© Pexels/Fatih Turan

Maritime Lieferketten – ein Tor zur Welt für die deutsche Industrie

Mit einem prognostizierten Wachstum von jährlich 2,8 Prozent im Seeverkehr ist die maritime Wirtschaft und die verladende Industrie, die über See- und Binnenhäfen Waren transportiert, mehr denn je auf reibungslos laufende Prozesse angewiesen. Im BDI befasst sich das Deutsche Seeverladerkomitee (DSVK) mit den Anforderungen an die Herausforderungen in den maritimen Logistikketten.

Die maritime Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Rund 90 Prozent des interkontinentalen Warenaustauschs erfolgen über den Seeweg. Laut Seeverkehrsprognose des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wird das Umschlagsvolumen in den deutschen Seehäfen bis 2030 um durchschnittlich 2,8 Prozent pro Jahr auf 468 Millionen Tonnen ansteigen. Das deutschlandrelevante Umschlagvolumen der 36 – in der Seeverkehrsprognose – betrachteten Seehäfen wird im Zeitraum von 2010 bis 2030 von 438 Millionen Tonnen auf 712 Millionen Tonnen anwachsen.

Prognosen gehen zudem von einem Zuwachs von 25 Prozent bis zum Jahr 2030 im Seehinterlandverkehr, dem Verkehr zu und von den Seehäfen ausgehend, aus. Um dieses Wachstum stemmen zu können und den Warentransport der deutschen Industrie zu fördern, ist eine bedarfsgerechte Stärkung insbesondere der Hafen-Hinterlandanbindungen elementar wichtig. Dabei geht es um die leistungsfähige Verkehrsanbindung der Häfen per Schiene, Straße und Binnenwasserstraßen, um Güter hinein und hinaus transportieren zu können, sowie seewärtige Zufahrten.

Für die Exportnation Deutschland bildet die maritime Wirtschaft ein wichtiges Tor zur Welt. Rund ein Drittel des deutschen Außenhandels wird über Seehäfen abgewickelt. Daher ist die exportorientierte deutsche Wirtschaft auf ein effizientes und gut vernetztes System von Seehäfen, Binnenhäfen und Wasserstraßen angewiesen. Dabei setzt die Industrie auf nachhaltige Mobilität, denn drei bis vier Prozent der gesamten CO2-Emissionen in der EU entfallen auf den Schiffsverkehr. Wachstum und Klimaschutz müssen künftig noch besser verzahnt werden. Dazu zählt die optimale Vernetzung von Verkehrsträgern für den Seeverkehr, damit dieser seine Stärken ausspielen kann.

Der Schifffahrt stehen bisher nur limitierte Optionen für die Dekarbonisierung zur Verfügung. Die Förderung von nachhaltigen alternativen Kraftstoffen ist daher umso wichtiger. Die internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) hatte sich bereits 2018 auf eine Emissionsminderung geeinigt, der bis 2050 eine Reduktion von mindestens 50 Prozent im Verhältnis zu 2008 vorsieht. Eine inter­nationale Lösung, um „Carbon Leakage“ zu vermeiden und ein „Level Playing Field“ für den Seeverkehr zu erhalten, ist der richtige Weg. Auch die EU plant den See- und Binnenschiffssektor klimaverträglicher zu machen. Der internationale Charakter der Schifffahrt erfordert jedoch einen globalen Ansatz, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten und alternative Kraftstoffe zur Marktreife zu verhelfen. Die Produktion, Verteilung und der Markthochlauf nachhaltiger alternativer Kraftstoffe sowie der Ausbau der Landstromversorgung in See- und Binnenhäfen sind wichtige Schritte zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in der Schifffahrt.

Die maritimen Lieferketten sind abhängig von einer gut funktionierenden Wasserstraßeninfrastruktur, seewärtigen Zufahrten und leistungsfähigen Hafen-Hinterlandanbindungen. Die seeverladende Industrie ist im gesamten Bundesgebiet angesiedelt und deshalb auf einen zuverlässigen An- und Abtransport ihrer Waren auch in größerer Entfernung zum Seehafen über Wasserstraßen, Straßen und Schienennetze angewiesen. So gehört die Binnenschifffahrt zur Grundversorgung indus­trieller Logistikketten. Sie bietet sich bevorzugt für Transporte von Massengütern an, die über längere Distanzen trans­portiert werden müssen. Dies gilt insbesondere für flüssige und gasförmige Güter sowie Schüttgüter, die in der Tank- und Trockengutschifffahrt verschifft werden. Aber auch für den Containerver­sand, für den Seehafenzulauf sowie den Transport von Leercontainern in das Hinterland spielt die Bin­nenschifffahrt eine wichtige Rolle.

Im BDI befasst sich das Deutsche Seeverladerkomitee (DSVK) mit den Anforderungen und Herausforderungen maritimer Logistikketten. Das DSVK ist die Plattform der deutschen Wirtschaft für die Meinungsbildung in Fragen der maritimen Wirtschafts- und Transportpolitik. Das Gremium des BDI-Verkehrsausschusses vereint Unternehmen, die ihre Güter auf dem Seeweg und den Binnenwasserstraßen transportieren.

Das DSVK vertritt die Interessen der auftraggebenden ex- und importierenden Industrie und versteht sich als Partner maritimer Transportkette. Als Ansprechpartner für Politik, Ministerien und Verwaltung, maritime Wirtschaft, Reeder, Häfen und Transporteure bringt das DSVK Positionen der deutschen Industrie in die branchenpolitische Debatte ein. So unterstützt das Komitee nachhaltige Politikentscheidungen in Deutschland und der EU.

Das DSVK setzt sich insbesondere für diese Positionen ein:

  • Das Nationale Hafenkonzept für die See- und Binnenhäfen zügig umsetzen.
  • Seewärtige Zufahrten und Hafen-Hinterlandanbindungen gezielt und rasch ausbauen.
  • Kapazitätsengpässe in den Häfen beseitigen.
  • Konzeptionelle Vernetzung von See- und Binnenhäfen verbessern.
  • Binnenwasserstraßen weiter ertüchtigen.
  • Wettbewerb in und zwischen den deutschen und europäischen Häfen stärken.
  • Kostentransparenz bei Gebühren und Zuschlagsarten verbessern.
  • Innovative Technologien für effiziente Logistik fördern und einsetzen.
  • Regelungen zu Schiffsemissionen – Emissionsgrenzwerte, Abgaben und klimapolitische Anforderungen – international abstimmen.
  • Sicherheitsstandards für die Lieferkette international vereinheitlichen.
  • Behebung der Kapazitätsengpässe im Container-Seeverkehr und Verbesserung der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit im internationalen Seeverkehr.