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Wasser als industrieller Standortfaktor

50.000 Unternehmen nutzen Wasser, insbesondere zu Kühlzwecken und zur direkten Verwendung im Rahmen der Produktion. Das verarbeitende Gewerbe steht für rund 20 Prozent des Jahresbedarfs an Wasser in Deutschland, 46 Prozent davon entfallen auf die Energiewirtschaft, im Vergleich dazu entfallen elf Prozent auf private Haushalte. Wasserwirtschaftliche Weichenstellungen sind Wirtschafts- und Standortpolitik in einem. Zielkonflikte müssen daher klar ausformuliert und pragmatisch entschieden werden.

Die Industriezweige mit dem höchstem Wassergebrauch sind die Chemie mit 58 Prozent, Ernährung und Metall mit je zehn Prozent und Papier mit acht Prozent. Das im betrieblichen Bereich zur Verfügung stehende Frischwasser stammte im Jahr 2019 überwiegend aus eigener Wassergewinnung. Ein Großteil des Wassers wird von den Betrieben mithilfe von Gewinnungsanlagen direkt aus Oberflächengewässern wie Flüssen, Seen oder Talsperren entnommen. Auch Grundwasser wurde zur Wassergewinnung genutzt. Die Industrie nutzt somit kein Trinkwasser, sondern Grundwasser oder Oberflächengewässer für Produktions- und Kühlzwecke. Nach Reinigung und Abkühlung wird das Wasser wieder zurück in die natürlichen Vorkommen geleitet. Beispiel chemische Industrie: Etwa 20 Prozent des insgesamt benötigten Wassers werden in der Chemieindustrie für die Chemikalienherstellung als Lösemittel, Reaktionsmedium oder Reinigungsmittel genutzt. Die restlichen 80 Prozent entfallen auf die Kühlung.

Rückgang des Wassergebrauchs in der Industrie

In allen Industriebranchen ist der Wassergebrauch in den vergangenen Jahrzehnten stetig gesunken. Beispielsweise hat 

  • die Stahlindustrie ihren Wassereinsatz in den vergangenen 30 Jahren um 75 Prozent,
  • die chemische Industrie in den vergangenen zwei Jahrzehnten um ein Drittel und
  • die Papierindustrie ihren Wassergebrauch in den vergangenen Jahrzehnten um 80 Prozent

vermindert.

Technologischer Fortschritt ist der Schlüssel zur Reduktion des industriellen Wasserverbrauchs. Einsparmöglichkeiten sind von Branche zu Branche sehr unterschiedlich und erfordern genaue Kenntnis der beteiligten Wasser-, Wärme- und Stoffströme. Geschlossene Wasserkreisläufe sind für Einsparungen essenziell.

Industrie im Kontext der Wassernutzungshierarchie

In Bezug auf Wasser sind zunächst einmal alle Nutzer als grundsätzlich gleichberechtigt anzusehen. Um allen Nutzern eine sichere Versorgung garantieren zu können, ist eine wissenschaftlich basierte, gesamtgesellschaftliche Diskussion über eine sinn- und maßvolle Wasserverwendung notwendig. Alle Nutzungsansprüche sind angemessen zu berücksichtigen.

Die deutsche Industrie hält nichts von pauschalen Überlegungen, wer vorrangig auf die Wasserressourcen zugreifen darf und wer nicht. Von der Bundesebene sollte die generelle Orientierung festgelegt werden, die tatsächliche Wassernutzung sollte regional gelöst und näher ausgestaltet werden.

Gute Wasserqualität am Wirtschaftsstandort Deutschland sichern

Eine zukunftsweisende Umweltpolitik sollte sich daher dem Ziel verpflichten, Deutschland als attraktiven Wirtschaftsstandort – für börsennotierte Konzerne genauso wie für mittelständische Familienunternehmen – zu erhalten und auszubauen. Das gilt auch und inzwischen insbesondere mit Blick auf das Wasserrecht, welches zunehmend an Bedeutung gewinnt, nicht nur auf nationaler, sondern insbesondere auf europäischer Ebene. Damit unsere Lebensgrundlagen erhalten bleiben und die Versorgung der Menschen mit verlässlichen und risikoarmen Produkten auch in der Zukunft gesichert ist, müssen wir auch 2050 noch in Deutschland produzieren können. Ebenso wie wir die Innovationsfreude der Industrie zur Erreichung der Klimaziele benötigen, kann das industrielle Know-how viel dazu beitragen, eine gute Wasserqualität am Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern. Die Verfügbarkeit von Wasser ist ein entscheidender Standortfaktor.