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InnoNation-Festival: Schneller werden, mutiger werden

Das erste InnoNation-Festival des BDI lockte Anfang Mai mehr als 600 Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in die Alte Münze nach Berlin. In drei Panels und 18 Deep Dives entstanden rege Diskussionen zum Innovationsstandort Deutschland.

„Der in hellgrün beleuchtete Eingangsbereich der Alten Münze in Berlin nahm die zahlreichen Besucher des InnoNation Festivals in Empfang. Die Alte Münze verwandelte sich an diesem Tag in eine Innovationswerkstatt. Zahlreiche „Areas“, die jeweils in einer anderen Farbe gestaltet waren, bildeten die Kulisse für lebhafte Diskussionen. Zentraler Treffpunkt war die „Area blue“, ein heller, mit Glas überdachter Raum, der zum gemeinsamen Essen, Kaffeetrinken und Plaudern einlud.

Der Tag startete mit der gemeinsamen Auftaktveranstaltung in der „Area pink“, der Hauptbühne des Festivals, über deren gesamter Breite eine LED-Leinwand gespannt war. Gleich zu Beginn wurde die Grundlage für die folgenden Diskussionen und Panels des Tages gelegt: BDI-Präsident Siegfried Russwurm und Stefan Schaible, Global Managing Partner bei Roland Berger, stellten den Innovationsindikator 2023 vor. Dieser ist ein Wegweiser für die Frage: Wo steht Deutschland im internationalen Wettbewerb? Die ernüchternde Antwort: ziemlich statisch im Mittelfeld.

Panelistin Nicola Beer, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, fasste dies in der Erkenntnis zusammen, dass Deutsch leider nicht mehr Weltsprache der Innovation sei. Man müsse zukünftig wieder „interessanter sein für die hellsten Köpfe der Welt“. Die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sich bei der Fehleranalyse einig: Zu hohe Bürokratie sei für Mittelständler und Startups existenzgefährdend. Zudem dürfe man Mittelständler und große Unternehmen nicht gegeneinander ausspielen. In der anschließenden Diskussion wurde klar, dass die Player des Innovationssystems nur Hand in Hand Dynamik und Schwung in die dringend benötigte Reform des Innovationssystems bringen können. Das zentrale Motto für die Zukunft wurde dabei von BDI-Präsident Russwurm vorgegeben: „Schneller werden, mutiger werden!“ Alle müssen anpacken.

Und das taten sie dann auch. In 18 teils parallel stattfindenden Deep Dives wurden die Themenbereiche Innovation, Schlüsseltechnologien, Nachhaltigkeit, Moderner Staat und Daten diskutiert. Die Teilnehmenden waren dabei sowohl Know-how-Pool als auch Ideengeber und Sparringpartner. Die sich daraus ergebende Diskussion war fachlich-konstruktiv geprägt und mit einem positiven Spirit beladen.

Der Deep Dive zum Thema Forschungsdaten stellte sich beispielsweise in Kleingruppenarbeit unter der Anleitung von sechs Expertinnen und Experten die Frage: Wie schaffen wir Vertrauen beim Thema Datenteilen? Klar wurde, dass es beim Datenteilen um die richtige Balance aus Freiwilligkeit und Verpflichtung mit einem differenzierten Blick auf unterschiedliche Daten geht.

Auch beim Deep Dive „Need for Speed“ ging es hoch her. In einem Worldcafé-Format arbeiteten die Teilnehmenden an der Entbürokratisierung von Innovationsförderungsverfahren. Die Teilnehmenden waren sich einig: Es braucht einen Mentalitätswechsel, weg vom Misstrauen und Angst vor Fördermittelmissbrauch hin zu einem Arbeiten auf Augenhöhe mit verbindlichen und schnellen Zeitvorgaben, harmonisierten Templates und Transparenz im Antrags- und Projektdurchführungsprozess.

Zum Mittag lockte das gute Wetter die Teilnehmenden nach draußen zum Netzwerken. Was nachdrücklich beeindruckte: die Community will an ihren Themen weiterarbeiten und begibt sich pünktlich zurück zur Hauptbühne. Hier wartet gleich die nächste Aktivierung des Publikums: Beim Jonglieren werfen sich Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes gegenseitig die Bälle zu. Diese Dynamik überträgt sich auch auf das folgende Panel zum geistigen Eigentum: Leidenschaftlich diskutieren die Expertinnen und Experten über den Patentrückgang, digitale Patente und die Gründungsproblematik um das geistige Eigentum.

Den gelungenen Abschluss bildete die Diskussionsrunde rund um die Frage: „Wie werden wir zur InnoNation?“ mit Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Es wird klar: Wir können das schaffen! Deutschlands und Europas Politik und Innovationscommunity müssen dafür zwei Tempi leben: Erstens müssen die Rahmenbedingungen für Innovation ganzheitlich und langfristig gestärkt werden. Zweitens müssen Schnellbootmissionen etabliert werden. Bestes Beispiel ist hierfür das innovative Zusammenarbeiten in der Europäischen Weltraumorganisation ESA: Die Astronautin Samantha Cristoforetti inspirierte die Innovationscommunity durch ihre Berichte über die exzellente europäische Forschungsarbeit in diesem Bereich. 

Und dann ist der Tag leider schon viel zu schnell vorbei. Beim gemeinsamen Ausklingen werden die aufgestellten Ideen und Ziele noch einmal Revue passiert. Neben der spritzigen Musik der DJane liegt ein Hauch von Vorfreunde auf das nächste InnoNation-Festival in der Luft. Fazit: Es gibt eine dynamische und motivierte Innovationscommunity, die endlich etwas ändern will.“