Brasilien: Wichtigster Wirtschaftspartner in Südamerika
Brasilien will seinen Industriesektor modernisieren und die Verkehrsinfrastruktur sowie den Energiesektor weiter ausbauen. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz spielen hierbei eine wichtige Rolle. Es bezieht bereits mehr als 90 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen. Der Bedarf an Technologien und innovativen Lösungen ist groß. Um wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zu gelangen, sind mehr Transparenz und Strukturreformen erforderlich sowie mehr Investitionen in Infrastruktur, Innovationen und Bildung. Als Mitglied der BRICS-Staaten und der G20 ist Brasilien für Deutschland ein wichtiger Partner in der internationalen Wirtschaftspolitik. Es ist das einzige Land in Lateinamerika, mit dem die Bundesregierung eine strategische Partnerschaft unterhält und 2023 die zweiten bilateralen Regierungskonsultationen durchführte.
Potentiale der bilateralen Zusammenarbeit
Brasilien ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Südamerika und Zielland für Investitionen. Umgekehrt ist Deutschland der wichtigste europäische Wirtschaftspartner für Brasilien. Deutsche Unternehmen exportieren Waren im Wert von gut 12 Milliarden Euro nach Brasilien. Hierzu gehören insbesondere chemische Produkte, Maschinen sowie Fahrzeuge und Autoteile. Der Absatz deutscher Unternehmen vor Ort übersteigt die Exporte um ein Vielfaches.
Die deutsch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen basieren auf gemeinsamen Werten und haben eine lange Tradition. Das Fundament dafür wurde mit der deutschen Einwanderung gelegt, die vor fast 200 Jahren in Brasilien begann. Mittlerweile haben ca. zehn Prozent der Brasilianer deutsche Vorfahren. Einige der größten deutschen Unternehmen sind bereits seit über 100 Jahren im Land tätig, so Hamburg Süd seit 1876, Siemens seit 1895 und Bayer seit 1896. VW, BASF und Daimler sind seit den 1950er Jahren vor Ort. Deutsche Firmen haben wesentlich zum Aufbau der brasilianischen Industrie beigetragen und besitzen eine strategische Stellung in verschiedenen Sektoren. Sie sind Teil der brasilianischen Gesellschaft und engagieren sich in Bildung, Kultur und in der Innovationskooperation.
Heute sind in Brasilien ca. 1.600 Unternehmen mit deutschem Kapital aktiv. Sie erwirtschaften ca. zehn Prozent der industriellen Wertschöpfung. Allein in São Paulo befinden sich über 800 deutsche Unternehmen, die mehr als 250.000 Arbeitsplätze geschaffen haben.
Die mittelfristigen Perspektiven für den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Brasilien werden weiterhin positiv gesehen. Die angestrebte Modernisierung der brasilianischen Industrie, der Ausbau der Verkehrs- und Energieinfrastruktur sowie des Gesundheitswesens erfordern den Einsatz von hochwertigen Technologien. Dabei wächst das Interesse an nachhaltigen Lösungen. Die deutsche Industrie ist technologisch führend und bietet Antworten auf anstehende und künftige Herausforderungen. Hierzu gehören z. B. Digitalisierung, städtische Entwicklungen, Umwelt- und Klimaschutz sowie erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Neue Technologien aus den „Industrie 4.0“-Konzepten bieten besondere Chancen der Zusammenarbeit.
Enge Verbändekooperation
Der BDI setzt sich intensiv für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zum Ausbau der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ein. Hierzu gehören regelmäßige Gespräche mit den entsprechenden Regierungsstellen in Deutschland, der EU und Brasilien sowie die Organisation von Konferenzen und bilateralen Kommissionen.
Neben der guten Zusammenarbeit mit der AHK und den Botschaften vor Ort und in Deutschland pflegt der BDI eine sehr enge Kooperation mit seinem brasilianischen Partnerverband CNI. Im September 2024 feiern die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage ihr 40-jähriges Jubiläum.
Gemeinsam setzen sich BDI und CNI ein für:
- Ratifizierung des EU-Mercosur- Freihandelsabkommens
- Aufnahme von Verhandlungen zu einem bilateralen Doppelbesteuerungsabkommen
- Abbau von Bürokratie und Schaffung von mehr Transparenz
- Höhere Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Innovationen
- Strukturreformen z. B. im Steuer- und Arbeitsrecht