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Zukunftsfähige Normungspolitik sichert den Standort Deutschland

Normen und Standards stärken den internationalen Handel, schaffen Vertrauen in einer vernetzten Welt und gestalten die grüne Transformation Deutschlands, Europas und der Welt. Starke Ambitionen autoritär regierter Staaten offenbaren die politische und strategische Dimension von Normung und Standardisierung und stellen westliche Industriestaaten vor neue Herausforderungen.

Normung und Standardisierung ist unverzichtbare Grundlage für eine leistungsfähige, exportorientierte und international wettbewerbsfähige Volkswirtschaft. Das Streben nach einer resilienten, grünen und digitalen Wirtschaft eröffnet neue Chancen der Regelsetzung und offenbart zugleich deren strategische Dimension.

Kein Marktzugang ohne technische Standards

Für die deutsche Industrie leistet Normung einen grundlegenden Beitrag zum Erhalt und Ausbau ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Technische Regelsetzung entscheidet über die Möglichkeit des Marktzugangs, die Position im Wettbewerb und stärkt die Resilienz gegenüber systemischen Wettbewerbern.

Nahezu alle weltweit gehandelten Produkte haben einen direkten oder indirekten Bezug zu Normen und Standards. Normung fördert die Interoperabilität von Produkten und Komponenten, trägt zur Rechtssicherheit bei und erleichtert den Zugang zu Märkten weltweit. Normung wirkt zwar ohne große öffentliche Wahrnehmung, die Ergebnisse sind jedoch täglich sichtbar: Schrauben passen zur Mutter, FFP2-Masken filtern nachweislich und Systeme der Künstlichen Intelligenz arbeiten verlässlich und sicher.

Insbesondere für die mittelständisch geprägte und exportorientierte deutsche Industrie stellt Normung ein strategisches Instrument dar. Damit also Produkte „Made in Germany“ inmitten der grünen und digitalen Transformation zum weltweiten Exportschlager werden, braucht es aktive Experten in Normungs- und Standardisierungsorganisationen, wie dem Deutsche Institut für Normung (DIN) oder der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE). Personelle und finanzielle Investitionen in die Normung führen zu ökonomischen und ökologischen Erfolgen – für Wirtschaft und Politik. Allein der volkswirtschaftliche Nutzen für Deutschland liegt bei über 17 Milliarden Euro jährlich.

Normung im geopolitischen Wettbewerb

International stehen westliche Industriestaaten einem neuen, agilen und strategisch ausgerichteten Player gegenüber. China strebt eine führende Rolle in der Normung an und nutzt die Spielregeln auf dem Parkett der internationalen Normung geschickt für sich. Parallel versucht China, seine Macht durch die Implementierung nationaler Technologiestandards im Rahmen der Belt and Road Initiative in regionalen Märkten weltweit zu festigen und schafft so strategische wie finanzielle Abhängigkeiten.

Die verstärkten Anstrengungen Chinas zur Durchsetzung seiner industrie- und handelspolitischen Interessen werden von Wirtschaft und Politik kritisch beobachtet. Deutschland und die Europäische Union haben bereits reagiert. Mit der Europäischen Normungsstrategie sollen die technologische Souveränität Europas gewahrt und die Erarbeitung internationaler Normen nach westlichen Werten gefördert werden.

In Folge schneller Innovationszyklen und einer zunehmenden Komplexität der Wertschöpfungsketten wächst der Bedarf an Normen und Standards. Um eine zukunftsfähige Normungspolitik zu gewährleisten, hat die deutsche Industrie sechs wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen formuliert. Industrie- und handelspolitische Verschiebungen globaler Dimension haben eines verdeutlicht: Normungspolitik ist Industriepolitik und braucht wirtschaftliche Expertise.