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Szenario 2: Nationale Transformationsanstrengungen
Der Weg in das Szenario: Treiber und Weichenstellungen
Transformatives öffentliches Investitionsprogramm durch erweiterte Finanzierungsspielräume
- Modernisierung der Verwaltung, weniger Steuern und Abgaben sowie Entbürokratisierung
- Verlässlicher politischer Rahmen stützt Planungssicherheit und damit langfristige Investitionen
- Nationale Transformationsstrategien führen zu Konkurrenz und Unstimmigkeiten innerhalb der EU
- Gesellschaftlicher Wert von Leistung und Unternehmertum steigt
Szenariowelt 2030
Die deutsche Wirtschaft wächst dynamisch und ist durch eine nationale Transformationsstrategie auf einem Pfad zur Klimaneutralität. Die nötigen Weichenstellungen erfolgten Mitte der 2020er und erforderten damals ein entschiedenes Handeln in der Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.
Die zukunftsorientierten öffentlichen Investitionen (z. B. Energie, Verkehr, Industrie, Bildung, sozialer Wohnungsbau) entfalten ihre Wirkung und stärken den Standort im internationalen Wettbewerb. Der Einigungsprozess auf einen Investitionsplan und Finanzierungsinstrumente verläuft nicht ohne Reibungen in der Politik und Wirtschaft, ist schlussendlich aber erfolgreich. Der Zugang zu Kapital (nicht-bankenbasierte und bankenbasierte Finanzierung) hat sich für den industriellen Mittelstand verbessert. Die mittelständischen Investitionen sind nun deutlich höher, etwa in erneuerbare Energien und KI-Systeme zur Steigerung der Arbeitsproduktivität. Der positivere Blick auf die langfristige Zukunft zeigt sich auch im robusten Konsum- und Investitionsverhalten der Haushalte.
Die gestiegene Kompromissbereitschaft in der Gesellschaft stützt politische Reformen, die infrastrukturelle Modernisierung sowie Investitionen des Mittelstands und von ausländischen Unternehmen (z. B. Akzeptanz von Bauvorhaben). Der Fachkräftemangel wird durch eine verstärkte Zuwanderung, eine ausgeweitete Wochen- und Lebensarbeitszeit sowie die digitale Transformation entscheidend abgemildert. Die stärkere Leistungsorientierung in der Gesellschaft hat verschiedene Gründe, hierzu zählen finanzielle Überlegungen und auch veränderte Werte. Der industrielle Mittelstand erhöht Investitionen in Ausbildung und Weiterbildungsmaßnahmen, um den Fachkräftemangel abzufedern und die Belegschaft auf veränderte Jobprofile und Kompetenzbedarfe vorzubereiten.
Wachsender Stellenwert von Unternehmertum und florierende Start-up-Landschaft
Die stärkere Leistungsorientierung in der deutschen Gesellschaft zeigt sich auch in erfolgreichen Unternehmensnachfolgen und vermehrten Neugründungen. Start-ups starten auf der grünen Wiese und setzen neue Technologien und Prozesse ein, die durch technologische Entwicklungssprünge verfügbar wurden. Immer wieder etablierten sich ehemalige Start-ups als „neue“ Mittelständler und erhöhen somit den Wettbewerbsdruck. Der industrielle Mittelstand fördert die florierende Start-up-Landschaft proaktiv und integriert aussichtsreiche Start-ups frühzeitig in Wertschöpfungsverbünde.
Mittelstand in der grünen und digitalen Transformation
Der klare regulatorische Rahmen und öffentliche Investitionen sichern die Planungssicherheit für den industriellen Mittelstand und die Geschäftspartner am Standort. Damit werden Investitionen in klimaneutrale Prozesse, Ressourceneffizienz und digitale Technologien erfolgreich angereizt. Der Mittelstand ist nicht nur Spezialist für einzelne, separate Produkte oder Dienstleistungen, sondern entwickelt vielmehr ganzheitliche Produkt-Service-Systeme und B2B-Plattformen. Damit erschließen Mittelständler auch erfolgreich neue Exportmärkte in zukunftsträchtigen Schwellen- und Entwicklungsländern. Aber nicht alle Mittelständler können mit der Veränderungsgeschwindigkeit durch Technologiewechsel und veränderten regulatorischen Anforderungen mithalten. Es kommt trotz der wirtschaftlichen Dynamik zu Unternehmensaufgaben von abgehängten Mittelständlern.
Verschärfte Konkurrenz innerhalb der EU
Allerdings forcieren auch andere EU-Mitglieder nationale Transformationsstrategien. In der EU kommt es zu einer intensiven innereuropäischen Konkurrenz, protektionistischen Tendenzen und innereuropäischen Streitigkeiten, etwa über Anreizsysteme und die Ausgestaltung von Nachhaltigkeitstaxonomien. Die Konkurrenz äußert sich auch in einem innereuropäischen Wettbewerb hinsichtlich Steuern und Abgaben sowie Anreizen für Unternehmensansiedelungen. Europäische Unternehmen und EU-Länder, die besonders vom demographischen Wandel betroffen sind, konkurrieren um Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland und werben auch untereinander Fachkräfte ab. Die Konkurrenz der EU-Mitgliedstaaten und unternehmerischer Wettbewerb wirken sich positiv auf Innovationen und Produktivitätssteigerungen im Mittelstand aus.
Integrierte Wertschöpfungsketten am Standort: Zwischen Strukturwandel und Resilienz
Nationale Importstrategien sichern die Versorgung mit Energie und kritischen Rohstoffen, teilweise zu hohen Preisen. Die steigenden Rohstoffpreise bzw. Konkurrenz um diese ist eine Folge von weltweit ambitionierten Klimazielen. Diese sind darin begründet, dass die negativen Effekte des Klimawandels weltweit stärker als Herausforderung wahrgenommen werden – etwa durch steigende Gesundheitskosten oder Ernteausfälle in China und Indien. Die deutsche und europäische Industriepolitik betont den Mehrwert der energieintensiven Industrie mit Blick auf Synergien in Wertschöpfungsnetzwerken, Resilienz und Klimaschutz. Die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrie wird daher im Rahmen der Transformationsanstrengungen durch verschiedene politische Maßnahmen gestärkt. Auf EU-Ebene werden – trotz sonstiger Differenzen – wirksame Schutzmaßnahmen etabliert, um einem Abwandern der Industrie in Länder mit geringeren ESG-Standards entgegenzuwirken. Dieser Außenschutz ist ein geteiltes Interesse, das die EU stabilisiert.