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Neuer Fokus: BDI schlägt Weiterentwicklung der Wachstumsfinanzierung in Deutschland vor

Drei Jahre nach der Schaffung des Zukunftsfonds Deutschland durch die Bundesregierung zieht der BDI in einem aktuellen Positionspapier „Mit Risikokapital Innovationen hervorbringen“ eine Zwischenbilanz. Er empfiehlt, zur Weiterentwicklung der Wachstumsfinanzierung in Deutschland, den Fokus auf Investitionen der Industrie und DeepTech zu legen.

Tanja Gönner, BDI-Hauptgeschäftsführerin, betont die anhaltenden Herausforderungen im Bereich des Risikokapitals: „Risikokapital scheut weiterhin Investitionen in späteren Wachstumsphasen und in Technologien, die viel geduldiges Kapital benötigt. Um die großen Herausforderungen zu meistern, werden wir gerade in Deutschland, mit einem hohen Anteil industrieller Wertschöpfung, viel mehr davon benötigen.“

Deutschland zeigt Schwächen bei Unternehmensgründungen und deren Finanzierung. Viele der industriellen Innovationen erfordern umfangreiche Finanzierung über lange Zeiträume. Das vorhandene Kapital ist oft ineffizient. In vielen Fällen nutzen internationale Investoren diese Lücke und locken mit ihrem Kapital Technologien, Innovation oder ganze Unternehmen ins Ausland.

Mehr geduldiges Kapital erforderlich

Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung im Jahre 2021 einen Zukunftsfonds Deutschland mit einem Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro aufgelegt. Der Zukunftsfonds wurde inzwischen in ersten Teilen etabliert und durch die Ampelkoalition um Instrumente ergänzt, die einen Schwerpunkt auf Klimatechnologien legen. Dieser wichtige Schritt in die richtige Richtung sollte zukünftig weiter ausgebaut werden.

Gleichzeitig sind die Venture-Capital-(VC)-Märkte in Deutschland und Europa weitergewachsen und haben im Jahre 2021 einen außerordentlichen Boom erlebt. Diesem folgte jedoch in den Jahren 2022 und 2023 ein herber Rückgang der bereitgestellten VC-Mittel, während die Anzahl realisierter Investitionen schon früher abnahm.

Um die industriellen Innovationen, für die Deutschland als Industriestandort prädestiniert ist, zu entwickeln und zur Marktreife zu führen, braucht ist insbesondere geduldiges, risikotragendes Eigenkapital notwendig. Angesichts neuer geopolitischer Risiken wird klar, dass der VC-Markt in Deutschland einen deutlichen Schub benötigt.

Prof. Dr. Dirk Honold, TH Nürnberg /Entrepreneur und Co-Autor der Studie ergänzt:

„Längere Finanzierungen und Risiken bis zum Erfolg im Markt bei Start-ups in Schlüsseltechnologien und bei Deep-Techs sollten stärker durch Wachstumskapital unterstützt werden als bei Software as a Service (SaaS) Unternehmen, damit in wir Deutschland Innovationen durch eine starke Wissenschaft und starke Unternehmenslandschaft weiterhin erfolgreich große Wertschöpfung in den Weltmärkten erzielen können.“

Möglichkeiten für CO-Finanzierung erweitern

Zur Weiterentwicklung des Zukunftsfonds Deutschland schlägt der BDI unter anderem folgende begleitende Maßnahmen vor:

  • Gründungen in Schlüsseltechnologien und in industriellen Transformationsfeldern brauchen eine gezieltere Finanzierung. Deutschland sollte einen Wachstums- und Investitionsfonds für diese Schlüsseltechnologien einrichten, der über die bisherigen Instrumente hinausgeht und die Möglichkeiten zur Co-Finanzierungen erweitern.
  • Um den späteren Exit von Gründern zu verbessern, ist eine präzisere Analyse und Bewertung zukünftiger Erfolgsaussichten notwendig. Daher sollte die Aktienanalyse speziell für Schlüsseltechnologien belebt und auch die Bereitstellung von spezialisiertem Kapital am öffentlichen Kapitalmarkt von Start-ups wesentlich erweitert werden.
  • Wachstumskapital aus Pensionsfonds, Versicherungen, Stiftungen und Family Offices sollte eine wichtigere Rolle in der gesamten Finanzierung von Gründungen spielen. Auch öffentlich-rechtliche institutionelle Anleger und Pensionskassen sollten bis zu zehn Pro-zent in Risikokapital anlegen können und Hürden beim Einstieg reduziert werden.
  • Die steuerliche Forschungsförderung sollte weiter ausgeweitet werden, um die Finanzierungs-kosten und das Risiko von Forschung- und Entwicklungsaktivitäten zu senken. Dies könnte insbesondere bei technologieorientierten Unternehmensgründungen eine niedrigere Kapitaleffizienz effektiv ausgleichen.

Am 3. Mai 2024 wird der BDI sein Positionspapier auf einer Konferenz vorstellen und mit Fachleuten aus Politik, Verbänden und von der Kapitalgeber- und der Kapitalnehmerseite diskutieren.