UN-Klimakongress in Glasgow © Unsplash/Fredrika Carlsson

COP26: Großer Wurf für den Klimaschutz nicht gelungen

Nein, es war nicht ganz „the same procedure as every year” bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Glasgow Anfang November 2021. Schon gar nicht in Zeiten von Corona. Aufwendigen Sicherheitsvorkehrungen und Quarantänebestimmungen zum Trotz hatten sich knapp 40.000 Teilnehmer aus aller Welt angemeldet, um in Schottland einmal mehr über die drängendsten Fragen zum Klimaschutz zu diskutieren und zu verhandeln.

US-Sonderbotschafter für das Klima John Kerry hatte im Vorfeld die im Verhandler-Jargon COP26 genannte 26. Weltklimakonferenz als letzte Chance bezeichnet, die Erderwärmung aufzuhalten. Nun, es wird wohl dringend noch mehr Chancen brauchen. Zum Abschluss des Weltklimagipfels erklärte BDI-Präsident Siegfried Russwurm, dass die Industrie bedauere, dass der dringend notwendige große Wurf für den Klimaschutz nicht gelungen sei. Man mag ergänzen: wieder nicht. Im Kampf gegen die weiter fortschreitende Erderwärmung sind stärkere internationale Kooperation und verbindliche Klimaschutzziele praktisch aller Staaten unverzichtbar. Was in Glasgow erreicht wurde, reicht dafür nicht aus.

Ambitionsgefälle beim internationalen Klimaschutz auch nach der COP26 sehr groß

Ein neues Arbeitsprogramm zur Stärkung der weltweiten Minderungsmaßnahmen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Ambitionsgefälle zwischen den Staaten weiterhin sehr groß ist – und auf absehbare Zeit bleiben wird. Es ist gefährlich und schadet dem Klima, wenn die Unterschiede im Ehrgeiz für Klimaschutz bestehen oder gar zunehmen. Dies verlagert die Emissionen in Länder mit weniger strengen Klimaschutzmaßnahmen und belastet einseitig Unternehmen, die, etwa in der EU, bereits große finanzielle Belastungen stemmen müssen. Der verwässerte Abschlusstext zum weltweiten Kohleausstieg macht sehr deutlich, dass die deutsche Industrie auch in Zukunft nicht in einem Level-Playing-Field operieren kann.

Pariser Regelbuch nach Einigung zu Artikel 6 des Pariser Abkommens abgeschlossen

Ein Fortschritt ist, dass sich in Glasgow sehr viel mehr Staaten für Marktmechanismen beim Klimaschutz ausgesprochen haben als bisher. So konnte nun endlich das Regelbuch beschlossen werden, das es braucht, damit die im Artikel 6 des Paris-Abkommens angelegten sogenannten kooperativen Ansätze Realität werden können. Dies ist aus Industriesicht deshalb relevant, weil nun Instrumente wie der internationale Emissionshandel zum Zug kommen können. Die globale CO2-Bepreisung, darin sind sich Wissenschaft und Wirtschaft einig, könnte weltweit einen wesentlichen Beitrag zur kosteneffizienten CO2-Minderung leisten.

Unzureichende Finanzzusagen an Entwicklungsländer verspielen wichtiges Vertrauen

Ein Grund für große Enttäuschung und auch Ärger war in Glasgow, dass weiter fraglich blieb, ob die Industrieländer ihre vor mehr als zehn Jahren gemachten Finanzzusagen an Entwicklungs- und Schwellenländer einhalten werden. Letztere sollen, so die Zusage aus Kopenhagen (COP15 im Jahr 2009), beginnend mit dem Jahr 2020 mit 100 Milliarden US-Dollar jährlich beim Klimaschutz unterstützt werden. Gelingt es nicht, diese Mittel rasch zu mobilisieren, wird weiter Vertrauen in den gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel verspielt.

Mit der Ausrichtung des „Deutschen Abends“ hat auch der BDI in Glasgow wieder einmal eine Plattform für den Dialog zur internationalen Klimapolitik zwischen Bundesregierung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bieten können.