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Heute schon wie morgen fahren

Was werden Autos, Busse, Bahnen und Lkws in Zukunft alles können? Aktuelle Reiseerlebnisse aus der mobilen Welt von morgen – ein Zukunftsausblick.

 

 

Der Tag beginnt, draußen ist es kalt und der Wagen fährt schon mal vor – alleine. Wohlig warm ist es bereits im Innenraum, denn der Parkplatz über Nacht lag einen guten Kilometer entfernt. Kaum vorstellbar, dass sich Autofahrer im Jahr 2022 abends in den Städten noch merken mussten, wo sie ihr Auto abgestellt hatten, um morgens wieder einsteigen zu können: In der Mobilität der Zukunft übernimmt das Auto eigenständig die Parkplatzsuche, rechnet die Kosten ab und steuert, wenn es wieder gebraucht wird, selbst zum Besitzer zurück. Bei Bedarf frisch aufgeladen, vorgeheizt und schon mit den aktuellen Nachrichten auf dem Display, um bestens informiert in den Arbeitstag zu starten. Die Regie beim Fahren übernehmen eine Vielzahl von Sensoren, Kameras und intelligenten Assistenzsystemen und sorgen für eine sichere, stress- und staufreie Ankunft.

Automatisierung läuft auf Hochtouren

Einiges kommt uns heute schon bekannt vor, anderes klingt noch nach Utopie. Aktuell läuft die Automatisierung auf Hochtouren – neben der Mobilität, der Neo-Ökologie und der Konnektivität einer der großen Zukunftstrends, an denen die deutsche Autoindustrie und viele beteiligte Industriezweige arbeiten.

Nahezu lautlos und emissionsfrei können Fahrzeuge heute bereits fahren und auch teilautonome Systeme konnten sich schon beweisen. Fahrer können sich dabei über die bedingungsautomatische Ausführung von Funktionen freuen – und das nicht nur in einer Kolonne, sondern mit Spurwechsel und Überholvorgängen. Bis die Fahrzeuge allerdings vollautomatisiert auch enge Stadtverkehre bewältigen, braucht es dann noch einige Schritte. On-Board-Systeme arbeiten beim automatisierten Fahren jetzt schon dezent im Hintergrund und greifen im Notfall ein, um abzubremsen oder auszuweichen. Ein nächster Schritt wäre es, vernetzt über neue Mobilitätsdienste und die 5G-Technologie den nächsten freien Parkplatz mit Ladeanschluss für die Elektro-Batterie in Sekundenschnelle zu finden – natürlich vom Fahrzeug autonom angesteuert („Pilotiertes Fahren“).

Gesetz zum autonomen Fahren in Kraft

Der rechtliche Rahmen wurde dazu von der Bundesregierung mit dem Gesetz zum autonomen Fahren Ende 2021 verabschiedet. Doch das ist erst der Anfang eines langen und umfänglichen rechtlichen Überarbeitungsprozesses, den es geben muss. Zum Beispiel zur Haftungsfrage, wenn doch etwas passiert. Wer steht bei einem Unfall gerade – der Halter, der Fahrzeughersteller oder auch Softwareentwickler? Und was geschieht mit den unzähligen Daten, die so ein durchdigitalisiertes Auto im Zeitalter von Industrie 4.0 produziert? Abschließende Antworten auf diese Fragen stehen noch aus.

Nachhaltig die steigenden Verkehrsströme bewältigen

Einig sind sich dagegen alle Experten, dass umweltfreundliche Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge und intelligent vernetzte Autos künftig dazu beitragen, die Verkehrsströme flüssiger, sicherer und sauberer zu gestalten und so die Nachhaltigkeit des Verkehrs erheblich zu verbessern – eine der größten Herausforderungen der Branche. Auch herkömmliche Fahrzeuge sind stetig verbrauchs- und emissionsärmer geworden, sodass Europas Anteil an den weltweiten Verkehrsemissionen kontinuierlich zurückgeht. Rund ein Siebtel aller CO2-Emissionen der EU entfällt auf Pkws.

Aber Klimaschutz ist immer eine globale Herausforderung. Die Industrie arbeitet deshalb an nachhaltigen Mobilitätsangeboten, die das Potenzial haben, auch weltweit erfolgreich zu sein. Einer Studie zufolge, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellt wurde, bleibt die Nachfrage nach Mobilität unverändert, während die Nachfrage für neue Mobilitätsdienste steigt. Perspektivisch sinkt der mit dem privaten Auto zurückgelegte Kilometer und weniger Personen werden noch ein eigenes Auto besitzen. Für den Güterverkehr wird mit einer weltweiten Zunahme gerechnet. Global wird sich der Pkw-Bestand bis 2030 nahezu verdoppeln.

