• EU-Reformen: „Wir haben jetzt die Chance, eine EU-Reformagenda anzupacken, die wirklich allen deutlich macht, dass die Europäische Union nicht das Problem, sondern die Lösung ist“, sagte Kempf. In der Eurozone könne der Europäische Finanzminister ein stabilisierender Faktor sein. Allerdings müsse man seine Aufgaben ganz klar bestimmen. Auch dürfe sich sein Budget nicht aus Steuererhöhungen speisen, sondern aus einem Verzicht auf Mittel in nationalen Budgets. „Dem von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker formulierten Ziel einer Ausweitung der Eurozone kann man sich nähern, aber nur unter den beschlossenen harten Beitrittskriterien.“
• Brexit: „Die Verhandlungen müssen von Seiten der britischen Regierung mit Ernsthaftigkeit und größerer Intensität geführt werden“, forderte der BDI-Präsident. „Theresa May muss schnellstmöglich einen klaren, nachvollziehbaren Kurs präsentieren. Die Stunde der Wahrheit naht.“ Irgendwann müsse die Regierung in London der eigenen Bevölkerung erklären, dass es falsch war zu glauben, mit dem Austritt aus der Europäischen Union würden Milch und Honig fließen. „Rachegefühle gehören nicht in die Diskussion. Statt eines Rosenkrieges erwartet die Industrie eine nüchtern und sachlich abgewickelte Scheidung.“
• Digitaler Binnenmarkt: „Gesetzliche Regulierung darf nur noch auf gesamteuropäischer Ebene erfolgen“, unterstrich Kempf. „Aus dem regulatorischen Flickenteppich der 28 EU-Mitgliedstaaten muss zügig ein echter, funktionierender digitaler Binnenmarkt werden.“ Der zügige Ausbau einer europaweiten hochleistungsfähigen digitalen Infrastruktur gehöre auf die Prioritätenliste der EU-Kommission.“
• Verteidigung: „Die EU-Mitgliedsstaaten sollten nicht nur darüber reden, mehr für die Verteidigung auszugeben, sondern vor allem darüber, das Geld gebündelter und damit sinnvoller zu investieren“, verlangte der BDI-Präsident. Dabei sehe er ein Wachstumspotenzial für die europäische Industrie, nicht nur für die deutsche. Eine sinnvolle europäische Zusammenarbeit sei möglich, also auch eine Produktion an verschiedenen nationalen Standorten. „Warum soll dies im militärischen Bereich nicht auch möglich sein?“