Künstliche Intelligenz: Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft
In der öffentlichen Wahrnehmung wird künstliche Intelligenz (KI) manchmal als Bedrohung für Arbeitsplätze und sogar als Gefahr für die Demokratie gesehen. Dabei hat KI großen gesellschaftlichen Nutzen. Sie kann unsere Lebensqualität und Arbeitseffizienz verbessern, beispielsweise durch KI-basierte Assistenzsysteme in Fahrzeugen, die die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. KI kann auch zur Erhöhung der Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit in der industriellen Produktion beitragen oder durch neuartige Bildanalysen enorme Fortschritte in der Medizin ermöglichen.
Machine Learning = Künstliche Intelligenz?
Im Allgemeinen wird unter KI verstanden, Maschinen und Computer so zu programmieren, dass sie menschenähnliche Entscheidungsstrukturen besitzen. Ziel ist es, dass Maschinen und Computer eigenständig Aufgaben bearbeiten, Probleme lösen und Entscheidungen treffen können. Maschinelles Lernen, welches die Grundlage für KI bildet, beschreibt die „künstliche“ Generierung von Wissen basierend auf Erfahrungen durch eine Maschine. Hierbei erkennen Maschinen Muster in großen Datensätzen und können auf dieser Basis des „Erfahrungswissens“ das Eintreffen von verschiedenen Situationen voraussagen. Maschinen werden dadurch befähigt, selbständig Wissen aus Erfahrungen zu erzeugen, was beispielsweise für die vorausschauende Wartung von Maschinen und Anlagen (predictive maintenance) genutzt werden.
Generative KI als Gamechanger für die Industrie
ChatGPT ist das Sprachmodell des Unternehmens OpenAI und die bisher wahrscheinlich bekannteste öffentlich zugängliche KI. ChatGPT ist eine Generative KI, die mit riesigen Datenmengen gefüttert wurde. Es berechnet die Wahrscheinlichkeiten, mit denen Wörter zusammen auftreten und generiert auf dieser Grundlage neue Texte oder Bilder. Nicht nur für Privatpersonen ist ChatGPT nützlich. Unternehmen können durch die vielfältigen Möglichkeiten im Einsatz von Generativer KI ihre Abläufe effizienter und sicherer Gestalten. Es gibt aber auch deutsche Alternativen zu ChatGPT, die vor allem für die B2B-Nutzung der von Generativer KI zum Einsatz kommen. Das bekannteste deutsche Grundlagenmodell heißt Luminous und wird vom Heidelberger Startup Aleph Alpha hergestellt. Noch bestehen einige rechtliche Unsicherheiten in der Anwendung von Generativer KI in der Industrie. Der im Juni 2024 wahrscheinlich in Kraft tretende AI-Act soll das in Zukunft ändern.
Wie kann KI-Regulierung zu breiterem KI-Einsatz führen?
Mit Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und der Fraunhofer Gesellschaft, zahlreichen global tätigen Industrieunternehmen und Hidden Champions aus dem Mittelstand hat Deutschland günstige Voraussetzungen beim Thema KI – insbesondere in Bezug auf Anwendungsfelder in der Industrie. Dennoch gibt es großen Aufholbedarf. Eine Studie des Digitalverbands Bitkom hat ergeben, dass die der Anteil der Unternehmen, die KI nutzen, zwar innerhalb eines Jahres von 9 auf 15 Prozent gestiegen ist. Fehlende Daten und personelle Ressourcen sowie unzureichende technische Expertise und rechtliche Unsicherheiten hindern jedoch noch den breiten Einsatz von KI in den vielen deutschen Unternehmen.
Im Bewusstsein der Notwendigkeit einer verstärkten Befassung mit dem Thema KI in der Industrie hat der BDI bereits im Jahr 2018 einen Arbeitskreis „Künstliche Intelligenz & Autonome Systeme“ gegründet. Dieser ist mit Expertinnen und Experten aus den Mitgliedsverbänden und -Unternehmen des BDI besetzt und erarbeitet die Position der deutschen Industrie zur KI-Regulierung. Dabei möchten wir günstige Rahmenbedingungen für alle Unternehmen schaffen, um die Verbreitung von KI-Anwendungen in der Wirtschaft und vor allem der fertigenden Industrie zu steigern.
Die Europäische KI-Verordnung (AI Act) ist das wichtigste KI-Regelwerk für Unternehmen, die KI herstellen und anwenden oder dies in der Zukunft planen. Der BDI setzt sich seit dem Legislativvorschlag der Europäischen Kommission im April 2021 bis zum Inkrafttreten des Acts voraussichtlich im Juni 2024 (und teilweise darüber hinaus) für die Industriebedarfe bei der Regulierung von KI ein, indem wir über Stellungnahmen, Positionspapiere und Veranstaltungen die Perspektive der gesamten deutschen Industrie abbilden und vertreten.