Neue Antriebstechnologien integrieren

Damit diese weltweiten Trends nicht zu einem massiven Anstieg des Energieverbrauchs im Verkehrssektor führen und die anwachsenden „Megacities“ nicht im Dauerstau kollabieren, müssen zukünftig mehr neue Antriebstechnologien in den Straßenverkehr integriert werden. Dazu zählen die schon verbreiteten Elektroautos, aber auch Wasserstoffautos oder Hybrid-Fahrzeuge, die zusätzlich mit alternativen Energiequellen, wie z. B. E-Fuels, betrieben werden können. CO2- und Feinstaubemissionen zu verringern und die Klimaziele zu erreichen, sind elementare Voraussetzungen für eine nachhaltige Mobilität. Dabei Strom aus regenerativen Quellen zu nutzen, ist eine Schlüsseltechnologie, sowohl für den Klimaschutz als auch für die führenden Industrie- und Technologiestandorte. Deshalb hat die Bundesregierung auch das Ziel ausgegeben, bis 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland zuzulassen – idealerweise ergänzt um die Funktionen und Dienste einer vernetzten Mobilität, die das Fahren nochmals sauberer und sicherer machen.

Mehr Mobilität, mehr Möglichkeiten

Aus Sicht des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) sind zum jetzigen Zeitpunkt schon Fahrassistenzsysteme im Einsatz, die vollautomatisierte Fahr- und Parkfunktionen in der Stadt ermöglichen. Was aber die schädlichen Emissionen angeht, gibt es noch Nachholbedarf – Ein Auto, das keine Emissionen mehr produziert, ist in jedem Fall eine zentrale Aufgabe. Derzeit konzentrieren sich die Hersteller vor allem auf folgende Varianten: rein batteriebetriebene Fahrzeuge („BEV“), Plug-in-Hybride („PHEV“) und Fuel Cell Electric Vehicle („FCEV“), die über Brennstoffzellenantrieb mittels Wasserstoff verfügen. Alle Technologien sind in der Entwicklung der Fahrzeuge weit fortgeschritten und sorgen für einen rasanten Anstieg der Zulassungszahlen: Gab es 2019 noch etwas mehr als 63.000 Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland, so hat sich diese Anzahl 2020 auf knapp 195.000 Stück verdreifacht. 2021 gab es bereits 307.500 neuzugelassene Elektroautos.

Neue Formen der Mobilität

Ergänzt werden diese Antriebstechnologien um neue Formen der Mobilität. Dank fortschreitender Digitalisierung können Nutzer verschiedene Verkehrsmittel bequem nebeneinander einsetzen und sinnvoll planen und buchen. Eine solche „intermodale Mobilität“ ist in deutschen Großstädten zunehmend zu beobachten. Zum Beispiel auf der Geschäftsreise: In die benachbarte Metropole geht’s zunächst per Bahn, für die Weiterfahrt zum Termin wartet je nach Entfernung und Wetter ein Leihrad oder ein Elektro-Carsharing-Fahrzeug am Bahnhof. Auswahl und Freischaltung des passenden Leih-Angebots erfolgen über eine Smartphone-App noch während der Zugfahrt.

Hält diese Entwicklung an, werden künftig vielleicht nicht mehr einzelne Verkehrsmittel nachgefragt, sondern Mobilitätsangebote, die individuell kombinierbar und ökologisch, flexibel und effizient sind. Das Smartphone wird dabei zum Informations- und Reiseterminal: Apps kombinieren Carsharing-Autos mit der Flug- oder Bahnverbindung, filtern die Ergebnisse nach Schnelligkeit oder Umweltfreundlichkeit oder suchen für das Elektromobil die nächste Ladesäule entlang des Fahrtweges inklusive der Abrechnung des getankten Stroms.

Oder anders formuliert: Die nächste automobile Revolution, die mit Carl Benz im Jahre 1886 buchstäblich ins Rollen kam, steht erst noch bevor. Heute stehen wir an der Schwelle der vollkommenen Integration umweltverträglicher Autos in die herkömmliche Infrastruktur. Oder besser: der umweltverträglichen und nachhaltigen Mobilität – in Zukunft dann auch ganz autonom.