„Freiheit digital“ – wie gelingt verantwortungsvolles Wirtschaften in einer digitalisierten Gesellschaft?
Die EKD-Denkschrift ist inhaltlich und strukturell entlang der zehn Gebote aufgebaut. Sie bietet grundsätzliche Orientierungen zu ausgewählten Fragen des digitalen Wandels – aus der Perspektive individuellen Handelns genauso wie als gesellschaftlicher Prozess zu sehen.
Die Ausgangslage und Motivation zur Denkschrift erläutert Heinrich Bedford-Strohm, seit 2014 der Ratsvorsitzende der EKD: „Weil sich die Technologien in den vergangenen zehn Jahren so rasant weiterentwickelt haben, hinken die gesellschaftlichen Normen für ihre Nutzung zwangsläufig hinterher. Umso dringlicher ist es, die ethischen Folgen der Digitalisierung stärker in den Blick zu nehmen, und sich über einen verantwortlichen Umgang mit den Technologien zu verständigen.“
In diesem Sinne bietet die Denkschrift einleitend u. a. in technologischer, medientheoretischer und sprachlicher Hinsicht einen nachdenklich-klärenden Zugang zur Bedeutung der zehn Gebote im Kontext der Digitalisierung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Beziehung Maschine-Mensch. Dabei bleibt der Mensch ethisches Subjekt und entscheidet über Gestaltung und Nutzung digitaler Technologien. So werde „deutlich, dass der Prozess der Digitalisierung weder einer unbeherrschbaren Eigendynamik folgt noch schicksalhaft über die Menschheitsgeschichte hereinbricht“ (S. 37). Vielmehr brauche es „verantwortliche Gestaltung“.
Zum Themenfeld Wirtschaft und Unternehmertum diskutiert „Freiheit digital“ im Licht vieler Ambivalenzen des digitalen Wandels tendenziell mehr Schutz- als Chancenaspekte. Der Text klingt latent kritisch zu Technik und Markt, gleichzeitig kommen Soziale Marktwirtschaft und Sozialpartnerschaft positiv an. Interessant mit Blick auf eine verantwortliche Gestaltung der Digitalisierung wäre gewesen, die normative Schnittstelle zur EKD-Denkschrift „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“ aus dem Jahr 2008 noch stärker zu entwickeln.
Natürlich gibt es unterschiedliche Annäherungen und Bewertungen zur Denkschrift. Das zeigte sich auch auf dem Tag der Industrie 2021. In je eigener Perspektive aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft diskutierten Traugott Jähnichen, Hans-Toni Junius, Anton Losinger und Linda Teuteberg.