Ganzheitlich und nachhaltig
Eine gesicherte Versorgung mit Rohstoffen ist nicht nur essenziell für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Industrie – und damit für den Erhalt Deutschlands als Industriestandort. Bei der Rohstoffsicherung geht es natürlich auch um „Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze“ – aber darüber hinaus ist sie Voraussetzung für Produkte „Made in Germany“, die unser Leben und unseren Alltag durchaus angenehmer machen. Generell gibt es drei Handlungsfelder, um die Versorgung mit Rohstoffen zu sichern: die Gewinnung aus heimischen Lagerstätten, den Einsatz von Sekundärrohstoffen aus Abfällen und Schrotten und den Import, meist aus Ländern außerhalb Europas.
In Deutschland kommen zwei Drittel der benötigten Rohstoffe aus heimischen Lagerstätten. Sie sind eine wichtige Grundlage für die Sicherung unseres tagtäglichen Bedarfs. So werden sogenannte Stein-Erden-Rohstoffe wie Kies, Sand, Naturstein, Kalk, Gips und Ton vor allem von der Bauwirtschaft gebraucht. Ohne diese Rohstoffe gäbe es weder Häuser noch Straßen – oder ihre Produktion wäre viel teurer und aufwendiger, weil die Rohstoffe importiert werden müssten. Auch die Salz- und Kaligewinnung setzt in der Rohstoffverwertung neue Trends. Deutschland gehört beim Abbau dieser Stoffe zu den führenden Produzenten und versorgt die Welt mit der Basis für Düngemittel, Pflanzennährstoffe, kosmetische, medizinische und chemische Produkte. Davon profitiert auch die heimische Landwirtschaft. Gleichzeitig investieren deutsche Unternehmen jedes Jahr viel Geld in die Forschung, um neue Fördermethoden zu entwickeln, die sozioökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten noch stärker Geltung verschaffen. Schon jetzt leistet sich Deutschland einen der höchsten Umweltschutzstandards. Und um den Schutz der Natur beziehungsweise die Renaturierung geht es nicht erst, wenn Fördergruben oder Bohrstätten aufgegeben werden. Schon während der Förderung spielt der Umweltschutz eine große Rolle. Heimische Rohstoffe werden unter höchsten Umwelt- und Sicherheitsstandards gefördert und unsere Technologien und das Know-how zur umweltverträglichen Rohstoffgewinnung und anschließenden Renaturierung sind weltweit gefragt. Davon profitieren auch rohstoffreiche Länder, mit denen Deutschland im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit oder Rohstoffpartnerschaften zusammenarbeitet.
Auch das Recycling leistet in Deutschland einen unverzichtbaren Beitrag zur Rohstoffsicherung und nachhaltigen Rohstoffnutzung. Aus Abfällen, Schrotten, Halden und sogar alten Gebäuden und Infrastruktur werden wertvolle Sekundärrohstoffe gewonnen. Diese sorgen dafür, dass weniger Primärrohstoffe gebraucht werden, und verringern damit die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Importen. Heute wird bereits ein Fünftel des Rohstoffbedarfs in Deutschland aus dem Recycling gedeckt. Bei manchen Massenmetallen – dazu zählen etwa Kupfer, Zink, Aluminium oder Stahl – liegt diese Quote teilweise bei 60 Prozent. Insgesamt hat Deutschland weltweit eine der höchsten Recyclingquoten. Abfallströme werden sorgfältig verfolgt, kontrolliert, sortiert und wiederverwendet. Wo das Material nicht geeignet ist, direkt in die Produktion zu fließen, entstehen aus ihm häufig Brennsubstitute für Öl oder Gas. So schont die deutsche Industrie nicht nur Ressourcen, sie spart auch Geld. Wird nämlich statt neu geförderter Metallerze zum Beispiel recycelter Metallschrott verwendet, verbraucht das bis zu 95 Prozent weniger Energie. Ebenso wichtig für die Rohstoffversorgung ist die Entwicklung von Technologien zum effizienten Ressourcenmanagement. Rohstoffe werden langfristig gesehen teurer und gleichzeitig steigt die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Rohstoffimporten. Das zwingt die Unternehmen dazu, den effizienten Einsatz von Material und Energie zu forcieren.
Ein großer Teil der Rohstoffe, die in Produkten „Made in Germany“ enthalten sind, wird weder in Deutschland gefördert noch aus dem Recycling gewonnen. Sie werden stattdessen im Ausland abgebaut und über Rohstoffhändler, Warenterminbörsen oder in Form von Zwischenprodukten eingeführt. Bei Primärmetallen beispielsweise ist Deutschland zu 100 Prozent von Importen aus dem Ausland abhängig. Eine direkte Beteiligung der deutschen Industrie an Rohstoffprojekten im Ausland existiert aber heute so gut wie nicht mehr. Umso wichtiger ist es daher für Unternehmen, ihren Bezug von Rohstoffen aus dem Ausland langfristig abzusichern. Nachdem die Industrie noch wenige Jahre zuvor mit extremen Preissteigerungen und Engpässen bei Rohstoffen zu kämpfen hatte, scheint sich die Lage auf den Rohstoffmärkten im Jahr 2015 – zumindest auf den ersten Blick – entspannt zu haben. Dennoch darf man sich nicht von den relativ niedrigen Preisen und der guten Verfügbarkeit täuschen lassen; an den strukturellen Problemen auf den Rohstoffmärkten hat sich nämlich nichts geändert: die Konzentration von Vorkommen in instabilen Ländern, mächtige Marktplayer auf der Angebotsseite sowie staatliche Wettbewerbsverzerrungen zum Vorteil der eigenen Industrie.
Der BDI wirbt daher für eine ganzheitliche und nachhaltige Rohstoffpolitik, die an allen drei genannten Handlungsfeldern ansetzt und dabei die unterschiedlichen Interessen der Rohstoffsicherung beziehungsweise der Ressourcenschonung in einen angemessenen Ausgleich bringt.
Ansprechpartner
Matthias Wachter
Abteilungsleiter Int. Zusammenarbeit, Sicherheit, Rohstoffe und Raumfahrt
BDI e.V.+493020281579
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