Besser leben mit dem Internet der Dinge
Abends gegen sieben. Endlich Feierabend. Der Tag war lang und anstrengend. Und früher wäre er das auch jetzt noch geblieben – wenigstens bis Sie sich durch den Innenstadtverkehr gequält hätten. Doch jetzt fängt die Erholung bereits im Auto an. Sensoren im Fahrzeug und die Datenverarbeitung in den Steuerungsgeräten bieten Ihnen den Komfort des vollautomatisierten Fahrens. Gleichzeitig kommuniziert Ihr Auto mit anderen Fahrzeugen oder mit intelligenten Komponenten, die in die Fahrbahndecken, die Leitplanken und die Ampeln eingelassen sind. Die intelligente Steuerung nimmt Ihnen das Fahren ab. Die Informationen über Ampelschaltungen und den Verkehrsfluss sorgen dafür, dass Sie dabei auch noch so wenig Sprit wie möglich verbrauchen. Sie können sich zurücklehnen und per App der Heizung daheim mitteilen, dass Sie auf dem Weg sind und es gern kuschelig warm hätten, wenn Sie zu Hause ankommen. Gleichzeitig geben Sie auch noch der Kaffeemaschine die Anweisung, kurz vor Ihrer errechneten Ankunft eine frische Schale Cappuccino aufzubrühen, weil Sie sich darauf freuen, endlich einen Kaffee so richtig zu genießen, statt ihn nebenbei herunter stürzen zu müssen.
So könnte sie aussehen, die Zukunft im Internet der Dinge. Im Jahr 2025, so die Prognose des Marktforschungsunternehmens IDC, werden rund 42 Milliarden Objekte miteinander vernetzt sein. Bis zum vollautomatisierten Fahren in urbanen Räumen wird es noch etwas länger dauern – der VDA schätzt bis zum Ende der laufenden Dekade. Dann aber ist die Grundlage gelegt, dass das Auto die Fahraufgabe vollständig allein durchführt und das Blutdruckmessgerät für zu Hause die Daten gleich an Ihre digitale Krankenakte bei Ihrem Hausarzt schickt, der Sie zeit- und ortsunabhängig überprüfen und sofort Alarm schlagen kann, wenn die Werte Anlass zur Sorge geben. Die Welt wird bequemer, schneller, flexibler. Auch für die Industrie.
Die muss nicht mehr in großen Stückzahlen produzieren, um eine Ware günstig genug anbieten zu können. Weil die Maschinen miteinander vernetzt und zugleich automatisiert sind, müssen sie nicht mühsam und zeitraubend umgerüstet werden, sobald ein anderes Produkt gefertigt werden soll. Das spart Produktionszeit und erlaubt den Unternehmen, auch kleinste Stückzahlen zu produzieren. Und davon profitieren vor allem die Endverbraucher.
Nehmen wir an, Ihr Auto hat Sie sicher nach Hause gebracht, Sie haben Ihren Cappuccino genossen und setzen sich jetzt noch an den Rechner. Sie brauchen ein Geburtstagsgeschenk. Ein richtig gutes, denn es geht um Ihren besten Freund. Und der Geburtstag ist schon in ein paar Tagen. Schnell muss es also gehen und persönlich muss es sein. Nun hat ihr Freund eine Leidenschaft: Er fährt trotz der Automatisierung um ihn herum gerne noch selbst Fahrrad. Sein Fahrrad hat er sich selbst zusammen gestellt, abgestimmt auf seine Größe, sein Sitzverhalten und die Rückenlänge. Ein Körperscanner hat die Sattelform an den Besitzer angepasst und deshalb sind die Daten des Scanners noch hinterlegt. Sie können Ihrem besten Freund daher problemlos ein maßgeschneidertes Funktionsshirt für seinen Sport kaufen, das nicht nur in seiner Lieblingsfarbe ist, sondern auch seinen Namen trägt und dazu seine Vitalfunktionen mit aufnimmt und überwacht. Eine letzte Kontrolle, dann klicken Sie das Kästchen für Express-Versand an und schicken Ihre Bestellung ab. Am nächsten Tag liegt das ganz persönliche Funktionsshirt vor Ihnen und der Geburtstag ist gerettet. Denn dank der digitalen Vernetzung von Maschinen und Fabriken ist die individuelle Produktion von kleinen Stückzahlen kein Produktionshemmnis mehr. Produktionsabläufe, Konstruktionspläne und Materialien können in allen Bereichen, egal ob Shirts, Häuser oder Autos, innerhalb kürzester Zeit an das Wunschprodukt angepasst werden.
Große Herausforderung: IT-Sicherheit
Wo viel Licht ist, ist meistens auch Schatten. So bietet „Industrie 4.0“, die sogenannte vierte industrielle Revolution, den Unternehmen eben nicht nur große Chancen – sie stellt sie auch vor enorme Herausforderungen. Wo Gegenstände vernetzt werden und miteinander kommunizieren, müssen Datenströme fließen. Sensible Informationen nicht nur vor Ort, sondern auch während der Kommunikationsprozesse so zu schützen, dass Hacker sie weder stehlen, noch manipulieren können, wird also eine der großen Aufgaben der Industrie in den kommenden Jahren werden. Dazu braucht es vor allem entsprechende IT-Sicherheitssysteme.
Mangelnder Breitbandausbau kann zum Wettbewerbsnachteil werden
Der Handlungsbedarf ist groß, weil die Vernetzung der Dinge eine völlig neue Entwicklung ist. Eine, die zu einem enormen Standortvorteil führen kann – wenn die Industrieunternehmen ihre Möglichkeiten voll nutzen können. Das ist allerdings nur möglich, wenn die nötigen Internetverbindungen auch Datendurchflüsse in angemessenen Geschwindigkeiten erlauben. In Deutschland ist das trotz vieler Breitbandinitiativen längst noch nicht überall der Fall. Vor allem ländliche Gebiete sind in dieser Hinsicht oft noch nicht flächendeckend versorgt, auch wenn neue Funktechnologien wie LTE den Ausbau in den vergangenen Jahren deutlich beschleunigt haben. Doch nach wie vor sind Investitionen in Milliardenhöhe notwendig. Dabei ist die Industrie durchaus bereit, diese Ausgaben anzugehen – hierfür müssen aber die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Nun hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt gerade erst ein neues Förderprogramm der Bundesregierung vorgestellt. Das sieht vor, dass Gebiete mit Unterversorgung, in denen sich ein Engagement für die Netzbetreiber nicht lohnt, den Breitbandausbau über Fördermittel von insgesamt 2,7 Milliarden Euro kofinanzieren können. In ganz Deutschland sollen so bis 2018 Surfgeschwindigkeiten von mindestens 50 Megabit je Sekunde erreicht werden. Immerhin ein erster Schritt auf dem Weg in die „Gigabit-Gesellschaft“.
Wenn Industrie und Politik diese Herausforderungen gemeinsam meistern, können Vernetzung und Digitalisierung nicht nur Geschäftsprozesse vereinfachen und beschleunigen, sondern das Leben der Menschen auf vielen Ebenen erleichtern. Die Unternehmen stehen längst in den Startlöchern, um das Internet der Dinge umzusetzen.
Ansprechpartner
Dr. Thomas Koenen
Abteilungsleiter Digitalisierung und Innovation
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