© Christian Kruppa
Künstliche Intelligenz: Bedrohungsszenario oder Chance?
In der öffentlichen Wahrnehmung wird künstliche Intelligenz (KI) als Bedrohung für Arbeitsplätze, eine Entmenschlichung von Kriegen und sogar als Gefahr für die Demokratie gesehen. Filmschaffende und Autoren tragen hierzu bei, indem sie humanoide Roboter – der Inbegriff künstlicher Intelligenz – als Kampfmaschinen darstellen oder diesen manipulative Fähigkeiten zuschreiben. Beispielhaft hierfür steht die Stuttgarter Tatort-Folge „HAL“ aus dem Jahr 2016. Diese spielte rund um das Softwareunternehmen BlueSky, welches das gleichnamige intelligente Sicherheitssystem entwickelt. Das selbstlernende und intelligente Programm entgleitet zunehmend der Kontrolle seiner Entwickler, manipuliert Beweise und trägt durch gezielte Fehlinformationen sogar zur Tötung seines Erfinders bei. Kurzum: Der Tatort – wie zahlreiche andere Filme und Bücher – zeichnet ein durchweg negatives Bild von einer die Menschheit regierenden, ja gar auf deren Auslöschung ausgerichteten künstlichen Intelligenz. Dabei hat KI großen gesellschaftlichen Nutzen: Dazu zählen beispielsweise KI-basierte Assistenzsysteme in Fahrzeugen zur Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr, der Beitrag von KI zur Erhöhung der Ressourceneffizienz in der industriellen Produktion oder die durch Künstliche Intelligenz ermöglichten Fortschritte in der Medizin.
Abseits der fiktiven Bedrohungsszenarien: Was ist KI?
Im Allgemeinen wird unter KI der Versuch verstanden, Maschinen und Computer so zu programmieren, dass sie menschenähnliche Entscheidungsstrukturen besitzen. Ziel ist es, dass Maschinen und Computer eigenständig Aufgaben bearbeiten, Probleme lösen und Entscheidungen treffen können. Bei künstlichen Intelligenzen gilt es zwischen schwacher und starker KI zu unterscheiden. Eine starke KI ist im Grunde zu allem fähig, wozu ein Mensch ebenfalls in der Lage wäre. Die starke KI ist es auch, die Filmemacher und Science-Fiction-Autoren fasziniert. Tatsächlich gibt es noch keine Konzepte, wie sich solch eine starke KI technisch realisieren lässt. Die schwache KI hingegen ist schon länger in Wirtschaft und Gesellschaft angekommen und macht zurzeit rasante Fortschritte. Sie befasst sich damit, einzelne Fähigkeiten des Menschen auf Maschinen zu übertragen, zum Beispiel das Erkennen von Sprache oder Bildern. Die Anwendungsmöglichkeiten einer schwachen KI sind stark auf das spezielle Gebiet beschränkt, für die sie programmiert wurde. So wäre eine zur Bilderkennung programmierte KI niemals in der Lage Texte zu erkennen und umgekehrt. Oft wird davon gesprochen, dass schwache Künstliche Intelligenz nur simuliert während starke KI wirklich intelligent ist.
Machine Learning = Künstliche Intelligenz?
Mit Nichten! Machine Learning ist lediglich ein Forschungsstrang innerhalb der Informatik-Teildisziplin „Künstliche Intelligenz“. Maschinelles Lernen beschreibt die „künstliche“ Generierung von Wissen basierend auf Erfahrungen durch eine Maschine. Hierbei erkennen Maschinen Muster in vorhandenen großen Datensätzen und können auf Basis durch frühere Situationen gewonnen „Erfahrungswissens“ das zu erwartende Eintreffen von Situationen voraussagen. Maschinen werden dadurch befähigt, selbständig Wissen aus Erfahrungen zu erzeugen. Dies kann beispielsweise für die vorausschauende Wartung von Maschinen und Anlagen (predictive maintenance) genutzt werden.
Künstliche Intelligenz: Forschung, öffentliche Investitionen und Umsetzung
Mit Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und der Fraunhofer Gesellschaft, zahlreichen global tätigen Industrieunternehmen, Hidden Champions aus dem Mittelstand und der guten Ausbildung hat Deutschland günstige Voraussetzungen beim Thema KI – insbesondere in Bezug auf Anwendungsfelder in der Industrie. KI muss aber noch stärker in den Unternehmen, der gesamten Forschungslandschaft und dem Bildungswesen verankert werden. Im Bewusstsein der Notwendigkeit einer verstärkten Thematisierung von KI in der Industrie hat der BDI bereits im Jahr 2018 einen Arbeitskreis „Künstliche Intelligenz & Autonome Systeme“ gegründet. Dieser soll zur Positionierung der deutschen Industrie in Bezug auf KI beitragen und an der Entwicklung von Empfehlungen für den zukünftigen Umgang mit KI mitwirken.