Brasilien gehört in Liste der 20 wichtigsten Handelspartner
Dennoch seien viele Fakten über das Land kaum bekannt, etwa, dass Brasilien mit einem Anteil von 84 Prozent erneuerbarer Energien bereits Vorreiter bei sauberer Stromerzeugung sei. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei rund 52 Prozent.
„Brasiliens Bedeutung für Deutschland sollte sich auch in den Handelszahlen widerspiegeln. Das Land gehört in die Liste der 20 wichtigsten Handelspartner“, forderte Russwurm. Gerade seit dem Antritt von Lula als neuem Präsidenten Brasiliens nahm die Zahl der politischen und wirtschaftlichen Kontakte zwischen Berlin und Brasilia zu. „Durchbruch für eine verstärkte Zusammenarbeit wäre das zügige Inkraftsetzen des EU-Mercosur-Abkommens. Die Verhandlungen begannen vor beinahe 24 Jahren“, so der BDI-Präsident. „Es braucht mehr Pragmatismus in der EU-Handelspolitik. Hierfür ist die geplante Zusatzvereinbarung der richtige Weg, um das Abkommen zwischen Brüssel und Brasilia nicht nochmals aufmachen und neu verhandeln zu müssen. Industrie und EU-Kommission sind sich einig: Mehr Umweltschutz ist nur als Zusatzvereinbarung effizient in das Abkommen zu integrieren.“
Mit dem Freihandelsabkommen ließen sich 85 Prozent Zölle für die europäischen Exporte in die Region und damit jährlich mehrere Milliarden Euro Abgaben für Unternehmen vermeiden. Dadurch entsteht ein Markt von über 717 Millionen Menschen, der mit neun Prozent der Weltbevölkerung fast 20 Prozent der Weltwirtschaft und 31 Prozent der weltweiten Warenexporte abdeckt. „Wir dürfen die Chance nicht verpassen, mit Mercosur eines der wichtigsten Projekte auf unserer bilateralen Handelsagenda umzusetzen“, mahnte Russwurm. „Das Abkommen setzt bei Umweltschutz und Arbeitnehmerrechten hohe Standards und verpflichtet die Länder, das Pariser Klimaschutzübereinkommen wirksam umzusetzen. In einem eigenen Nachhaltigkeitskapitel sind Regelungen zu Biodiversität, nachhaltiger Waldwirtschaft und zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags geregelt“, fügte er hinzu.
Bilateral wünscht sich der BDI zusammen mit dem brasilianischen Partnerverband Confederação Nacional da Indústria (CNI) von den Regierungen in Brasilia und Berlin, dass sie das Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung vorantreiben sowie Initiativen für Digitalisierung und Industrie 4.0 fördern. Gerade für das Exportland Deutschland ist die internationale Zusammenarbeit wichtig, denn: „Deutschland hat im vorigen Jahr Weltmarktanteile und Wettbewerbsfähigkeit verloren, daher ist der Bedarf an weiteren Freihandelsabkommen groß. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig internationale Kooperationen und vertrauensvolle Partnerschaften sind. Mit dem Abkommen rückt der südamerikanische Markt enger an Europa, unsere Regeln und Normen“, sagte der BDI-Präsident. Die deutsche Industrie setze auf langfristige, verlässliche Perspektiven mit Lateinamerika. Dies dürfte dringend benötigte Wettbewerbsvorteile vor der Konkurrenz aus China und den USA bringen. Russwurm: „Ziel muss sein, die Internationalisierung der deutschen und europäischen Wirtschaft über eine handelspolitische Strategie der Diversifizierung global voranzutreiben.“