BDI-Präsident Siegfried Russwurm

Die Zusammenarbeit von Deutschland und Brasilien ist eine Win-Win-Situation

Die deutsch-brasilianischen Beziehungen haben mit den Regierungskonsultationen Ende 2023 einen Energieschub bekommen. BDI-Präsident Siegfried Russwurm plädiert im Interview mit Tópicos dafür, diese Kraft für die Zusammenarbeit bei Themen wie grüner Wasserstoff, digitale Transformation und Kreislaufwirtschaft zu nutzen.

Die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage finden dieses Jahr in Deutschland statt. Was erhoffen Sie sich von den Begegnungen?

Die deutsch-brasilianischen Beziehungen haben mit den Regierungskonsultationen Ende 2023 einen Energieschub bekommen. Diese Kraft wollen wir für unsere Wirtschaftstage nutzen. Es gibt noch viele Bereiche, in denen ungenutztes Potenzial für eine engere Zusammenarbeit steckt, zum Beispiel bei grünem Wasserstoff, digitaler Transformation und Kreislaufwirtschaft. Die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage sind für mich ein Erfolg, wenn möglichst viele deutsche und brasilianische Unternehmen unsere Veranstaltung als Plattform nutzen, neue Kontakte knüpfen und Geschäfte ausbauen. Außerdem wünsche ich mir, dass Politik und Wirtschaft auf den DBWT laut für das EU-Mercosur-Abkommen werben und unser Ruf in Brüssel gehört wird.

Warum ist Brasilien attraktiv für die deutsche Wirtschaft?

Brasilien ist ein reiches Land mit vielen jungen Menschen, großer Fläche, vielfältigen Rohstoffen und enormem Potenzial für grüne Energie. Nur wenige Länder haben einen so sauberen Energiemix wie Brasilien. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bei 93 Prozent. Deutschland ist zwar Vorreiter bei Technologien für erneuerbare Energien, aber aufgrund begrenzter eigener Ressourcen immer auf Energieimporte angewiesen. Die Zusammenarbeit ist also eine Win-Win-Situation. Brasilien profitiert von Technologien und Investitionen, Deutschland vom Import erneuerbarer Energien. Brasilien ist auch bei Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Agrarwirtschaft ein attraktiver Partner für uns.

Wie kann die deutsche Politik die Partnerschaft mit Brasilien stärken, gerade vor dem Hintergrund wachsenden chinesischen Engagements?

Seit dem Amtsantritt von Präsident Lula ist die deutsche Politik sehr präsent in Brasilien: Die strategische Partnerschaft wurde mit den zweiten Regierungskonsultationen wiederbelebt, viele Absichtserklärungen für Kooperationen unterzeichnet – u.a. zu ökologischer Transformation, Dekarbonisierung, grünem Wasserstoff und erneuerbaren Energien. Beim Ausbau des wirtschaftlichen Engagements müssen wir uns dennoch anstrengen. Das Handelsvolumen von Brasilien und China ist mittlerweile fast zehnmal so hoch wie das von Brasilien und Deutschland. Chinesen drängen in Industriesektoren in Brasilien vor, in denen traditionell deutsche Unternehmen stark sind. China intensiviert rasant seine Wirtschaftsbeziehungen. Der Abschluss und die Ratifizierung des EU-Mercosur-Abkommens und die Erneuerung des Abkommens zur Vermeidung von Doppelbesteuerung wären wichtige Signale, dass Europa die Partnerschaft mit Brasilien ernsthaft stärken will.

Das Interview finden Sie hier