Europa macht Deutschland stark
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet für das laufende Jahr einen moderaten Aufschwung, den jedoch besonders Protektionismus und Handelskonflikte gefährden. „Der BDI rechnet für 2018 mit einem Wachstum der realen Wirtschaftsleistung von 2¼ Prozent. Im neunten Jahr des Aufschwungs präsentiert sich die Wirtschaft robust. Nur: Besser als in diesem Jahr wird die Konjunktur wohl nicht mehr.“ Das sagte BDI-Präsident Dieter Kempf am Montag auf der Hannover-Messe. Besonders der Heimatmarkt Europa trägt die deutsche Stärke. Alle 28 EU-Staaten wachsen – zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder.
„Trotz aktuell guter Zahlen machen unseren Unternehmen zunehmend inländische Wachstumsbremsen zu schaffen“, unterstrich Kempf. Dazu zählt der BDI den Fachkräftemangel, den schleppenden Breitbandausbau sowie ausbleibende Anreize für private Investitionen, etwa durch eine steuerliche Forschungsförderung.
„Wir im BDI schlagen als Einstieg eine steuerliche Forschungsförderung vor, bei der zehn Prozent der Personalausgaben in Forschung und Entwicklung bei der Steuerlast angerechnet werden“, sagte der BDI-Präsident. Dieser Bonus setze optimale Anreize für Innovation, Beschäftigung und Wachstum. Aus diesem Grund lockten 28 der 35 OECD-Länder innovative Unternehmen mit diesen steuerlichen Fördermaßnahmen.
Bei der Digitalisierung sei der große Wurf auch nach dem Start der neuen Bundesregierung nicht erkennbar. Dies zeige das Recht auf Breitband-Anschluss bis zum Jahr 2025. In seiner Unklarheit verunsichere es die Netzbetreiber, die heute in den Breitbandausbau investieren wollen. „Es besteht die Gefahr, dass die Unternehmen ihre Investitionen zurückhalten, bis die Rechtslage klar ist. Das ist kontraproduktiv“, kritisierte Kempf.
Als großes konjunkturelles Risiko nannte der BDI-Präsident den zunehmenden Protektionismus. Er appellierte an China und die USA, ihrer besonderen Verantwortung für die Weltwirtschaft gerecht zu werden. Die beiden größten Handelsnationen der Welt stünden für rund 22 Prozent der weltweiten Warenexporte und für fast 24 Prozent der Warenimporte.
„Schotten die USA und China sich weiter gegeneinander ab, droht eine weltweite Protektionismus-Spirale“, warnte der BDI-Präsident. „Angriffe auf den Freihandel sind eine Attacke auf unseren Wohlstand.“ In Deutschland hänge jeder vierte Arbeitsplatz am Export. In der Industrie sei es sogar mehr als jeder zweite.
Mit Blick auf das Messe-Partnerland Mexiko betonte Kempf, dass das Land ein strategischer Partner sei, der sich international gemeinsam mit Deutschland für freien Welthandel einsetze. „Mexiko ist die wichtigste Handelsnation der deutschen Industrie in Lateinamerika. Vor Ort sind 1.900 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung.“
Der siebtgrößte Autoproduzent der Welt wisse genau, wie essenziell Wertschöpfungsketten für eine globalisierte Weltwirtschaft und wachsenden Wohlstand sind – und wie schädlich Protektionismus für die Wirtschaft ist. „Protektionismus passt zur Hannover-Messe wie der Teufel zum Weihwasser“.