© Kateryna Babaieva

Wie steht es um die deutsche Industrie?

Deutschland ist ein Industrieland. Nach wie vor trägt die Industrie maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand bei. Doch die Energiekrise, Lieferkettenengpässe und die Folgen des Russland-Ukraine-Kriegs gehen an die Substanz der energieintensiven Branchen.

Die jetzige Krise, insbesondere der Industriekostenschock, hat bereits zu Produktionsrückgängen in den energieintensiven Industrien geführt, da der Gaseinsatz für manche Produkte nicht mehr rentabel ist. Bis zu einem neuen, teureren Gasmarktgleichgewicht zur Mitte des Jahrzehnts bleiben die Energieintensiven unter großem Druck und die Lage fragil.

Unter den Leitbranchen schließt die Elektroindustrie das Jahr 2022 mit Wachstum ab. Der Maschinenbau - wie die Elektroindustrie nicht so energieintensiv - ist robust durch das Jahr gekommen.  Die Automobilindustrie schließt das Gesamtjahr 2022 zwar mit einem Plus ab, doch befindet sich das Produktionsvolumen immer noch auf niedrigem Niveau.In der Chemieindustrie ist die Produktion im Vorjahresvergleich gesunken, sodass 2023 sowohl die chemische als auch die pharmazeutische Industrie einen Produktionsrückgang erwartet.

Langfristige Auswirkungen auf die Industrie

Angesichts der sehr heterogenen Branchenbilder erwarten wir im laufenden Jahr für das verarbeitende Gewerbe keinen dramatischen Einbruch der Produktion. Die Produktion im Bauhauptgewerbe dürfte allerdings nach Einschätzung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie im kommenden Jahr um real sechs Prozent zurückgehen. Steigende Zinsen haben dabei das Neubaugeschäft erheblich ausgebremst, jedoch dürfte im Ausbaugewerbe der Rückgang wegen vieler Sanierungsmaßnahmen im Bestand etwas weniger stark ausfallen.

Eine Rückkehr zu Energiepreisniveaus aus dem letzten Jahrzehnt ist faktisch ausgeschlossen. Dies führt schon in mittlerer Frist zu dauerhaften Einbußen in der Produktion der Industrie, im Transportwesen und anderen Branchen. Die Bundesbank rechnet bis 2025 mit einem Dämpfer in der Größenordnung von gut zwei Prozent der Bruttowertschöpfung, wovon die Hälfte auf die Industrie entfällt.

Mehr Produktion durch Investition

Eine generelle Deindustrialisierung sehen wir nicht. Investitionen in den Klimaschutz, die Infrastruktur und die Digitalisierung werden in den kommenden Jahren mit deutlich höheren Investitionen einhergehen müssen. Vieles davon wird von der Industrie selbst geleistet werden müssen. Dieser Weg wird zu höherer Produktion in anderen, neuen Feldern führen – oder wir scheitern mit unseren Klimazielen.