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Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als Motor für den Green Deal

Jedes Jahr werden in der EU Milliarden Tonnen an Abfall produziert – statistisch gesehen kommen auf jeden einzelnen Bürger rund fünf Tonnen zusammen. Dabei ist ein großer Teil des gigantischen Müllbergs vermeidbar. Der European Green Deal beschleunigt daher den Übergang zur Kreislaufwirtschaft in Europa. Die deutsche Industrie verfolgt bereits einen nachhaltigen Ansatz, um Abfallprodukte als Rohstoffe in den Kreislauf zurückzuführen.

Weniger Abfall, längere Haltbarkeit, reparierbar und mehr recyceln. Die Europäische Union setzt mit dem European Green Deal ein klares Signal für eine umfassende Kreislaufwirtschaft für Sektoren wie Textilien, Bau, Elektronik und Kunststoffe. Hierzu wurde ein Aktionsplan initiiert. Einerseits sollen neue Geschäftsmodelle für ein kreislauffähiges System in die Wege geleitet werden. Gleichzeitig sind Anreize geplant, damit Unternehmen in nachhaltige Technologien investieren. Konsumenten sollen direkt von den Plänen profitieren, beispielsweise von einem „Recht auf Reparatur“ für Elektronikartikel. Auch die Herstellerverantwortung soll steigen: Sie müssen nachweisen können, dass als „grün“ angepriesene Produkte tatsächlich klimafreundlich sind.

Aus alt macht neu – deutsche Industrie führend

Gerade in der Kreislaufwirtschaft zeigt sich die Innovationsfähigkeit der deutschen Industrie. Sie investiert erfolgreich in neue Sortier- und Recyclingtechnologien, die die bestehende leistungsstarke Verwertungsinfrastruktur weiterentwickeln. Der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft wird daher grundsätzlich begrüßt. Dieser muss vorrangig eine Antwort auf die Frage finden, wie in Europa funktionierende Märkte für Sekundärrohstoffe etabliert werden können. Grundlage hierfür müssen solide Marktmechanismen sein. Neue Geschäftsmodelle sowie verstärkte Kooperationen entlang der Wertschöpfungsketten, etwa in Form von Unternehmensplattformen, sind eine maßgebliche Voraussetzung. Die EU-Kommission sollte diese Entwicklung entschieden unterstützen. Zudem bedarf es einer grundsätzlichen Offenheit gegenüber neuen Ideen und Technologien.

Gemeinsam umsetzen

Ohne technologische „Game-Changer“ ist eine Transformation im Zuge des Green Deal aus Sicht des BDI nicht möglich. Europa muss konsequent Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten fördern und die Verbreitung neuer Technologien frühzeitig unterstützen. Die angekündigte Initiative der EU-Kommission zur Förderung von Leitmärkten ist jedenfalls ein positives Signal und sollte gemeinsam mit der Industrie gestaltet werden. Dies gilt insbesondere für „nachhaltige Produkte“. Eine Strategie für solche Produkte darf jedoch nicht zu Doppel- und Mehrfachregulierungen führen. Die Einführung eines Rechts der Verbraucher auf Reparatur von elektronischen Produkten ist nur zielführend, wenn eine Reparatur auch ökonomisch Sinn macht. Aus technischer Sicht können die meisten elektronischen Geräte repariert werden. Eine „geplante Obsoleszenz“ durch die Hersteller ist nachweislich nicht gegeben.