3 Fragen, 3 Antworten: Handelsstreit zwischen China und den USA: Metallkrise droht
Warum sind seltene Erden und Permanentmagneten heute ein geopolitisches Machtinstrument und welche strategische Rolle spielen sie für Deutschland?
Seltene Erden und Permanentmagneten sind die Grundlage der industriellen Transformation. Heutzutage werden die Metalle ausschließlich in China raffiniert, die Magnete werden zu 90 Prozent dort hergestellt. Deshalb kann China entscheiden, an welche Länder es seine Rohstoffe liefert oder eben auch nicht. Ob Elektromobilität, Windkraft, Verteidigungselektronik oder Halbleitertechnik: Ohne seltene Erden, vor allem in Magnetform, stehen Maschinen still. Deutschland ist als Hochtechnologie-Standort strukturell vom Import dieser Rohstoffe abhängig. Das ist nicht nur ein Rohstoffproblem, sondern eine strategische Herausforderung.
Welche Sektoren sind besonders abhängig vom Import seltener Erden?
Es gibt vier Industriebereiche, die vom Import seltener Erden besonders abhängig sind: Die Automobilindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau sowie Energie- und Verteidigungstechnologien. Bei E-Motoren, Robotik oder Drohnen ist die Importabhängigkeit nicht nur hoch, sondern systemkritisch. Konkret bedeutet das, dass bereits ein kurzfristiger Stopp von wenigen Monaten zu Produktionsverzögerungen, Lieferengpässen und Preissteigerungen führen kann. Eine längerfristige Unterbrechung der Lieferketten könnte zu Projektstopps bei Schlüsseltechnologien, Rückstellungen in der Produktion und strategischer Unsicherheit bei Investoren führen.
Wie kann die Politik die Versorgungssicherheit des Industriestandortes erhöhen?
Unabhängiger vom Import kritischer Rohstoffe wird Deutschland nur mit einer strategischen Industriepolitik. Dabei kommt es auf drei Aspekte an:
- Staatliches Risikomanagement: Die Diversifizierung der Lieferketten ist teuer und kann nicht alleine auf den Schultern der Unternehmen lasten. Die Bundesregierung sollte dringend finanziell mehr flankieren. Denn marktwirtschaftliche Logiken greifen auf den Rohstoffmärkten schon lange nicht mehr.
- Rückverlagerung der Weiterverarbeitung: Der größte Hebel für die Diversifizierung von Rohstoffimporten ist der Aufbau neuer Weiterverarbeitungsanlagen. Rohstoffe „Made in Germany“ sind die ultimative Rückversicherung gegenüber weiteren Exportstopps. Es reicht nicht, nur neue Fabriken für die Batteriezellfertigung oder Halbleiterproduktion aufzubauen. Es braucht integrierte Lieferketten – vom Rohstoff bis zum Endprodukt. Dafür braucht es bessere Standortbedingungen: günstigeren Strom, schnellere Genehmigungen und gezielte Investitionsanreize.
- Magnet-Ökosystem stärken: Der Bedarf an Seltenerdmagneten steigt in den kommenden Jahren stark an – in Mobilität, Robotik oder Rüstung. Die Bundesregierung und die EU-Kommission müssen jetzt gezielt in europäische Magnetproduktion investieren und alternative Versorgungswege schaffen. Nur so sichern wir unsere industrielle Zukunft.