Gentsch: Wirtschaftsschutz ist kein Selbstläufer
Der BDI hat sich in den vergangenen Jahren für die Ausarbeitung einer Wirtschaftsschutzstrategie stark gemacht und sich maßgeblich an der Gründung der „Initiative Wirtschaftsschutz“ beteiligt. Dies ist ein erster Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsbehörden und Unternehmen, denn vorher hatten wir keine adäquaten Strukturen im Bereich Wirtschaftsschutz.
Ziel ist es, die zentralen Unternehmenswerte für Deutschland und die deutsche Wirtschaft besser zu schützen. Dazu arbeiten alle Partner der Initiative gemeinsam an abgestimmten Schutzkonzepten, Maßnahmen und Projekten, die insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) dabei unterstützen sollen, sich mit diesem zentralen Thema auseinanderzusetzen. Ein starker Wirtschaftsschutz ist ein Wettbewerbsvorteil für die deutsche Industrie.
Wirtschaftsschutz muss Chefsache sein – auch für die Politik
Wirtschaftsschutz ist kein Selbstläufer. Wir müssen die Zusammenarbeit zwischen Staat, Behörden und Wirtschaft intensivieren, die „Initiative Wirtschaftsschutz“ kontinuierlich weiterentwickeln und stärken. Dafür ist eine enge Abstimmung zwischen den einzelnen Akteuren von zentraler Bedeutung. Wir haben den Grundstein gelegt und müssen nun weiter daran arbeiten, dass das Thema die Beachtung erhält, die notwendig ist. Völlig richtig lautet die Forderung des Bundesminister des Innern, Thomas de Maizière, dass Wirtschaftsschutz Chefsache im Unternehmen sein muss. Gleichzeitig müssen sich aber eben auch die relevanten Bundesressorts auf entsprechender Ebene des Themas annehmen. Aus Sicht der Industrie sollte der „Ressortkreis Wirtschaftsschutz“ zukünftig auf Ebene der Staatssekretäre tagen und so der wachsenden Bedeutung des Wirtschaftsschutzes Rechnung tragen.
Die Bedrohungen für die Wirtschaft sind vielfältig
Die Bedrohungsszenarien für Unternehmen sind so vielfältig wie wandelbar, daher müssen die Sicherheitsmaßnahmen zielgerichtet und umfassend sein. Im Rahmen der „Initiative Wirtschaftsschutz“ informieren wir insbesondere KMU zum Thema Wirtschaftsschutz und sensibilisieren für die vielfältigen Bedrohungen, denen Unternehmen ausgesetzt sind. Mit den neu geschaffenen Strukturen für den regelmäßigen Austausch zwischen Wirtschaft und Sicherheitsbehörden können wir Schutzmaßnahmen besser koordinieren und aufeinander abstimmen. Im Falle eines Vorfalls stehen die Sicherheitsbehörden den Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfügung und bieten Hilfestellung.
Informationsaustausch ist keine Einbahnstraße
Ob Social Engineering, CEO Fraud oder Cyberangriff: die Täter sind Experten ihres Fachs. Oftmals kommen Angriffe nur durch Zufall heraus. Doch Sicherheitsbehörden können nur vor den ihnen bekannten Angriffen warnen, genau wie Unternehmen sich anhand der Warnhinweise besser schützen können. Der Erfahrungs- und Informationsaustausch darf keine Einbahnstraße sein. Von dem gegenseitigen Wissenstransfer profitieren Staat und Wirtschaft gleichermaßen. Genau hieran müssen wir weiter arbeiten und das gegenseitige Vertrauen ausbauen.
Angesichts der wachsenden und sich wandelnden Bedrohungen in den letzten Jahren, der fortschreitenden Digitalisierung sowie der zunehmenden Kombination von Angriffsvektoren, z. B. digital und physisch sowie gegen staatliche Stellen und Wirtschaftsunternehmen ist die Bündelung unserer Expertise und unserer Kräfte zum Schutz der deutschen Unternehmen wichtiger denn je. Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Sicherheitsbehörden ist Grundvoraussetzung für einen starken Wirtschaftsschutz.