Industrielle Kreislaufwirtschaft als europäischer Wettbewerbsvorteil
Rohstoffe sind das Fundament unserer modernen Zivilisation. Wir benötigen sie beim Bau von Infrastrukturen und Produktionsanlagen, von Automobilen und Flugzeugen, Rechenzentren und Windkraftanlagen. Auch bei der Herstellung von Verpackungen zum Schutz von Produkten und Gütern kommen vielfältige Rohstoffe zum Einsatz. Das dafür benötigte Material aus der Natur liegt in der Europäischen Union (EU) im Durchschnitt bei etwa 70 Tonnen pro Jahr und Person. Denn gerade dort, wo eine starke Industrie die Basis für Wohlstand und Innovation bildet, werden auch am meisten Rohstoffe verarbeitet.
Wachsender Ressourcenbedarf erhöht Handlungsdruck
Viele Entwicklungs- und Schwellenländer streben vermehrt nach Wachstum und Entwicklung. Der weltweite Ressourcenbedarf wird deshalb in den kommenden Jahrzehnten zwangsläufig weiter steigen. Um die Rohstoffversorgung zu sichern, müssen sich Industrie und Politik den globalen Herausforderungen auf den Rohstoffmärkten annehmen und ihnen offen und innovativ begegnen. Besonders wichtig ist, neue Rohstoffkreisläufe zu etablieren und so Importabhängigkeiten zu verringern.
Der Ansatz der Kreislaufwirtschaft bezieht alle Lebensphasen von Produkten und Erzeugnissen ein, um Rohstoffe effizient nutzen zu können. Auch wenn diese Idee nicht neu ist, muss sie aber auch auf europäischer Ebene neu durchdacht werden, damit sie zu einem festen Bestandteil von Geschäftsmodellen werden kann.
Potenzial der Kreislaufwirtschaft in Europa stärker nutzen
Um das Potenzial der Kreislaufwirtschaft in Europa stärker als bisher zu nutzen, muss die nächste europäische Legislatur ihren Schwerpunkt auf folgende Aspekte legen:
- Systeme der Herstellerverantwortung für Produktlebenszyklen müssen zweckmäßig ausgestaltet werden, sodass Unternehmen auch tatsächlich Einfluss auf Wertschöpfungskreisläufe nehmen können. Denn Unternehmen diese besitzen das größte Knowhow, welche Rohstoffe, Verfahren und Spezifikationen für auf dem Weltmarkt erfolgreiche Produkte notwendig sind. Deshalb müssen Unternehmen auch im Mittelpunkt einer funktionierenden und wettbewerbsorientierten Kreislaufwirtschaft stehen.
- Noch stehen wir am Anfang der Debatte dazu, wie wir Recyclingrohstoffe in ausreichender Menge, Qualität und zu attraktiven Preisen zur Verfügung stellen können. Industrie und Politik müssen hier intensiv diskutieren, wie funktionierende Märkte für Recyclingrohstoffe entstehen können. Wichtig ist dabei, kreative Ansätze durch starres Ordnungsrecht nicht zu gefährden oder nicht gewollte Marktverzerrungen zu erzeugen. Funktionierende Märkte, wie es sie vor allem bereits bei Metallen, Stahl, Glas und Papier gibt, dürfen ebenso wenig gefährdet werden.
- Die Risiken bei der Schaffung von Stoffkreisläufen müssen realistisch betrachtet werden. Denn es wird nicht gelingen, immer strengere Grenzwerte für bestimmte Stoffe oder gar Stoffverbote festzulegen, aber gleichzeitig immer mehr zu recyceln.
Um diese Ziele zu erreichen, müssen die neue EU-Kommission und das neue EU-Parlament die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.