Industrie 4.0 – Chance für Deutschland
Autos, Roboterarme oder Waschmaschinen: In vielen Industrieprodukten stecken heute winzige Computer, die wichtige Funktionen steuern und das Leben erleichtern. Diese eingebetteten Systeme werden mehr und mehr mit dem Internet verbunden. Laut IHS Markit ist bis 2030 mit einem Anstieg digital vernetzter Objekte (sogenannte IoT-Objekte) von aktuell 27 auf 125 Milliarden zu rechnen.
So entsteht das Internet der Dinge, eine virtuelle Welt, in der alle erdenklichen Gegenstände miteinander Informationen austauschen. Für die Industrie ergeben sich vielfältige Chancen. Viele sprechen bereits von einer vierten industriellen Revolution – nach der Mechanisierung (Industrie 1.0), der Einführung der Massenproduktion (Industrie 2.0) und der Automatisierung (Industrie 3.0). Die Potenziale dieser Technologie sind enorm: individualisierte Produkte, ressourcensparende Logistik, neue Dienstleistungen, eine flexiblere Arbeitswelt. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Hoher Industrieanteil und Erfindergeist sind Deutschlands Stärken
Deutschland hat beste Voraussetzungen, diese Potenziale zu heben. Unser Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt liegt mit fast 26 Prozent auf hohem Niveau. In den USA sind es zum Beispiel nur etwa 16 Prozent. In vielen High-Tech-Branchen sind Unternehmen mit Sitz in Deutschland weltweit führend, zum Beispiel im Maschinen- und Anlagenbau, im Automobilbau, in der Chemie-, Pharma-, Elektro-, Luft- und Raumfahrt-Industrie.
Zudem ist die deutsche Industrie hochinnovativ: Beim letzten Innovationsindikator von Fraunhofer ISI, ZEW und BDI belegt Deutschland den vierten Platz – deutlich vor unseren stärksten Wettbewerbern USA (Rang 8), Südkorea (13), Japan (20) oder China (26).
Deutsche Unternehmen können auch IT
Zugegeben: Deutschland fehlen die IT-Riesen des Silicon Valley. Aber wir haben eigene Stärken. Wir haben eine einzigartige Mittelstands- und Innovationskultur, die sich grundlegend von der des Silicon Valley unterscheidet. Anders als in der IT für Endkunden zählen deutsche Firmen bei Unternehmenssoftware zu den Weltmarktführern. Einige Maschinenbauer aus Deutschland beschäftigen schon heute mehr Informatiker als klassische Ingenieure. Sie programmieren Betriebssysteme für Maschinen, verarbeiten Sensordaten zu neuen wertvollen Informationen und integrieren eingebettete Systeme in immer mehr Produkte.
Immer mehr Industrieunternehmen aus allen Branchen bieten zusätzlich zu ihrem klassischem Produktportfolio so-genannte digitale Plattformen an. Ein Beispiel: Der in Ditzingen ansässige Maschinenbauer Trumpf hat die AXOOM GmbH als digitale Geschäftsplattform für Industrie 4.0-Lösungen in der Produktion gegründet. AXOOM ermöglicht eine einfache Anbindung von Maschinen, Sensoren und Komponenten sowie einen durchgängigen Datentransfer. Dadurch kann beispielsweise der Zustand von Produktionsanalgen kontinuierlich überwacht werden. Wartungsarbeiten können langfristig geplant und mit möglichst minimalen Beeinträchtigungen für die Produktion durchgeführt werden.
Industrie 4.0 kennt keine Ländergrenzen
Deutschland ist für Industrie 4.0 also hervorragend gerüstet. Die gute Ausgangsposition darf aber kein Ruhekissen sein. Auf dem Weg hin zur vierten industriellen Revolution warten zahlreiche Herausforderungen auf uns, zum Beispiel bei der Versorgung mit schnellem Internet, dem Datenschutz oder der IT-Sicherheit.
Wir müssen auch unsere europäischen und internationalen Partner mit ins Boot holen und uns auf faire Regeln einigen. Wir dürfen uns nicht in Insellösungen verlieren. Denn Industrie 4.0 kennt keine Ländergrenzen.
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft müssen den digitalen Wandel gemeinsam mitgestalten. Nur dann können wir in Deutschland und Europa Profiteure und „Produzenten“ der Industrie 4.0 sein, unsere Zukunft darauf aufbauen.