Die Business 20: Die Stimme der G20-Wirtschaft
Die B20 ist seit 2010 der offizielle Dialog-Prozess der G20 mit der Wirtschaft. Aufgabe der B20 ist es, mit einer Stimme die konsolidierten Interessen der gesamten G20-Wirtschaft zu vertreten. Sie ist einer von acht Dialogpartnern der G20 mit der Zivilgesellschaft (Civil 20 (C20), Labour 20 (L20), Science 20 (S20), Think 20 (T20), Women 20 (W20), Youth 20 (Y20), Urban 20 (U20)). In der B20 erarbeiten Wirtschaftsvertreter aus der G20 gemeinsame Handlungsvorschläge, welche die Bandbreite der G20-Agenda abdecken.
B20-Prozess: Legitimität und Effektivität
Wie der Vorsitz der G20 rotiert auch der Vorsitz der B20 jährlich. Während des deutschen G20-Vorsitzes (Dezember 2016 bis Dezember 2017) waren der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sowie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mandatiert, die B20 zu organisieren. Vorsitzender war Dr. Jürgen Heraeus.
Zu Beginn jedes B20-Zyklus lädt der jeweilige Vorsitz Unternehmen und Wirtschaftsverbände in den G20-Ländern ein, sich um eine Mitgliedschaft in der B20 zu bewerben. B20 Deutschland hatte mehr als 700 Mitglieder – Vertreter von Spitzenverbänden der Wirtschaft und Unternehmen – aus allen G20-Ländern. Sie waren in acht Arbeitsgruppen organisiert. Bei der Auswahl der Mitglieder wird darauf geachtet, dass die Arbeitsgruppen repräsentativ sowohl hinsichtlich der Länder, Regionen, Sektoren wie auch Unternehmensgrößen und -typen sind. Internationale Organisationen – wie UNCTAD, OECD, WTO und die Weltbank – tragen in den Arbeitsgruppen mit Fachexpertise zur Positionsbildung bei.
Die Themen, mit denen sich die B20 befasst, werden zumeist in Umfragen unter den Mitgliedern ermittelt. Durch monatliche Arbeitsgespräche in den Arbeitsgruppen und regelmäßigen Austausch (mündlich und schriftlich) werden Empfehlungen an die G20 erarbeitet. Die B20 ermöglicht einen regen Austausch zwischen Vertretern von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden aus allen G20-Ländern. Der Prozess ist konsensbasiert. So ist sichergestellt, dass die in einer Arbeitsgruppe erarbeiteten Positionen von all ihren Mitgliedern mitgetragen werden.
Die Aktivitäten der B20 beinhalten:
- Konsolidierung der Interessen der Wirtschaft der G20-Länder: In themenspezifischen Arbeitsgruppen bearbeiten Wirtschaftsvertreter aus den G20-Ländern zentrale Fragen der Weltwirtschaft und stimmen, basierend auf dem Konsensprinzip, gemeinsame Positionen ab. Dass Wirtschaftsvertreter aus der gesamten G20 zusammenkommen, sich regelmäßig austauschen, Interessen konsolidieren und sich gemeinsam für Positionen einsetzen, ist bereits ein Wert an sich. Die B20 trägt so zu Verständigung und Vernetzung bei. Die B20 unterstützt überdies die G20 durch Expertise und praktische Erfahrungen. Die B20 bietet der G20 konsolidierte Wirtschaftspositionen, anstatt einer Vielzahl verschiedener Stimmen aus einzelnen Ländern.
- Interessenvertretung: Der B20-Vorsitz repräsentiert die Wirtschaftsempfehlungen gegenüber der globalen Politik und Öffentlichkeit. Hierzu zählen unter anderem Teilnahme an Treffen der G20-Arbeitsgruppen, Austausch mit G20-Ministern und -Sherpas sowie Medienaktivitäten. Beim B20-Gipfel werden die Empfehlungen der B20 an den Vorsitz der G20 überreicht. Vielen der B20-Empfehlungen wird in G20-Beschlüssen entsprochen. Die B20 hat beispielsweise dazu beigetragen, dass sich die G20 nun dem Thema des digitalen Handels widmet und dass es zahlreiche G20-Initiativen für eine verbesserte Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen gibt.
- Dialoge zwischen Politik und Zivilgesellschaft: Im Rahmen der B20 finden neben Arbeitstreffen zahlreiche B20-Veranstaltungen mit Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen statt. So leistet die B20 einen wichtigen Beitrag zum Dialog in der G20.
In der B20 werden komplexe globale Fragestellungen behandelt. Es ergibt sich von selbst, dass es – wie auch in der G20 – zum Teil schwierige Verhandlungen und auch hitzige Diskussionen gibt. Diese sind explizit erwünscht, denn die B20 soll dazu beitragen, einerseits Interessenskonvergenzen zu identifizieren, andererseits aber auch zu kreativen Lösungen und Kompromissen zu kommen. Dieser Interessenausgleich in der B20 hilft, gerade bei schwierigen Themen Handlungen zu identifizieren, die von allen G20-Regierungen auch im Hinblick auf die Interessen ihrer lokalen Wirtschaft mitgetragen werden können.
Ausblick
Italien hat im Dezember 2020 die B20-Präsidentschaft von Saudi-Arabien übernommen. Als B20-Deutschland beteiligen sich BDI, DIHK und BDA weiterhin aktiv am italienischen B20-Prozess. Derzeit gibt es sieben Task Forces zu Handel und Investitionen, Energie- und Ressourceneffizienz, Integrität und Compliance, Beschäftigung und Bildung, digitale Transformation, Finanzen und Infrastruktur sowie Gesundheit und Biowissenschaften. In Fortführung der saudi-arabischen Tradition wird die italienische B20 auch einen Action Council beherbergen, diesmal zum Thema Nachhaltigkeit und globale Notfälle. Die deutsche Wirtschaft plant, sich in allen sieben B20-Task Forces sowie im Action Council intensiv zu engagieren.