Beim Future Forward Talk "Klima: Clash of Generations?" diskutieren Fenja Feitsch, Klimaaktivistin, Klimadelegation e.V., Lubomila Jordanova, Founder & CEO von PlanA.Earth, Sarna Röser, Die Jungen Unternehmer & Mitglied der Geschäftsleitung, Röser FAM GmbH & Co. KG und Hans von Storch, Mathematiker und Klimaforscher, Universität Hamburg über die Frage, ob die Klimawende die Generationen entzweit.

Future Forward Talk: Klima – Clash of Generations?

Die Corona-Pandemie und der Klimawandel rücken Gerechtigkeitsfragen sowie die Lastenverteilung zwischen den Generationen in den Fokus. Beide Krisen verlangen einen neuen gesellschaftlichen Konsens über die richtige Balance von sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit. Wie können wir gemeinschaftlich die Transformation gestalten?

Über diese Frage hat der BDI Anfang September 2020 im Rahmen seiner Auftaktveranstaltung des BDI-Klimakongresses mit Fenja Feitsch, Klimadelegation e.V., Sarna Röser, Bundesvorsitzende „Die jungen Unternehmer“, Lubomila Jordanova Gründerin und CEO des Start-Ups PlanA.Earth und Mitgründerin der Greentech Alliance sowie Klimaforscher Hans von Storch diskutiert. Moderiert wurde die Debatte von Carsten Rolle, BDI-Abteilungsleiter Energie- und Klimapolitik.

„Adapt to the new normal“

Die Klimakrise und die Corona-Pandemie haben gemeinsame und unterschiedliche Facetten. Beide verlangen der Menschheit eine große Anpassungsfähigkeit ab. Insbesondere rückt beide Krisen auch die Generationenfrage in den Fokus und unterschiedliche Erwartungshaltungen treffen aufeinander: Während die junge Generation sich heute zurücknehmen muss und auf ihre sozialen Kontakte und Discothekengänge verzichten muss, um vor allem die ältere Generation von dem Virus zu schützen, ist die ältere Generation ermahnt, sich heute in ihren Konsumverhalten zurückzunehmen, um die Nachhaltigkeit des Ökosystems für die kommenden Generationen zu sichern.

Fenja Feitsch betonte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit der Solidarität im Miteinander, die sich in Krisensituationen zeige. Speziell die Corona-Krise habe bewiesen, dass stringentes Handeln sowie schneller technologischer Wandel möglich seien. Ein Umdenken hin zu digitalen Lösungen und Home-Office war aus der Notwendigkeit heraus plötzlich schnell umsetzbar.

„Wissenschaft produziert nicht Wahrheit“ Karl Popper

Zentraler Punkt der Diskussion war die Rolle der Wissenschaft. Der Umgang mit dem neuartigen Virus Covid-19 hat besonders die Wissenschaftler in die mediale Aufmerksamkeit gerückt. Viele Klimaaktivisten würden sich die gleiche Aufmerksamkeit für Klimaforscher wünschen. Doch laut Hans von Storch seien die meisten Wissenschaftler lediglich auf ihr spezielles Fachgebiet begrenzt und hätten damit zurecht nicht die Legitimität auf Basis ihrer Facherkenntnisse politische Entscheidungen zu treffen. Diese Funktion läge aus guten Gründen immer noch bei den Politikern, die verschiedene Interessen gegeneinander abwägen müssten, um zu einem „sozialen Frieden“ zu kommen.

Nach Ansicht von Lubomila Jordanova müsse die Wissenschaft viel mehr genutzt werden, um effiziente Lösungen für die Probleme in unserer Gesellschaft finden zu können. Daher plädiert sie auch für eine bessere Kommunikation mit der Wissenschaft.

„Unser Hebel ist unsere technische Intelligenz“ Hans von Storch

Bei der Umsetzung der Klimaziele kommt den Unternehmen eine bedeutende Rolle zu, um auch die aus der Wissenschaft hervorgebrachten Innovationen umzusetzen. Allerdings müssten sich die Forderungen an die Wirtschaft auch in einem realistischen Rahmen bewegen, fand Sarna Röser. Sie fordert daher, bei der konkreten Ausgestaltung insbesondere dem Rat der Ökonomen zu folgen.

Einig waren sich alle in der Diskussionsrunde, dass die Klimakrise nur in einer globalen Antwort lösbar sei, wie eben auch die Corona-Pandemie. Den größten Beitrag, den wir hierzulande leisten könnten, sei der Beitrag von innovativen Technologien. Unternehmen stünden zunehmend unter gesellschaftlichem Druck.  Ebenso erhöhten Investoren den Druck, in grüne Technologien einzusteigen. Nicht nur im globalen Wettbewerb sei der Übergang zu nachhaltigen Technologien immer mehr ein Thema, auch das Stichwort „Resilienz“ spiele eine Rolle. So habe die Corona-Krise offengelegt, dass bestehende Lieferketten nicht resilient genug gewesen seien, da sie nicht nachhaltig gestaltet waren.

Resilienz aufbauen und mit offenem Ansatz in die Zukunft blicken

Die Auswirkungen des Klimawandels und die Schulden der Corona-Krise werden ohne Zweifel von der jungen Generation zu tragen sein. So erinnert Sarna Röser zurecht: „Klimaschutz muss man sich auch leisten können“. Während sich Hans von Storch über gesellschaftliche Krisen sorgt, wie etwa einen verstärkten „Rechtsruck“, forderten die jüngeren Vertreterinnen innerhalb der Diskussion, sich mit mehr Offenheit in der Herangehensweise neuer Krisen zu wagen. Erfahrung alleine sei nicht ausreichend, um die Antworten auf neue Krisen zu finden. Jede neue Krise bedarf also eines neuen Lösungsansatzes: Den richtigen Weg mit den Krisen der Zeit umzugehen muss jede Generation für sich neu erfinden.