BDI-Präsident Siegfried Russwurm sagte dem „Handelsblatt“ mit Blick auf die Situation deutscher Unternehmen in Russland, dass viele Verantwortliche überzeugt seien, mit diesem Regime keine Geschäfte mehr machen zu können: „Viele Unternehmen überlegen die Konsequenz, sich aus Russland zurückzuziehen, auch schon ohne Sanktionen.“ Es gebe Unternehmen, die sehr stark betroffen seien, weil sie aus der historischen Entwicklung ein großes Russlandgeschäft hätten. Für sie ist die Situation enorm herausfordernd.
Hinsichtlich der angekündigten Sanktionen sagte der BDI-Präsident: „Die Politik muss grundsätzlich alle Sanktionsoptionen in Betracht ziehen – denn Putin scheint unberechenbar.“ Es sei klug und angemessen, dass die EU und die USA auf die russische Aggression schrittweise reagieren, nun auch mit dem scharfen Schwert Swift. Allerdings sollten sie selbst in der aktuellen Situation sehr besonnen abwägen und zielgenau vorgehen: Schließlich sollten Nahrungsmittelexporte nach Afrika genauso möglich bleiben wie Spenden für humanitäre Organisationen im Kriegsgebiet.
Der Angriff auf die Ukraine leitet für Russwurm eine Zeitenwende ein, deren Folgen auf lange Zeit die Kräfte der Politik und der Wirtschaft binden werden. Man könne nicht absehen, wie es weitergeht: „Niemand weiß, was Putin noch vorhat. Das, was jetzt schon passiert ist, ist bereits eine Katastrophe – vor allem eine humanitäre.“ Russland habe gerade die Geschäftsordnung des globalen Miteinanders aufgekündigt.
Der BDI-Präsident und der Erste Vorsitzende der IG Metall Jörg Hofmann konstatierten in einer gemeinsamen Erklärung die Einigkeit der deutschen Wirtschaft: „Der Angriffskrieg von Wladimir Putin gegen die Demokratie in der Ukraine erzeugt unfassbares menschliches Leid für die ukrainische Bevölkerung. Dieser Krieg ist ein beispielloser Angriff auf die europäische Friedensordnung, die auf Freiheit, Menschenrechten, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit basiert. Unsere Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine.“ Die Zivilbevölkerung muss müsse jetzt die humanitäre Unterstützung bekommen, die sie braucht.
„Dieser eklatante Bruch des Völkerrechts, die Missachtung des Selbstbestimmungsrechts der Völker sowie der ungeheuerliche Akt der Aggression gegen die Zivilbevölkerung erfordern eine unmissverständliche Antwort in Form umfassender Sanktionen gegen die Verantwortlichen dieser Aggression“, unterstrichen Hofmann und Russwurm. Sie forderten die russische Regierung auf, „alle Angriffe einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren“.
Die Spitzenvertreter von BDI und IG Metall, die auch Mitbegründer des Bündnisses „Zukunft der Industrie“ sind, unterstützen mit Nachdruck die von der Bundesregierung, der Europäischen Union und den westlichen Bündnispartnern verhängten Sanktionsmaßnahmen gegen Russland: „Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg nur auf der Grundlage von Frieden, Freiheit und Demokratie erreichbar ist, und sind bereit, unseren Beitrag hierfür zu leisten.“