©Dr. Thomas Koenen

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Wie Europa vom Regulierer zum Innovator werden kann

Beim Global Innovation Summit auf der Hannover Messe 2025 sprach Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI, über die zentralen Weichenstellungen für ein innovationsstarkes Europa. Im Dialog wurde deutlich: Die kommende EU-Kommission steht vor der Aufgabe, Europa zu einem Motor für Innovation zu machen – mit effektiver Förderung und einem regulatorischen Rahmen, der unternehmerisches Handeln stärkt statt hemmt.

 Europas Rolle neu denken

„Europa muss sich vom Regulierer zum Innovator entwickeln“, forderte Iris Plöger beim Global Innovation Summit des Netzwerks EUREKA  im Rahmen der Hannover Messe. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch regulatorische Vereinfachung müsse das Leitmotiv der nächsten Jahre werden, betonte sie in einem Fireside Chat. Die geplanten Vereinfachungspakete der neuen EU-Kommission seien ein Schritt in die richtige Richtung. Doch es brauche mehr: ein rechtliches Umfeld, das Innovationen „Made in Europe“ fördert und langfristige Perspektiven für forschungsintensive Industrien schafft. Dafür müsse vorrausschauende Innovationspolitik untrennbar mit sinnvoller Industriepolitik verknüpft werden.

Technologische Souveränität braucht Investitionen in Forschung und Innovation

Besonders eindringlich sprach sich Plöger für eine massive Stärkung der europäischen Forschungs- und Innovationsförderung aus. Der nächste mehrjährige Finanzrahmen der EU müsse hier klare Prioritäten setzen: „Wir brauchen ein R&I-Budget von mindestens 200 bis 220 Milliarden Euro – so wie es auch Mario Draghi und Manuel Heitor empfehlen.“ Dabei gehe es nicht nur um mehr Geld, sondern auch um die richtige Ausrichtung: industrienah, wettbewerbsorientiert und mit weniger bürokratischen Hürden. Innovationsförderung müsse ganzheitlich gedacht werden – von der Grundlagenforschung bis zur marktreifen Anwendung. Öffentliche und private Akteure müssten gemeinsam Verantwortung tragen, etwa in agilen, unbürokratischen Public-Private-Partnerships (PPP).

Start-ups und etablierte Unternehmen: Synergien nutzen

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war das Zusammenspiel von etablierten Unternehmen und Start-ups. Plöger betonte die Bedeutung solcher Kooperationen als Chancen für Synergien: Start-ups liefern innovative Lösungen, während etablierte Unternehmen Ressourcen und Marktzugänge bieten. Um diese Synergien nutzen zu können, brauche es gezielte Förderprogramme und digitale Matchmaking-Plattformen, die Zusammenarbeit systematisch unterstützen.

Der Wettbewerbs-Kompass als politischer Kompass

Mit Blick auf den neuen Competitiveness Compass der EU-Kommission unterstrich Plöger dessen Bedeutung als strategisches Steuerungsinstrument. Die darin festgehaltenen Handlungsfelder – von der Stärkung des Binnenmarkts über die Förderung von Innovation bis hin zur gezielten Mobilisierung von Finanzmitteln – seien richtig gesetzt. Entscheidend sei nun die konsequente Umsetzung: „Die Ziele des Kompasses stimmen. Jetzt müssen Taten folgen.“ Besonders wichtig sei es, die europäische Innovationslücke zu schließen – durch gezielte Förderung von Schlüsseltechnologien, mehr Flexibilität ohne Planungsunsicherheit und den Ausbau erfolgreicher Partnerschaften wie 2Zero, CCAM oder Made in Europe.

Rahmenbedingungen für die Transformation schaffen

Der Fireside Chat mit Iris Plöger machte deutlich, dass Europa an einem entscheidenden Punkt steht. Um im globalen Innovationswettlauf zu bestehen, braucht es mutige politische Entscheidungen, strategische Investitionen und einen echten Kulturwandel hin zu mehr unternehmerischer Freiheit. Der BDI sieht die neue EU-Kommission in der Pflicht – und die deutsche Industrie in einer Schlüsselrolle: als Treiberin eines wettbewerbsfähigen, innovationsstarken Europas.