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Deutschland auf dem Weg in eine Wasserstoff-Ära?

Bis 2030 soll ein wettbewerbsfähiger Wasserstoffmarkt in Deutschland entstehen – eine Herkulesaufgabe für die deutsche Industrie und die Bundesregierung. Damit allein die klimaneutrale Erzeugung von Industrieprodukten Realität wird, werden laut Nationalem Wasserstoffrat künftig mindestens 100 Terrawattstunden (TWh) Wasserstoff im Jahr benötigt. Doch woher soll der klimaneutrale Wasserstoff kommen, damit der flächendeckend für die Industrie und weitere Anwendungen zur Verfügung steht?

Der Aufbau eines heimischen Wasserstoffmarktes würde die Energiewende in Deutschland entscheidend vorantreiben. Als vielseitiger Energieträger und Speichermedium kann Wasserstoff direkt oder indirekt in allen Industriesektoren eingesetzt werden. Das hilft C02-Emissionen signifikant zu reduzieren. Die Herstellung von Wasserstoff bietet zudem großes Potenzial, nicht nur für die hiesige Wirtschaft, sondern bietet auch Potenzial europäische Wertschöpfungsketten weiter zu verzahnen: Im Szenario der Nationalen Wasserstoffstrategie sind für das Jahr 2050 zusätzliche Wertschöpfungseffekte von jährlich rund sechs Milliarden Euro möglich.  Dadurch könnten im Schnitt circa 117.000 zusätzliche Arbeitsplätze direkt oder indirekt entstehen. Zudem könnten durch den Export innovativer Wasserstofftechnologien zusätzliche wirtschaftliche Effekt und Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit der Errichtung von Wertschöpfungsketten kann Deutschland international eine Vorreiterrolle einnehmen und sich zum Leitmarkt für Wasserstoff in Europa etablieren.

Was ist zu tun?

  • Elektrolysekapazitäten ausbauen: Um grünen Wasserstoff zu produzieren, sollten die deutschen Erzeugungskapazitäten bis zum Jahr 2030 auf zehn Gigawatt ausgebaut und der Zugang zu kostengünstigem und regenerativem Strom ermöglicht werden. In der Markthochlaufphase bedarf es kurzfristig auch blauen und türkisen Wasserstoff.
  • Transportnetz schaffen: Für den Transport von Wasserstoff braucht es eine flächendeckende Infrastruktur Der überwiegende Teil könnte durch die Umwidmung bestehender Erdgasnetze errichtet werden. Bis Ende 2030 sind zur Realisierung des H2-Netzes Startinvestitionen in Höhe von etwa 660 Millionen Euro und mehr erforderlich.
  • Internationale Standards einführen: Rahmenbedingungen für die Nutzung von Wasserstoff müssen auf europäischer Ebene harmonisiert werden. Das umfasst insbesondere ein Klassifizierungs- und Zertifizierungssystem auf Basis des CO2-Fußabdrucks  klimaneutraler Gase.
  • Energiepartnerschaften eingehen: Es sollten koordinierte und strategisch kluge Energiepartnerschaften etabliert und gemeinsame Pilotprojekte umgesetzt werden. Zur Finanzierung braucht es hierfür unterstützende Instrumente, wie beispielsweise Carbon Contracts for Difference.