Compliance ist Erfolgsfaktor
Grob übersetzt bedeutet „Compliance“ nichts anderes als „Regeln befolgen“. Inzwischen hat sich der Begriff in Wirtschaft wie in Verwaltung gleichermaßen durchgesetzt. Gemeint ist dabei häufig vor allem der Teil betrieblicher Kontrollmechanismen, der ursprünglich vor allem Korruption und Wirtschaftsspionage verhindern sollte. Doch ein umfassendes und richtig eingesetztes Compliance-Management-System kann viel mehr – und wird von Unternehmen sogar als Wettbewerbsvorteil empfunden.
„Compliance“: Eine lange Geschichte
Ursprünglich bezeichnete der Begriff „Compliance“ in der Medizin und die Bereitschaft des Patienten, zu tun, was die Ärzte anweisen. In den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzte er sich dann auch im amerikanischen Bankensektor durch, wo Regeln Einzug hielten, die Geldwäsche, Insidergeschäfte und Bestechung eindämmen sollten. Spätestens mit der Einführung des „Sarbanes-Oxley Act“ 2002 in Amerika wurde der Begriff auch unter deutschen Managern zum Inbegriff für gesetzestreues und ethisch unangreifbares Wirtschaften. Das Gesetz sollte die Transparenz und Regeltreue börsennotierter Aktiengesellschaften verbessern. Das mehr als 60 Seiten umfassende Regelwerk gilt auch für deutsche Unternehmen, die in den U.S.A. vertreten sind oder deren Wertpapiere dort gehandelt werden.
Compliance-Management-Systeme: Wettbewerbsvorteil
Heute haben längst auch Unternehmen, die nicht als Aktiengesellschaft firmieren, entsprechende Systeme eingeführt. Diesesollen nicht nur sicherstellen, dass geltende Gesetze in allen Unternehmensbereichen eingehalten werden, sondern regeln auch interne Verhaltensregeln oder können z. B. die Bereiche Nachhaltigkeit oder Umweltschutz umfassen.
Doch während die Einführung von Compliance-Regeln vielerorts auf dem Vormarsch ist, haben etliche, und vor allem kleinere Unternehmen Schwierigkeiten mit der Umsetzung. Die Zahl geltender Gesetze und Regeln ist je nach Branche kaum zu überblicken. Sie in ein einheitliches Compliance-System einzubinden, ist kompliziert; die Einhaltung zu überwachen und Prozesse für den Fall von Verstößen zu etablieren, eine echte Herausforderung. Doch gute Compliance-Systeme sind ein Wettbewerbsvorteil. So kann im internationalen Geschäftsverkehr ein möglicher Geschäftsabschluss davon abhängen, ob das deutsche Partnerunternehmen überzeugende Compliance-Management-Systeme etabliert hat.
Auch wenn Compliance-Management-Systeme nicht direkt Umsätze steigern, zahlen sie sich oft auch finanziell aus, denn nicht nur die tatsächlichen Verluste etwa durch Korruption, Kartellrechts- oder Datenschutzverstöße sind enorm. Auch die indirekten Folgekosten für die Aufarbeitung von Verstößen, für mögliche Prozesse und die Rückgewinnung von Vertrauen und Reputation kosten viel Geld, so viel, dass es sich lohnt, in präventive Maßnahmen zu investieren.
Dass Compliance-Management-Systeme zunehmend wichtiger geworden sind, hängt aber auch damit zusammen, dass Medien und Gesellschaft aufmerksam beobachten, wie Unternehmen wirtschaften – und Konsumenten tatsächlich Konsequenzen ziehen, wenn Firmen in Skandale verwickelt sind.
Politik und Wirtschaft: gemeinsam für gute Rahmenbedingungen sorgen
Gute Systeme aufzubauen und ihre Einhaltung und Kontrolle zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur zu machen, ist eine komplexe Aufgabe. Unterstützung durch Experten und die Vernetzung mit den Verantwortlichen anderer Unternehmen kann hilfreich sein. Deshalb bietet der BDI seinen Mitgliedern einen Compliance-Arbeitskreis an und unterstützt ausdrücklich die „Alliance for Integrity“, die auf internationaler Ebene Verantwortliche aus Politik und Unternehmen vernetzt und Standards zu etablieren versucht.
Neben den Wirtschaftsakteuren ist aber auch die Politik gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen für ein faires Wirtschaftssystem zu setzen, von dem alle profitieren können. Unternehmen ebenso wie ihre Mitarbeiter brauchen vor allem Rechtssicherheit statt bürokratische Hürden. Unbestimmte Formulierungen und unklare Tatbestandsmerkmale müssen vermieden werden.