Deutschland kann langfristig profitieren
Wenn es Deutschland gelingt, die ankommenden Flüchtlinge schnell zu integrieren, könne auch die deutsche Wirtschaft langfristig gesehen profitieren, erklärte Kerber in dem am Montagabend ausgestrahlten Interview. Angesichts des demographischen Wandels benötige die Industrie künftig mehr gut ausgebildete Arbeitnehmer, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Essentiell für eine zügige Integration seien das Erlernen der deutschen Sprache und die Möglichkeit zu arbeiten, so Kerber gegenüber CNN-Moderator Richard Quest.
Um die Chancen zu nutzen, seien in den nächsten zwei bis drei Jahren vermehrt Investitionen notwendig – in Infrastruktur, aber beispielsweise auch in Sprach- und Integrationskurse. Kerber nutzte das gut fünfminütige Gespräch in der Wirtschaftssendung „Quest Means Business“, um diese Investitionen von der Politik einzufordern. Allerdings stimmten ihn die Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zuversichtlich, dass die beim Koalitionsgipfel vereinbarten Mittel auch bewilligt würden.
Auf die Frage des Moderators, ob die Wirtschaft die Flüchtlinge nicht einfach nur als günstige Arbeitskraft nutzen wolle, reagierte Kerber mit deutlichem Widerspruch. Wer dies behaupte, verkenne die Struktur der deutschen Industrie. So sei Deutschland in der Welt nicht bekannt für möglichst günstig produzierte Güter, sondern für technisch anspruchsvolle Produkte wie Autos oder Maschinen. Für deren Herstellung, führte Kerber aus, benötige man keine Geringverdiener, sondern besonders qualifizierte und gut ausgebildete Menschen.