Data Mindset

Wir leben im Zeitalter der Daten. Daten erlauben uns, Prozesse zu optimieren und  neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Doch ihre Erhebung und Nutzung wirft Fragen auf. Insbesondere in Deutschland ist der Umgang mit Daten oft mit Kritik und Ängsten behaftet. Daher ist es wichtig, ein gemeinsames „Data Mindset“ zu finden, um in Zukunft innovationsfähig zu bleiben.

Der Umgang mit Daten ist von Land zu Land unterschiedlich. Mit den zwei größten Wirtschaftsmächten gibt es zudem zwei Extrembeispiele. China hat Daten vollkommen verstaatlicht. Was erhoben, ausgewertet und gespeichert wird, entscheiden nicht die Bürger oder einzelne Unternehmen, sondern der Staat. Das mag zwar die heimische Industrie voranbringen, hat jedoch den totalen Überwachungsstaat zementiert. Der Umgang der USA mit Daten hingegen ist marktgetrieben und weitestgehend unreguliert. Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley fokussieren sich mit ihren Geschäftsmodellen auf das Sammeln, Auswerten und die Kommerzialisierung von Daten. Inzwischen haben sie internationale Oligopole etabliert.

In Deutschland wird das Potential von Daten und das damit verknüpfte Wissen grundsätzlich  geschätzt, aber der Umgang auch sehr kritisch diskutiert. Nach dem D21-Digital-Index befürchtet fast zwei Drittel der Bevölkerung, die Kontrolle über ihre Daten zu verlieren, sobald diese zum Beispiel übers Internet an einen Anbieter gehen. Gleichzeitig sieht laut einer Umfrage von Bitkom jedes zweite Unternehmen die hohen Anforderungen des EU-Datenschutzes als Innovationsbremse. Dass technischer Fortschritt erst gefeiert und dann kritisch gesehen wird, zeigt ein Rückblick ins Zeitalter der Industrialisierung. Regularien wie Umweltauflagen oder Gesetze zum Arbeitsschutz gab es einst nicht. Erst durch gesellschaftliches Bewusstsein wurden diese nach und nach etabliert. Für Deutschland und Europa stellt sich daher Frage, wie wir künftig mit Daten und digitalen Technologien umgehen wollen, umso dringender. Was braucht es für ein „Data Mindset“, um den täglich fortschreitenden Wandel in der Welt aktiv mitzugestalten und gleichzeitig seine Unabhängigkeit zu bewahren?

Ohne Daten keine Innovationen

Mit Künstliche Intelligenz und Big Data, 5G, Supercomputing, Blockchain sorgt die digitale Transformation dafür, dass sich neue Technologien exponentiell entwickeln und verbreiten. Ganz Branchen sind dadurch im Umbruch. Vernetztes Fahren gilt als die Zukunft der Automobilindustrie, intelligente Maschinen revolutionieren die Industrie, Mobile Payment ordnet das Bankengeschäft neu, Big Data bietet Versicherungen ungeahnte Möglichkeiten, der eCommerce ist weiter auf dem Vormarsch und der öffentliche Sektor rüstet im Bereich E-Government auf. Ohne Daten wird es künftig kaum noch Innovationen und Fortschritt geben. „Data Mindset“ wird damit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor – auf Seiten der Unternehmen und Mitarbeiter. Wie lässt sich das in der Organisationskultur nachhaltig verankern? Und wie beeinflusst es unternehmerische Entscheidungen?

Corona-Krise ändert Data Mindset

Große Skepsis herrschte lange Zeit beim Thema Gesundheitsdaten. Viele Technologien, die bisher an Bedenken, mangelnder Überzeugung oder Datenschutzdiskussionen scheiterten, wurden durch die Corona-Krise plötzlich über Nacht zur neuen Normalität: Warn-App, Telemedizin, die Einführung des E-Rezepts, elektronische Krankschreibungen oder die digitale Patientenakte haben deutlich an Zuspruch gewonnen. Das Mindset der Gesellschaft hat sich innerhalb eines Jahres fundamental gewandelt. Das Bewusstsein für die digitale Transformation des Gesundheitssektors steht nun erstmals auf breiter, gesellschaftlicher Basis. Es geht längst nicht mehr um das „ob“, sondern „wie wir digitalisieren“. Wie wäre wohl die Pandemie verlaufen, hätte es von Anfang an mehr Offenheit für freiwillige Datenspenden und digitale Technologien geben? Und hätten wir durch ein aufgeschlosseneres „Data Mindset“ längst Volkskrankheiten wie Demenz und Krebs besiegt?

Daten als Generationenfrage

Ob E-Books, Apps, Wearables zur Selbstvermessung, Smart-TV, Sprachassistenten, Cloud-Dienste, soziale Netzwerke, Suchmaschinen – der digitale Arm der Internetkonzerne reicht bis ins eigene Wohnzimmer. Verbunden sind die Applikationen oft mit persönlichen Daten. Wie wir damit umgehen, ist aber oft eine Generationenfrage: Die junge Generation – ob Y oder Z – geht wesentlich lockerer mit persönlichen Daten, Sicherheit und Online-Transaktionen um. Die älteren Generationen dagegen surft mit etwas mehr Vorsicht im Internet, googelt und shoppt, mailt und chattet aber inzwischen fast genauso intensiv. Wie hängt die Nutzung von Technologien mit dem individuellen „Data Mindset“ zusammen? Und welche Rolle spielt es, welche Daten ich mit welchem Unternehmen oder Institut teile?