40. Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage: Deutschland und Europa müssen als Partner Brasiliens wieder attraktiver werden

Anlässlich der 40. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage äußern sich BDI-Präsident Siegfried Russwurm und Gunnar Kilian, Vorsitzender des Lateinamerika-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (LADW) und Mitglied des Konzernvorstands der Volkswagen AG.

Siegfried Russwurm:
„Deutschland und Europa müssen als Partner Brasiliens wieder attraktiver werden. Das fünftgrößte Land der Welt mit mehr als 210 Millionen Einwohnern spielt auf der geopolitischen Bühne eine zunehmend wichtige Rolle und wird stark von anderen Ländern umworben. Europa hat viel zu bieten, vor allem bei Dekarbonisierungslösungen sowie Zukunftstechnologien wie künstlicher Intelligenz und Quantentechnologien.

Wir dürfen beim EU-Mercosur-Abkommen keine Zeit mehr verlieren. Ziel muss sein, bis Ende des Jahres die Verhandlungen erfolgreich abzuschließen. So könnten wir Brasilien und die ganze Region enger an Europa binden und damit ein wichtiges Signal der Entschlossenheit gegenüber unseren globalen Wettbewerbern China und den USA senden. Für 91 Prozent aller gehandelter Waren würden die Zölle abgeschafft, wodurch sich für Exporte der europäischen Industrie jährliche Einsparungen in Höhe von vier Milliarden Euro ergeben.

Deutschland und Brasilien haben viele Möglichkeiten, gemeinsam die grüne Transformation voranzutreiben und so einen essenziellen Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten. Nur wenige Länder der Welt haben einen so sauberen Energiemix wie Brasilien: Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung liegt in Brasilien bei über 93 Prozent, in Deutschland bei über 56 Prozent. Auch mit Kooperationen bei grünem Wasserstoff können wir unsere Zusammenarbeit stärken.“

Gunnar Kilian:
„Ein gezielter Ausbau der Wirtschafsbeziehungen mit Brasilien ist in der jetzigen Phase für den Standort Deutschland entscheidend.

Die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas bietet mit ihrem dynamischen Wachstumsmarkt das Potential einer nachhaltigen Stärkung der deutschen Industrie. Bereits jetzt ist das Land einer der größten Investitionsstandorte deutscher Unternehmen außerhalb Europas und legt damit das Fundament für ein weiteres wirtschaftliches Engagement. Dieses kann weiter entfaltet werden, wenn in Politik und Wirtschaft nun die entsprechenden Weichen dafür gestellt werden.

Ein entscheidender Schritt dazu könnte ein Abkommen zur Vermeidung doppelter Besteuerung von Unternehmen sein. Deutschland und Brasilien sollten die Verhandlungen dazu wiederaufnehmen und technische Hürden überwinden. Die steuerliche Entlastung der Unternehmen würde langfristige Investitionsentscheidungen erleichtern und die weitere Diversifizierung unserer Volkswirtschaften voranbringen.“

Informationen zur Veranstaltung
Die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage (DBWT) feiern dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. In der Autostadt Wolfsburg kommen über 450 Teilnehmer aus Brasilien und Deutschland zusammen, um die traditionsreiche Partnerschaft zu stärken. Der Gastgeber der diesjährigen Konferenz ist die Volkswagen AG. Themen sind vor allem Fragen der Handelspolitik, Erneuerbare Energien, Dekarbonisierung, Digitalisierung, KI und Fachkräftegewinnung. Zu den Teilnehmenden gehören unter anderem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Vizewirtschaftsminister Márcio Elias Rosa, BDI-Präsident Siegfried Russwurm, Ricardo Alban, Präsident der brasilianischen Industrieverbandes Confederação Nacional da Indústria (CNI), LADW-Vorsitzender und VW-Konzernvorstand Gunnar Kilian und viele mehr. Die DBWT werden von BDI und CNI jährlich abwechselnd in Brasilien und Deutschland organisiert und haben sich zur wichtigsten Veranstaltung in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen entwickelt.