
Wie der Start einer kleinen Trägerrakete von der Nordsee aussehen könnte © Harren&Partner / GOSA
German Offshore Spaceport Alliance gegründet
Beim Weltraumkongress 2019 hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) die Initiative für einen deutschen Startplatz für kleine Trägerraketen, sogenannte Microlauncher, gestartet. Im August 2020 legte der BDI der Bundesregierung ein detailliertes Konzept für die Realisierung einer solchen Startplattform in der Nordsee in Form eines privatwirtschaftlichen Betreibermodells mit staatlicher Unterstützung vor. „Die deutsche Industrie hat in den vergangenen Monaten umfangreiche Vorarbeiten für eine privatwirtschaftlich organisierte Startplattform geleistet. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, betont Matthias Wachter, BDI-Abteilungsleiter für Sicherheit, Rohstoffe und Raumfahrt.
Weiterer Meilenstein für Startplattform
Im Dezember 2020 hat sich mit der German Offshore Spaceport Alliance GmbH (GOSA) ein privates Industriekonsortium für den Betrieb der Startplattform gegründet. „Die Gründung eines Industrie-Konsortiums ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Start von kleinen Trägerraketen aus der Nordsee“, so Wachter. Die Gesellschafter und Partner der GOSA sind mehrheitlich mittelständische bzw. familiengeführte Unternehmen aus der Raumfahrt und dem maritimen Bereich sowie Infrastrukturbetreiber und Versicherer. So wird sichergestellt, dass eine breite, branchenübergreifende Expertise vorhanden ist. Gleichzeitig ist damit gewährleistet, dass die Plattform neutral betrieben werden kann und allen Microlauncher-Unternehmen gleichermaßen zur Nutzung offensteht. Eine Beteiligung weiterer Partner an der Betreibergesellschaft ist möglich.
Schlüssel für Zukunftstechnologien
Die Gründung der Betreibergesellschaft innerhalb kurzer Zeit verdeutlicht, welch hohen Stellenwert die deutsche Industrie einer Startplattform beimisst. „Von einer Startplattform würde die gesamte Industrie profitieren. Sie ist eine einmalige Chance, um eine unmittelbare Partizipation am dynamischen Zukunftsmarkt Weltraum zu ermöglichen, Wettbewerb und Innovationen in der Breite zu befördern“, sagt Wachter.
Allein bis 2028 werden weltweit knapp 10.000 Satelliten ins All befördert. 86 Prozent dieser Satelliten werden Kleinsatelliten sein. Diese Entwicklung verändert auch den Bedarf an Trägerraketen. Zukünftig wird es eine Mischung aus großen, mittleren und kleinen Raketen geben. Eine deutsche Startplattform würde daher das New Space-Ökosystem und Raumfahrt „Made in Germany“ erheblich stärken.
Raumfahrt ist für viele Zukunftstechnologien wie Big-Data-Anwendungen, Industrie 4.0, Konnektivität, IoT oder autonomes Fahren unabdingbar. Satellitengestützte Anwendungen leisten unverzichtbare Beiträge, um die Umwelt und das Klima genau zu beobachten und die knappen Ressourcen sorgsam, umweltgerecht und nachhaltig zu bewirtschaften. Innovative deutsche Startups betreiben z. B. Waldbrandbeobachtung aus dem All oder ermöglichen eine zentimetergenaue und damit effizientere Ausbringung von Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemitteln und auch Wasser auf die Felder. Dies trägt zu mehr Nachhaltigkeit und dem Erreichen der globalen Sustainable Development Goals (SDG) bei. All das kann durch eine deutsche Startplattform gestärkt werden.