Strommast von innen

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Stromlücken für die Industrie? Abschaltbare Lasten für die Energiesicherheit

Die Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV) läuft Ende Juni 2022 aus. Eine Verlängerung der bestehenden Verordnung ist dringend erforderlich. Systemstabilität und Versorgungssicherheit sind von zentraler Bedeutung für die deutsche Industrie. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit einhergehende Unsicherheit bei der europäischen und deutschen Energieverfügbarkeit erfordern alle möglichen Instrumente zum Erhalt der Systemsicherheit.

Die deutsche Industrie empfiehlt deshalb dringend die Verlängerung der bestehenden AbLaV um ein Jahr, bis eine adäquate Nachfolgeregelung erarbeitet und umgesetzt ist. Ohne eine Verlängerung der AbLaV wären ab Juli 2022 vergleichbare Maßnahmen der Industrie zur Systembilanzstützung nicht mehr möglich. Es wäre nicht sachgerecht und zudem riskant, auf die von den Unternehmen bisher bereitgestellten Flexibilitäten künftig zu verzichten.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die damit einhergegangene Unsicherheit bei der europäischen und deutschen Energieverfügbarkeit machen jedes zusätzliche Instrument unverzichtbar. Die Ereignisse seit Februar 2022 haben die ohnehin angespannte Situation auf den Energiemärkten weiter verschärft und auch das Risiko für die Gefährdung der Systemstabilität erhöht. Wenn die Systemstabilität nicht mehr aufrechterhalten werden kann, drohen Zwangsabschaltungen. Für den Industriestandort Deutschland wäre das fatal, für unsere Unternehmen eine Katastrophe. Insbesondere in dieser Situation werden alle zur Verfügung stehenden Instrumente benötigt – es dürfen keine Regelungslücken entstehen.

Industrielle Flexibilität wichtiges Instrument zur Systemstabilität und Versorgungssicherheit

Industrieller Flexibilität wird von der Bundesregierung zu Recht eine wichtige Rolle im zukünftigen Energiesystem zugeschrieben. Abschaltbare Lasten sind zudem schon heute ein wichtiges Instrument zum Schutz der Systemstabilität: Von 2017 bis 2020 fanden laut Bericht der Bundesnetzagentur insgesamt 259 Abrufe von abschaltbaren Lasten statt. Davon erfolgten 253 Abrufe zur Stützung der Systembilanz und sechs Abrufe aus engpassbedingten Gründen. Hinzu kommen weitere 61 Abrufe in 2021 und 2022. Jüngst hat die AbLaV ihre wichtige Bedeutung für die Systemstabilität Anfang April 2022 auch besonders anschaulich unter Beweis gestellt: In der Zeit zwischen 11 Uhr und 13 Uhr wurden nahezu alle verfügbaren abschaltbaren Lasten aktiviert, um Ungleichgewichte in der Systembilanz aufgrund von Wetterprognoseabweichungen auszugleichen. Ohne den Einsatz von verfügbaren Abschaltlasten würde die Systemstabilität folglich sehr stark in Bedrängnis geraten.

Gemeinsame Industrieposition

Die gemeinsame Industrieposition  wurde federführend mit dem Verband der Chemischen Industrie, WirtschaftsVereinigung Metalle sowie dem Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft erarbeitet.