Türkei braucht demokratische Strukturen, um Vertrauen zurückzugewinnen
Für deutsche Unternehmen haben gute Wirtschaftsbeziehungen zur Türkei einen sehr hohen Stellenwert. Mehr als 6.500 Unternehmen mit deutscher Beteiligung sind im türkischen Markt aktiv und beschäftigen dort mehr als 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Deutschland leben mehr als drei Millionen türkischstämmige Menschen – darunter viele Unternehmerinnen und Unternehmer. Beide Länder sind somit eng miteinander verflochten. Die Verbindungen zwischen Deutschland und der Türkei sind an vielen Stellen so stark, dass es unbedingt notwendig ist, den Dialog aufrecht zu erhalten und sogar wieder zu intensivieren. Das gilt gerade auch in politisch schwierigen Zeiten.
Auch wenn deutsche Unternehmen in ihrem Türkeigeschäft aktuell Verunsicherungen spüren, ist doch die überwiegende Mehrheit unserer Betriebe vom großen Potenzial des türkischen Marktes überzeugt. Um das Vertrauen in diesen Markt zu stärken und deutsche Unternehmen wieder vermehrt zu Neuinvestitionen zu ermutigen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehören ein hohes Maß an Rechtssicherheit sowie die Unabhängigkeit der Zentralbank. Auch die Einhaltung der Regelungen der seit 1996 zwischen der EU und der Türkei bestehenden Zollunion ist ein wichtiger Faktor. Maßnahmen wie die jüngsten Dekrete zur Konvertierung von Exporterlösen in türkische Lira wirken leider als zusätzlicher Hemmschuh bei der Wiederherstellung von Vertrauen ausländischer Investoren.
Die Wirkungen solcher Maßnahmen aus Sicht deutscher Unternehmen zu kommunizieren, sollte Teil des offenen Dialogs zwischen beiden Ländern sein. Dazu kann der Besuch von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan einen wertvollen Beitrag leisten.
„Für uns ist eine stabile Türkei wichtig. Die Rückkehr zur Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit ist neben Reformmaßnahmen in der Wirtschaftspolitik zwingend. Demokratische Strukturen sind maßgeblich, um das Vertrauen der Investoren wieder zurückzugewinnen", betonte BDI-Präsident Dieter Kempf.
Dem schloss sich BdB-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid an: „Das Vertrauen in eine stabilitätsorientierte Geldpolitik ist das wichtigste Kapital einer jeden Notenbank. Die privaten Banken in Deutschland erwarten verlässliche Signale der türkischen Regierung für eine politisch unabhängige und an der Geldwertstabilität orientierte Zentralbank.“
DIHK-Präsident Eric Schweitzer unterstrich: „Wir sind sehr daran interessiert, trotz der politischen Spannungen den Gesprächsfaden zwischen beiden Seiten wieder enger zu knüpfen. Dabei dürfen Probleme nicht zugedeckt werden, sondern müssen offen angesprochen und dann im gegenseitigen Respekt voreinander auch gelöst werden."