Verzagtheit und mangelnde Offenheit für die Vielfalt der technischen Lösungen in Energie, Industrie, Verkehr und Wärme mindern die enormen Potenziale der Wasserstofftechnologie. „Wenn die Rahmenbedingungen für umfangreiche Investitionen bald nicht klar auf den Tisch gelegt werden, rückt das Ziel, Deutschland als weltweiten Leitanbieter dieser Technologie zu etablieren, in unerreichbare Ferne“, sagt Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer.
Der zügige Aufbau eines Heimatmarktes für Wasserstoff sollte ambitioniert angegangen werden. Die erste Zielmarke für die Elektrolysekapazität in Deutschland sollte daher das Jahr 2025 sein. Nur so entstehen bereits kurzfristig die ersten Referenzprojekte. Ob sich bis 2030 tatsächlich 15 Gigawatt oder vorerst nur fünf Gigawatt Elektrolyse-Kapazität realisieren lässt, hängt unter anderem vom Fortschritt beim Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland ab. Das Ziel kann daher im Rahmen der in dem Strategieentwurf avisierten Evaluierungen im Laufe der kommenden Jahre nach oben korrigiert werden.
Die Importstrategie für Wasserstoff muss ebenfalls in der Nationalen Wasserstoffstrategie mit ersten konkreten Maßnahmen untermauert werden. Es braucht ein konkretes Importziel für spätestens 2035 sowie eine Zielmarke für den Kick-Off erster internationaler Projekte zum Wasserstoffimport aus anderen Ländern. Nicht nur die energieintensiven Branchen mit ihren enormen Bedarfen brauchen Planungssicherheit, auch die heutigen und künftigen Energieexporteure Deutschlands und Europas benötigen ein glaubwürdiges Signal zur Entwicklung ihrer Strategien.
Klar ist: Wasserstoff ist nicht nur ein Thema für Deutschland, sondern für ganz Europa. „Ein klimaneutrales Europa mit einer starken Industrie ist ohne eine sichere und wirtschaftliche Versorgung mit Wasserstoff unvorstellbar“, sagt Holger Lösch. Europas Industrie wird auf dem Weg zur Klimaneutralität gigantischen Bedarf entwickeln, sollte aber auch als Technologieanbieter punkten. Die Verknüpfung zwischen Klimaschutz und Wettbewerbschancen muss viel stärker im Green Deal der EU zum Ausdruck kommen.