Susanne Wiegand © Renk Group

Susanne Wiegand, Vorsitzende des BDI-Ausschusses für Sicherheit

„Die Zeitenwende bedeutet, dass wir den Wert von Sicherheit wieder erkennen müssen.“ Das sagt Susanne Wiegand, Vorsitzende des BDI-Ausschusses für Sicherheit und CEO der Renk Group. Die diplomierte Betriebswirtin begann ihre Karriere als Beraterin. Sie bringt mehr als 20 Jahre Managementerfahrung in den Bereichen Fusionen und Übernahmen, Unternehmensführung und operatives Geschäft bei Unternehmen wie Rheinmetall, der Werftengruppe German Naval Yards und ThyssenKrupp Marine Systems mit.

Was bedeutet die Zeitenwende für Sie als Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit?

Der russische Angriffskrieg in der Mitte Europas zeigt uns in aller Deutlichkeit, dass Sicherheit die Grundlage unserer Gesellschaft, unserer Wertegemeinschaft und Lebensart ist. Daher muss unsere Demokratie nicht nur sprichwörtlich wehrhaft daherkommen, sondern sie muss es auch wirklich sein. Die Fähigkeit zur souveränen Verteidigung ist eine Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und Europas. Genau dies haben wir in den letzten Jahrzehnten aus den Augen verloren. Die Zeitenwende bedeutet, dass wir den Wert von Sicherheit wieder erkennen müssen, dass wir begreifen müssen, wie wichtig es ist, in unsere Sicherheit, unsere Verteidigungsfähigkeit zu investieren. Dazu gehört auch, Abhängigkeiten zu reduzieren und präventiv Risiken zu minimieren, damit Störungen, wie Sabotage an kritischen Infrastrukturen, nicht zu Katastrophen werden. Dies wird uns nur in einem engen Schulterschluss von Staat, Wirtschaft und der breiteren Gesellschaft gelingen. Wir als Industrie stehen dafür bereit.

Wo sehen Sie die Rolle der deutschen Industrie für die Sicherheits- und Verteidigungsfähigkeit unseres Landes?

Die Unternehmen der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie sind entscheidende Ausrüster und Partner der Bundeswehr sowie der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben der Bundesrepublik Deutschland. Sie dienen somit unmittelbar der Sicherheit und Freiheit der in unserem Land lebenden Bürgerinnen und Bürger. In diesem Sinne sieht sich die deutsche Industrie als steter Partner an der Seite des Staates.

Welche Schritte sind nötig, um unsere Sicherheit und unsere Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen?

Staat und Industrie müssen endlich zu einem neuen Miteinander finden, das nicht nur auf die aktuelle Krise des Krieges in der Ukraine fokussiert. Es muss darüber hinaus verstetigt werden und ein strategisch-vorausschauendes Handeln zulassen. Politik und Wirtschaft müssen enger zusammen gedacht werden. Wenn politischen Beziehungen abkühlen, dann sind wirtschaftliche Beziehungen und damit auch unsere Sicherheit betroffen. Für uns als Industrie ist das Primat der Politik die Grundlage allen Handelns. Was wir aber brauchen, ist Planungssicherheit, und die erhalten wir nur durch vorausschauendes und abgestimmtes Handeln der Bundesregierung. Wir fahren immer noch mit angezogener Handbremse – und genau diese Bremse gilt es zu lösen.

Im Februar 2022 wurde Wiegand zur Vorsitzenden des BDI-Ausschusses für Sicherheit gewählt. Dem Spitzengremium der deutschen Industrie für alle Fragen der inneren und äußeren Sicherheit gehören mehr als 30 hochrangige Industrie- und Verbandsvertreterinnen und -vertreter an.