderen politischen Risiken verbunden. Die Bundesregierung kann Firmen dabei unterstützen, diese Hürden zu reduzieren“, erklärt Stefan Mair, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI.
Die Bundesregierung hat zwar in den vergangenen beiden Jahren eine Vielzahl an Initiativen wie „Compact with Africa“ oder den „Marshallplan“ gestartet, um mehr Investitionen in Afrika zu befördern. Jedoch werden „lediglich etwa 1,5 Prozent der Mittel des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung tatsächlich für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft aufgewendet“, sagt Mair. „Hier ist noch deutlich Luft nach oben.“
Herausforderungen für Investoren in Afrika
Für die Unternehmen ist die Auswahl der CwA-Länder nicht optimal: Die großen und dynamischen Märkte des Kontinents wie Südafrika, Kenia oder Nigeria wurden bisher nicht berücksichtig. Zudem scheint das Projekt eher eine G7-Initiative zu sein: Lediglich Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, die Niederlande (als nicht Mitglied der G7) und die USA sind involviert. China beispielsweise verfolgt eine eigene Afrikapolitik und hat kein Interesse, sich in dem CwA-Prozess einzubringen.
Auch das Engagement der afrikanischen Partner ist ausbaufähig. Laut einem Bericht von Rob Floyd, Kapil Kapoor und Laura Sennett wurden bis März 2019 von neun teilnehmenden afrikanischen Volkswirtschaften bereits 101 Zusagen gemacht, von denen 43 Prozent auf makroökonomische Stabilität, 37 Prozent auf Unternehmen und 21 Prozent auf finanzielle Rahmenbedingungen bezogen waren. Während 33 Prozent und 22 Prozent der Zusagen bezüglich Makroökonomie und Unternehmensumfeld erreicht wurden, wurden nur fünf Prozent der Zusagen zum finanziellen Umfeld umgesetzt. Es ist deutlich, dass es zwar einige Fortschritte im Reformprozess in den CwA-Ländern gibt, aber weitere Schritte getan werden müssen, um langfristig Investitionen anzuziehen.
Hintergrund: G20-Investitionsgipfel
Vor zwei Jahren wurde unter der deutschen G20-Präsidentschaft der CwA ins Leben gerufen. Bisher sind zwölf Länder beigetreten, die weitreichende Reformen zur Investitionserleichterung anstoßen wollen: Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Egypt, Äthiopien, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo and Tunesien. Im Gegenzug haben sich die Regierungen der G20-Länder verpflichtet, die Länder bei der Suche nach Investoren zu unterstützen.
Der BDI unterstützt den Paradigmenwechsel von traditioneller Entwicklungszusammenarbeit hin zu einer nachhaltigen Förderung von Investitionen. Er ist Partner des G20-Investitionsgipfels des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft in Kooperation mit der SAFRI. Der Investitionsgipfel bringt deutsche Investoren mit Vertretern der Regierungen der CwA-Länder zusammen, um Kooperationen zu fördern. So können in Afrika langfristig Arbeitsplätze geschaffen werden und Perspektiven entstehen.