Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung © Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Arbeitswelt 4.0 – Chancen oder Risiken?

Die Digitalisierung verändert auch unsere Arbeitswelt. Wie? – Dazu gibt es verschiedene Meinungen. Während sich die einen auf neue anspruchsvolle Aufgaben freuen, haben andere Angst vor der menschenleeren Fabrik und Künstlicher Intelligenz. Warum der Mensch Dreh- und Angelpunkt in den Industriebetrieben bleibt, welche Chancen neue Technologien schon heute und zukünftig bieten und warum Experimentierräume wichtig sind, erklärt Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im Bundesverband der Deutschen Industrie.

Viele Menschen stehen vor allem Künstlicher Intelligenz skeptisch bis ängstlich gegenüber. Wie kann das Vertrauen in neue Technologien gestärkt werden?

Iris Plöger: Da gilt der alte Grundsatz „Bange machen gilt nicht“. Wir neigen zuweilen dazu, alle Schreckensszenarien aufzuzeigen und uns in Science Fiction-Filmversionen zu bewegen, die mit der Realität wenig zu tun haben. Wir alle nutzen Künstliche Intelligenz bereits im Alltag, ohne dass wir uns dies immer klar machen. Wir benutzen es, wenn wir mit dem Navigationssystem unterwegs sind. Wir nutzen es in unseren Fitness-Trackern und in anderen Bereichen. Klar, es muss auch Regeln, es muss auch rote Linien geben. Die Wirtschaft arbeitet daran, viel im Wege der Selbstregulierung zu machen und nicht gleich nervös nach dem Gesetzgeber zu rufen.

Wie sieht die Zukunft der Arbeit in der Industrie aus? Müssen Beschäftigte sich sorgen, ihren Job an einen Computer zu verlieren?

Iris Plöger: Die Sorge ist aus meiner Sicht nicht berechtigt. Jede technologische Revolution hat bisher immer mehr Produktivität bedeutet und auch mehr Arbeitsplätze geschaffen. So wird es wahrscheinlich auch in diesem Fall sein. Propheten sind wir alle nicht. Wir müssen sehen, dass wir uns in einer alternden Gesellschaft befinden, d.h. wir werden in Zukunft eher weniger Fachkräfte haben. Künstliche Intelligenz kann uns unterstützen, kann uns helfen. Sie kann den Einzelnen an seinem Arbeitsplatz von gewissen Routinetätigkeiten entlasten und ihm dadurch die Möglichkeit geben, das eigene Arbeitsumfeld vielleicht auch ein bisschen spannender zu gestalten.

Wie können Experimentierräume in der Industrie eingesetzt werden, um Innovationen zu fördern?

Iris Plöger: Experimentierräume sind eine große Chance. Denn wir bewegen uns in einem Regelungsdickicht. Deswegen hilft es uns, wenn wir gewisse Freiräume schaffen. Nehmen wir das Beispiel Autonomes Fahren. Es gibt eine Teststecke auf der A9, auf der ausprobiert werden kann, wie es zunächst ohne Haftungs- und Zulassungsfragen usw. auf der Straße aussehen könnte. Dort kann die Automobilindustrie zusammen mit der Telekommunikationsindustrie sehen, ob es tatsächlich funktioniert und dann können wir uns Gedanken darüber machen, welche Regelungen wir verändern müssen.