Carsten Rolle, BDI-Abteilungsleiter Energie und Klima, Robert Habeck, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, IEA-Generalsekretär Fatih Birol, Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer (v.l.) © Christian Kruppa

World Energy Outlook 2023 der IEA: Hoffnungsträger erneuerbare Energien

Im November 2023 stellte der Generalsekretär der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dem BDI und dem Weltenergierat den neuen World Energy Outlook der IEA vor. Die Kernbotschaft: Das globale 1,5-Grad-Ziel beim Klimaschutz zu erreichen, halten die Experten für sehr schwierig, doch nicht für unmöglich. Mut macht der stark beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien.

Die Berechnung aus dem neuen World Energy Outlook sind eindeutig: Die bislang beschlossenen nationalen Politikmaßnahmen weltweit werden immer noch zu einer Erderwärmung um rund 2,4 Grad führen. Die bislang als nationale Klimabeiträge (NDC) veröffentlichten Pläne würden – bei vollständiger Implementierung – die globale Erwärmung auf 1,7 Grad begrenzen. Dennoch macht der stark beschleunigte Ausbau Erneuerbarer Energien Mut: Allein in China fließen täglich mehr als eine Milliarde US-Doller in neue Solaranlagen – oder wie IEA-Generalsekretär Fatih Birol es ausdrückte: „King Coal ist vorbei, Solar is the Queen“. Daher halten die Experten es zwar für sehr schwierig, das globale 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, aber nicht für völlig ausgeschlossen.

Nachdem China in den vergangenen zwei Jahrzehnten für den größten Teil des Energienachfragezuwachses verantwortlich war, wird sich die Rolle des ostasiatischen Staates in den kommenden Jahren ändern, da sich das gesamte Wirtschaftswachstum und strukturell das Wachstum energieintensiver Produktionsprozesse verlangsamen. 2022 zeichnete China für die Hälfte des Zubaus von Wind- und Solaranlagen und mehr als die Hälfte des weltweiten Verkaufs von Elektrofahrzeugen verantwortlich. Global erwartet die IEA daher einen Peak der fossilen Energien weltweit noch in diesem Jahrzehnt, für Kohle sei dieser bereits erreicht.

Geopolitische Spannungen könnten Verbreitung neuer Technologien bremsen

Bei den Märkten für verflüssigtes Erdgas (LNG), geht die IEA bis 2030 von einem deutlichen Wachstum um fast die Hälfte des heutigen LNG-Volumens aus. Diese ab 2025 hinzukommenden Mengen vor allem aus den USA und Katar könnten Russlands Möglichkeiten begrenzen seinerseits neue Märkte mit LNG in Asien zu versorgen. Insgesamt sieht Birol die gewachsenen geopolitischen Spannungen mit Sorge. Klimapolitisch könnten sie die Verbreitung neuer Technologien weltweit abschwächen.

Die Weltbevölkerung wird bis 2050 um 1,7 Milliarden Menschen wachsen, insbesondere in den Ballungszentren Indiens sowie weiteren Teilen Südostasiens und in Afrika. Für den Klimaschutz ist es ganz wesentlich, dass der dadurch ausgelöste Energienachfrageschub emissionsarm gelingt. Dabei bleibt es eine große Herausforderung, allen Menschen weltweit Zugang zu nachhaltiger kommerzieller Energie zu verschaffen. Insbesondere in Afrika bleibt die Zahl der Menschen, die nur mit gesammeltem Holz beziehungsweise Reststoffen kochen können und dabei ihre Gesundheit gefährden, weiter sehr hoch.

An die Vorstellung des Berichts schloss sich eine Diskussion an, die u. a. die wachsenden geopolitischen Risiken, die neue Rolle des Themas Resilienz sowie die Bedingungen für die Finanzierung der grünen Transformation beleuchten.